Der 29-jähige Eric Dittrich arbeitet als Industrieelektriker – Fachrichtung Betriebstechnik
… er und seine Kollegen warten, reparieren und entstören die Oberleitungen im Zugverkehr in und um Dresden
„Ihr Zug fährt heute abweichend von Gleis 2 ab!“ So oder ähnlich könnte die Durchsage klingen, wenn Bahnmitarbeiter Eric Dittrich seinem Beruf nachgeht: Er arbeitet als Industrieelektriker, Fachrichtung Betriebstechnik und kontrolliert, repariert und entstört Oberleitungen, auch Fahrleitungen genannt, in Dresden und Umgebung. Damit die Passagiere auch weiterhin sicher und zuverlässig zur Arbeit, nach Hause und in den Urlaub gelangen.
So wie Eric früher mit seiner Familie. Sein Vater war es übrigens, der den gebürtigen Halberstädter mehr unbewusst als bewusst zur Ausbildung zum Industrieelektriker brachte. „Er ist Elektriker und ich wollte auch etwas in die Richtung, am besten Elektrotechnik machen“, erzählt Eric. „Ich habe nach Ausbildungsbetrieben geschaut – und blieb bei der Deutschen Bahn hängen, dachte mir: ‚Eisenbahn, das ist doch etwas mit Zukunft.‘“ Er bewarb sich und erhielt tatsächlich ganz schnell eine Einladung zum Online-Eignungstest. Dem folgten ein Bewerbungsgespräch, eine Gesundheitsuntersuchung – und dann auch schon die Zusage.
Vor dem Ausbildungsstart reingeschnuppert
Große Freude bei Eric. Zuvor hatte er interessehalber schon einmal an einem Schnuppertag teilgenommen, war auf einer Hebebühne, bekam Oberleitungen gezeigt, durch die Bahnen mit Strom versorgt werden, und merkte da schon: „Die Höhe wird kein Problem sein.“ Denn schon da verfolgte er das Ziel, sich nach der Ausbildung – insofern er diese und eine anschließende Festanstellung bekäme – weiter zu qualifizieren. Doch zunächst zurück zur Berufsausbildung…
Diese erfolgte dreigliedrig in Schule, Ausbildungswerkstatt der Deutschen Bahn und schließlich im Unternehmen Deutsche Bahn. „Das Lehrpersonal in der Berufsschule in Leipzig war klasse, kompetent und respektvoll. Wir haben alle wichtigen Aspekte vermittelt bekommen.“ Im Fach Mathematik beispielsweise wurden elektrische Größen berechnet, in Werken/Technik Schaltgeräte eingebaut und in Informatik Einblicke in Hard- und Software gegeben. In Physik vermittelten die Lehrer die Funktionsweise elektrischer Anlagen.
Aufregende Praxisphase
In der Ausbildungswerkstatt seien Grundlagen im Bereich Elektrotechnik gelegt worden. „Wir haben einen Elektromotor angeschlossen oder auch eine Ausschaltung für eine Hausbeleuchtung gebaut, auch eine Kreuz- und eine Wechselschaltung.“ Aufregend wurde es in der Praxisphase, denn dort durfte Eric sehr schnell Aufgaben übernehmen. Er war bei Begehungen der Strecken dabei, auf denen der Zustand der Oberleitungen kontrolliert wird, „schließlich durfte ich auch selbst mit ran und Reparaturen vornehmen, natürlich immer mit einem fertig ausgebildeten Oberleitungsmonteur an meiner Seite“.
Nach zwei Jahren Ausbildung ging es für den heute 29-Jährigen direkt in die Festanstellung als Monteur Oberleitung. „Wer in der Lehre dieses Berufs einen guten Eindruck macht und verantwortungsvoll arbeitet, hat meines Erachtens eine Übernahme-Garantie. Industrieelektriker werden händeringend gesucht, gute Leute dringend gebraucht.“ Zu Erics Hauptaufgaben gehört es, regelmäßig die Bahnstrecken abzugehen. Und tatsächlich läuft er diese zunächst ab. „Ich kontrolliere die Oberleitungen auf optische Auffälligkeiten hin, nutze dafür auch ein Fernglas.“ Viele Verschleißstellen lassen sich schon dadurch ausmachen. Stellt er Unregelmäßigkeiten fest, kommt ein Schienenfahrzeug zum Einsatz. An den Oberleitungen in einer Höhe von meist 5,5 Metern wird dann ausgebessert, reguliert und repariert. Das passiert oft nachts, um den Fahrbetrieb so wenig wie möglich zu stören.

