Domenik Anders lernt Baugeräteführer und erfüllt sich seinen Kindheitstraum
Ihr kennt es sicher, das Phänomen, wenn große Baumaschinen bei kleinen Steppkes für große Augen sorgen: „Bagger!“, ein Arm schnellt hoch, ein Strahlen zieht über das Gesicht, dicke Bauklötze werden gestaunt – das Glück ist perfekt.
Domenik Anders kann dies zu 100 Prozent bestätigen: „Mein Vater ließ mich, als ich anderthalb Jahre alt war, in einem Minibagger meinen eigenen Sandkasten mit ausheben. Seitdem konnte ich Stunden damit verbringen, zuzusehen wie auf Baustellen Maschinen arbeiteten. Es war faszinierend für mich, wie schnell sich die Baustellen von Tag zu Tag veränderten. Wie Baugruben tiefer und größer wurden und Häuser vom Keller in die Höhe wuchsen. Im Sandkasten hatte ich dann Mobilbagger, Kettenbagger, Raupe, Walze, Kran und LKW in klein. Alles war vorhanden und ich konnte Stunden lang meine eigenen Baustellen nachstellen. Da grub ich u. a. meine ersten Kanäle zur Baustellenentwässerung, legte Teiche und Sandberge an. Da mein Vater Eigentümer eines Fuhr- und Abbruchbetriebes ist, durfte ich beizeiten mit unserem kleinen Radlader auf dem Grundstück erste einfache Arbeiten erledigen. Holz in den Keller fahren zum Beispiel. Ich wurde auf viele Baustellen mitgenommen und es stand für mich schon damals fest, dass ich auf jeden Fall solche großen Maschinen bedienen lernen wollte.“
Die Faszination für große Maschinen und aus dem Boden schießende Bauwerke ließ Domenik tatsächlich nicht wieder los. Heute ist er 19 Jahre alt, 1,90 m groß, muskelbepackt. Und er ist Auszubildender zum Baugeräteführer im 3. Lehrjahr bei der Heinz Lange Bauunternehmen GmbH in Ottendorf-Okrilla, einem Unternehmen, das hauptsächlich im Tief- und Spezialtiefbau tätig ist. Domenik hat sich seinen Traum erfüllt. Er hat Grundkenntnisse in ziemlich allen Baugewerken erworben und gelernt, die richtig großen Geräte zu bedienen: Bagger, Radlader, Raupe und Grader. Und das macht ihm richtig Spaß!
Zurzeit ist er in Laußnitz beim Neubau der Firmenwerkstatt tätig. „Hier bin ich für das Ausheben der Baugrube, das Aussieben und Verladen des Aushubs und das Verlegen von Abwasserleitungen zuständig. Ich nutze dazu einen Kettenbagger mit einem Einsatzgewicht von knapp 30 t, mit dem man Baugruben und Gräben ausheben, Planum ziehen und Arbeitsmittel wie Rüttelplatten auf der Baustelle bewegen kann.“ Eine besondere Herausforderung auf der derzeitigen Baustelle stellt der Platzmangel dar, dem er durch konzentriertes, umsichtiges Arbeiten und ganz viel Fingerspitzengefühl beim Drehen mit dem Bagger begegnet, um ein Anstoßen zu vermeiden. Und so sieht Domeniks Arbeitstag aus: „Zuerst nehme ich das Baugerät in Betrieb, rüste es gegebenenfalls um, kontrolliere Ölstand, Diesel und Kühlmittel. Dann richte ich die Baustelle ein und führe alle nötigen Tätigkeiten mit dem Gerät durch. Zum Feierabend stelle ich die Maschine ab und reinige sie.“ Gefragt, worauf man beim Ausheben einer Baugrube achten muss, verweist er darauf, dass es wichtig ist, mit dem Bagger den richtigen Böschungswinkel einzuhalten, je nachdem wie das Erdreich beschaffen ist. „Ist es sandig, braucht man eine Böschung mit einem Winkel von 45°, bei Lehmboden kann er etwas steiler sein, da der Lehmboden nicht zusammenrutscht.“ Für manche Arbeiten eignet sich keine große Maschine, berichtet er, da ist Handarbeit angesagt: „Zum Beispiel, um kleinere Gräben mit der Schaufel auszuheben, Abwasserrohre zu verlegen, Baugruben auszunivellieren. Manchmal sind Arbeiten mit der Spitzhacke und dem Schlagbohrer nötig.“ Auch, dass man als Baugeräteführer häufig improvisieren muss, weil sich die Gegebenheiten oft ändern und selten gleichen. Dass es wichtig ist, mitzudenken und vorausschauend zu arbeiten. Dass er, um alle Maschinen perfekt bedienen zu können, weitere Berufserfahrung sammeln muss. Dass man, um einen Kran bedienen zu können, einen Kranführerschein benötigt, den man in der Ausbildung leider nicht erhält. Und dass er, um Unfällen vorzubeugen, niemals den Respekt vor den großen Maschinen und deren Kraft verlieren darf.
Text: Steffi Mrosek
Baugeräteführer*innen sind im Hoch-, Straßen- und Tiefbau beschäftigt. Sie bedienen und warten alle Maschinen, die auf einer Baustelle im Einsatz sind. Voraussetzungen: Hauptschulabschluss oder mittleren Bildungsabschluss, technisches Verständnis, räumliches Vorstellungsvermögen, handwerkliches Geschick, Zuverlässigkeit Ausbildung: 3-jährige duale Ausbildung in Betrieb und Berufsschule Weitere Infos: www.handwerk.de berufenet.arbeitsagentur.de