Facharzt für Augenheilkunde (m/w/d)
Auge um Auge
Ein Mediziner mit Durchblick
Ärzte, die so genannten Götter in Weiß, genießen im Moment nicht den allerbesten Ruf. Miese Schlagzeilen und Betrügereien durch schwarze Schafe machen idealistischen Medizinern das Leben schwer. Einer von diesen Idealisten ist Peter Richter, 33 und seit Dezember Facharzt für Augenheilkunde in einer Dresdner Klinik. Zwischen Capuccino und medizinischen Messgeräten hat er Countdown-Mitarbeiterin Anne Hallbauer etwas über seinen Beruf und Werdegang erzählt.
Die Augenheilkunde hat den engagierten Facharztabsolventen Peter Richter schon während des Studiums besonders interessiert. Die meisten der Studenten finden bereits während dieser Zeit ihr Steckenpferd und versuchen beim AiP (Arzt im Praktikum) in dieser Richtung zu arbeiten. So war es auch bei Peter. Auf die Frage, ob er je an seiner Entscheidung Arzt zu werden gezweifelt hat, kommt von ihm ein klares Nein. „Was anderes könnte ich mir gar nicht vorstellen. Für mich gibt es nichts Besseres, als Patienten zu helfen und ihnen Vertrauen in mich und meine Arbeit zu vermitteln“, erklärt er. Außerdem ist es für den Augenarzt immer wieder ein Glücksmoment wenn er es schafft, kleinen Patienten die Tränen zu trocknen. Ein anderer Grund für Peter, viel Freude an seinem Beruf zu haben, ist der rasche Erfolg, der sich bei Augen-Operationen oft einstellt. „Man kann die Krankheit meist beheben und den Patienten somit heilen, das fasziniert mich.“ Wirtschaft & Medizin vertragen sich nicht
Natürlich gibt es auch negative Seiten seiner Arbeit. „Das ewige Abwägen zwischen wirtschaftlichen und medizinischen Aspekten macht mich wütend, denn oft würde ich gern mehr Zeit für meine Patienten haben“, sagt Peter. Wenn er jemandem nicht helfen kann, weil die Behandlung zu teuer und damit unmöglich ist, versteht er die Welt nicht mehr. „Das ist eine Sache, an die ich mich nie gewöhnen werde!“
Wer das Wort Arzt und OP hört, denkt meist sofort an Blut und Ohnmachtsanfälle. Der routinierte Augenchirurg denkt darüber gar nicht mehr nach. „Alles eine Frage der Gewöhnung“, meint er und dann fällt ihm doch noch was dazu ein. „Einmal war mir unheimlich zumute. Eine narkotisierte Patientin lag vor mir auf dem OP-Tisch und ich hatte permanent das Gefühl, dass sie mich beobachtet…“
Viel Geld – ein reines Vorurteil
Einen typischen Berufsalltag für Mediziner? Den gibt es: morgens Visite im stationären Bereich, dann die Arbeit im OP oder auf der Station und natürlich viel Verwaltungs- und Schreibkram. Das klingt doch alles ziemlich anstrengend. Wird man als Arzt denn wenigstens reich? „Wenn man nicht gerade an Popstars herumbastelt oder andere schönheitschirurgische Eingriffe unternimmt, verdient ein Arzt nicht mehr als andere“, räumt Peter mit landläufigen Vorurteilen auf. „Sicher, wenn alle wöchentlichen Überstunden bezahlt werden würden, dann sähe das anders aus.“
Bröckelndes Berufsimage
Da der Arzt, nicht zuletzt durch die Politik, oft auch als geldgieriger Staatsdiener und Krankenkassenangestellter betrachtet wird, schrecken viele interessierte Studenten vor einem Medizinstudium zurück. Das Berufsimage bröckelt. Die Mediziner stecken in der Klemme: Auf der einen Seite gibt es nicht weniger Kranke, auf der anderen muss aber der ganze Verwaltungsbereich auch vom behandelnden Arzt übernommen werden. Außerordentliche Belastungen und die immer drohende Gefahr, von einem unzufriedenen Patienten verklagt zu werden, nennt Peter Richter als Beispiele für die Situation der Ärzte. „Auch die Garantie, dass besonders in ländlichen Gefilden die Ärzteversorgung gewährleistet werden kann, ist schon lange nicht mehr gegeben…“, weiß der Facharzt. „Das kann nur dadurch geändert werden, dass dem Arzt wieder mehr Vertrauen entgegen gebracht wird, sowohl von den Patienten als auch von Seiten der Regierung. Ärzte brauchen mehr Freiräume und Entlastungen.“
Als sehr wertvoll jedoch schätzt Peter die Arbeit mit Patienten ein: „Die ist einfach toll und wiegt alles andere auf.“ Wer jedoch kein Blut sehen kann, ist woanders wohl besser aufgehoben. Natürlich sieht man viel Leid, ist oft einfach sehr hilflos und braucht Geduld. Wer mehr aus finanziellen Gründen als aus Idealismus als Arzt arbeiten will, sollte einen anderen Weg einschlagen.
Text & Foto: Anne Hallbauer