Architekt (m/w/d)
Raum schaffen – Heimat geben
Architekten von heute sind typische Allrounder
Von Steinmetz- bis zu Kupferstecherarbeiten, von der Arbeit am Computer bis zur Berücksichtigung ökologischer Aspekte. Längst ist der Architekt nicht mehr nur Entwurfsverfasser oder Künstler, sondern viel mehr … „Mein Beruf soll kreativ sein und mit Architektur zu tun haben!“, wusste Oliver Breuninger schon sehr früh. „Die Vorstellung, in der Lage sein zu können, ein Haus vom ersten Gedanken bis zum Schluss umzusetzen, ließ mich nicht los.“ Dann kam alles Stein auf Stein: Abitur, Architekturstudium, Praktika, Auslandsaufenthalte und die Inspiration anderer Baukulturen.
Schließlich der erste Job in einem Architekturbüro in Münster und fünf Jahre später eine weitere wesentliche Bedingung an seinen Traumjob: Unabhängigkeit. Unabhängigkeit von Vorgesetzten, Arbeitszeiten oder bei der Ideenverwirklichung. „Die komplette Umsetzung eigener Ideen und ohne Fremdbestimmung ist das Tollste an der Selbstständigkeit“, so Oliver. Zusammen mit seinem Partner gründete der heute 39-Jährige schon bald sein eigenes Architekturbüro „Rietmann & Breuninger“ und betreut seither als freier Architekt vorrangig Bauprojekte im Wohnbereich. Der Trend zur Spezialisierung fängt bereits im Studium an. Neben den Architekten, die vorrangig mit Hochbau beschäftigt sind, gibt es noch Landschaftsarchitekten, Innenarchitekten, Städtebauarchitekten oder ökologisches Bauen. Die Hälfte der fast 90.000 Architekten in Deutschland sind freischaffend und als Fachleute für Planung und Realisierung im Baugewerbe tätig. Doch der Anspruch, für sich selbst zu arbeiten, erfordert auch Risikobereitschaft und vor allem wirtschaftliche Verantwortung. „Beim Friseur kommen und gehen die Kunden wieder. Im Baugewerbe können die Projekte bis zu einem Jahr und länger dauern. Zeitgleich muss sich um Folgeaufträge und Nebeneinkünfte gekümmert werden.“ Kundenwerbung spielt hierbei eine zentrale Rolle. Gestaltung und Qualität, Kosten und Termine sind weitere vier entscheidende Kriterien im Bauprozess, um die sich Oliver kümmern muss. Architekten und Architektinnen verbinden in ihrer Arbeit künstlerische, organisatorische und bauausführende Tätigkeiten. Kenntnisse über das Bau-, Vergabe-, Vertrags- und Planungsrecht sind in fast allen Berufsausübungsformen mindestens genauso notwendig, wie kaufmännisches und Vertriebswissen. Zeitdruck und Umfang der Projekte lassen den Berufsalltag nicht immer in acht Stunden bewältigen und erfordern mindestens genauso viel Leidensfähigkeit wie Leidenschaft.
Wichtige Voraussetzungen für diesen Beruf sind daher vor allem Belastbarkeit, Verantwortungsbewusstsein und Zuverlässigkeit. „Es ist nicht nur wichtig, während der Bauphase gute Arbeit abzuliefern, sondern auch mängelfrei, termingerecht, auf die Bedürfnisse des Nutzers ausgerichtet und im Kostenrahmen zu arbeiten. Referenz ist immer die beste Werbung!“ Angefangen mit dem Gewinn eines Architekturwettbewerbes und dem ersten Kunden, betreuen Oliver Breuninger und sein Geschäftspartner kompetent einen mittlerweile breiten Kundenstamm. Um „Wildwuchs“ zu vermeiden, kann der Architektentitel schließlich erst nach abgeschlossenem Hochschulstudium, zwei Jahren „Probezeit“ im Beruf und Mitgliedschaft in der Architektenkammer geführt werden. Ziel des Studiums ist vor allem die praxisnahe Ausbildung, um Planungsaufgaben in Bereichen wie Städte- oder Hochbau zu bewältigen und letztendlich als Bauleiter verwirklichen zu können. „Die betriebswirtschaftliche Seite kommt in der Ausbildung leider oftmals zu kurz, ist aber neben hoher Allgemeinbildung in Kunst, Kultur oder Gestaltung ein sehr wichtiger Teil, vor allem für die Selbstständigkeit. Reine Technische Grundlagen reichen nicht aus, viele Kenntnisse muss man sich einfach selbst aneignen“, bemängelt Oliver aus eigenen Erfahrungen. „Man sollte viel Lust auf den Beruf haben und einfach Machen wollen“, motiviert er den Nachwuchs. Ob Zaha Hadid oder Mies van der Rohe, ohne ihre Unabhängigkeit und Individualität wären sicherlich viele Städte um einige bunte architektonische Meisterwerke ärmer.
Text: Karin Leiberg; Fotos: Oliver Breuniger/Karin Leiberg