Eric geht regelmäßig die Bahnstrecken ab und prüft mit dem Fernglas die Oberleitungen auf Auffälligkeiten
Lok-Führerschein als Ausbildung
Inzwischen hat Eric mehrere Qualifikationen absolviert, zum Beispiel „Steigen und Retten“. Nun darf er – gesichert mit einem Gurt – einen Mast hochklettern, an dessen Ende sich Schalter mit verschiedenen Funktionen befinden, die zum Beispiel die Unterteilung in verschiedene Schaltgruppen ermöglichen, sodass man diese getrennt voneinander abschalten kann, damit nicht der gesamte Bahnhof stromlos ist. Diese Masten können schon mal 12 bis 15 Meter hoch sein. „Das ist dann schon angenehm aufregend“, sagt er scherzhaft. Einen Lok-Führerschein hat Eric inzwischen ebenfalls – auf den hatte er sogar hingearbeitet. „Mit diesem Führerschein darf ich jetzt mit unserem Instandhaltungszug zur Störstelle fahren.“
Was ihm an seinem Beruf besondere Freude bereitet? „Die Arbeit an der Luft, gerade bei guter Witterung. Aber auch die Arbeit in der Höhe und das Fahren des Zugs gefällt mir.“
Ein sehr verantwortungsvoller und nicht immer ungefährlicher Beruf. „Einerseits ist da natürlich die Gefahr vom rollenden Rad im laufenden Betrieb. Wenn ein Zug mit 200 km/h vorbeifährt, entstehen Kräfte. Man muss auf sich und seine Kollegen achten. Und natürlich muss man genau wissen, wo der eigene Arbeitsbereich ist und wo die Spannung gefährlich werden könnte.“
Verantwortungsbewusstsein sollten junge Menschen, die in diesen Beruf gehen möchten, deshalb auf jeden Fall mitbringen. „Außerdem handwerkliches Geschick, Höhentauglichkeit und Verständnis für Elektrotechnik und Metallverarbeitung, da z. B. der Fahrdraht aus Kupfer besteht und wir damit arbeiten. Außerdem sollte man zu Nachtschichten und Bereitschaftsdiensten bereit sein. Wenn bei Sturm ein Baum auf eine Oberleitung fällt, müssen wir ausrücken – und Reparaturen finden eben auch oft nachts statt.“
Text: Sara Bühlingen / Fotos: Frank Roeseler, Deutsche Bahn
Industrieelektriker Fachrichtung Betriebstechnik
Ausbildungsart:
duale Ausbildung in Berufsschule und Ausbildungsbetrieb
Ausbildungsdauer:
2 Jahre
Voraussetzungen:
keine bestimmte Schulausbildung, Betriebe bevorzugen jedoch oft Auszubildende mit mittlerem Bildungsabschluss
Beschäftigungsmöglichkeiten:
z. B. in Betrieben der Metall- und Elektroindustrie, in der Automobilindustrie und dem Anlagenbau, in Energieversorgungsunternehmen sowie Informations- und Kommunikationstechnik
Es besteht die Möglichkeit, die Ausbildung um weitere 1,5 Jahre zu verlängern, um folgende Abschlüsse zu erwerben: Elektriker für Automatisierungstechnik, Elektroniker für Betriebstechnik, Elektroniker für Gebäude- und Infrastruktursysteme, Elektriker für Maschinen- und Antriebstechnik.
Industrieelektriker Fachrichtung Betriebstechnik sind übrigens Fachleute für Produktionsanlagen und Stromversorgung.
Industrieelektriker der Fachrichtung Geräte und Systeme sind vor allem in der Produktion elektrischer Geräte und Systeme tätig und produzieren u. a. elektronische und informationstechnische, kommunikationstechnische sowie medizinische Geräte.
Weitere Infos:
BERUFENET