Ausbaufacharbeiter (m/w/d)
Die Allrounder beim Bau
Einstiegsberuf mit vielen Spezialisierungsmöglichkeiten: Ausbaufacharbeiter/in
Im Moment machen Patrick Schwan (25) und David Fechner (26) das Historische Hoftheater Weißig winterfest. In der Zwischenscheune des Hoftheaters klafft noch ein Loch. „Wir haben erst einmal die Öffnung im unteren Stück zugemauert. Der Rest wird mit Holz zugemacht“, erklärt Patrick. Die beiden messen, sägen, hämmern, um nun auch noch die letzte Öffnung zu schließen. „Das ist aber nur provisorisch“, fügt David an, „im nächsten Jahr kommt dort ein großes Scheunentor rein. Die Zwischenscheune soll dann als Foyer genutzt werden und dort soll noch eine Treppe hin.“ David zeigt auf ein Baugerüst.
Patrick und David sind Ausbaufacharbeiter und haben vor fast zwei Jahren ausgelernt. Danach kam erst einmal nichts. „Das hier ist eine AGH-Maßnahme“, Patrick zuckt mit den Schultern, „wir haben Anfang Oktober angefangen und die Maßnahme geht noch bis Anfang April.“ AGH-Maßnahmen (Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung) – besser bekannt als „1-Euro-Jobs“ – sind immer befristet. Für Patrick und David auf ein halbes Jahr. „Besser als nichts“, sagt David. Für Patrick und David allemal und fürs Theater ebenfalls. Der Ausbau wird nur aus Spenden finanziert.
Die Idee, in Weißig ein Hoftheater zu gründen, stammt von dem Schauspieler Rolf Hoppe und dem Bürgermeister von Weißig, Hans-Jürgen Behr. Dazu gründeten sie 1995 einen Kulturverein. Hoppe hat den alten Bauernhof gekauft und dem Verein gestiftet. Der Hof wird nun nach und nach zum Theater ausgebaut, und an diesem Ausbau arbeiten Patrick und David mit. David war schon einmal hier. Damals hat er am weiteren Ausbau der Scheune für das Kammertheater mitgewirkt. Über die Bühne geht’s in den Zuschauerraum. „Dort, das Tor haben wir gemacht. Es ist gedämmt, hat also zwei Holzschichten mit Dämmung dazwischen“, erklärt David. Ob es etwas Besonderes sei, an so einem Projekt mitzuarbeiten. „Ob ich nun ein Haus ausbaue, oder hier ein Theater, ist mir eigentlich egal“, antwortet Patrick. David nickt. Obwohl? Er zeigt auf den Zuschauerraum. „Die Vorstellungen sind immer ausverkauft“, sagt er und ein bisschen Stolz schwingt schon mit in seiner Stimme.
„Wir haben unsere Ausbildung beim Sächsischen Umschulungs- und Fortbildungswerk Dresden e.V. (SUFW) gemacht. Die Ausbildung dauert zwei Jahre. Man lernt Fliesen und Estrich verlegen, Trockenbau und Stuckarbeiten, mauern, schalen und zimmern. Alles eben, was zum Innenausbau gehört. Dabei wählt man sich einen Schwerpunkt. Für mich waren das die Zimmerarbeiten“, sagt Patrick. Für David war es genauso. „Das Schwerpunktthema lernt man etwa eineinhalb Jahre, die anderen Sachen im Block so zwei bis drei Wochen jeweils.“ Für die Ausbildung entschieden haben sich die beiden, weil sie etwas mit Holz machen wollten. „Das ist ein toller Werkstoff, mit dem man fast alles machen kann“, sind sich einig. „Mein Vati war Tischler, aber Möbel und so was. Das war mir zu klein. Ich wollte raus aufs Dach!“, sagt David begeistert.
Und was kommt als Nächstes, hier im Hoftheater? „Oben müssen die Waschräume gemacht werden“, antworten sie: „Wenn der Installateur da war und die Leitungen verlegt hat, sind wir dran. Wir legen die Fliesen und machen den Rest.“ Und eigentlich hätten sie auch die Treppe machen sollen. Aber daraus wird nichts, dafür hat der Verein im Moment kein Geld. Schade, sie hatten sich darauf gefreut. „So ein großes Werkstück von Anfang bis Ende zu bearbeiten, das hat schon was“, sagen sie.
Und mit ihnen? Wenn die Maßnahme zu Ende ist, was wird dann? „Wir werden wohl ins Ausland gehen, nach Holland oder nach Luxemburg“, antwortet Patrick. „Ich kenne jemanden, der würde uns einstellen. Hier baut doch keiner mehr Holzhäuser, in Holland ist das anders“, wirft David ein. Wie das ist, im Ausland leben? „Vorstellen kann man sich das nicht“, sagen sie. Doch vielleicht finden sie ja dort ihr Werkstück, das sie von Anfang bis Ende bearbeiten können!
Text & Fotos: Silke Ottow