Beamter im gehobenen Vollzugs- und Verwaltungsdienst (m/w/d)
Für ein Leben ohne Straftaten
Als zukünftige Beamte im gehobenen Vollzugs- und Verwaltungsdienst regelt Lisa Kriebel das Leben im Gefängnis
„Eigentlich wollte ich in die Fußstapfen meines Vaters treten und zur Polizei gehen“, erzählt Lisa Kriebel (Bild rechts). „Doch dafür war ich leider zu klein“. Stattdessen ist die 23-jährige Regierungsinspektoranwärterin eine von vier jungen Frauen und Männern aus Sachsen, die auf eine Beamtenlaufbahn im gehobenen Vollzugs- und Verwaltungsdienst vorbereitet werden. Lisa erzählt, was sich hinter dem etwas sperrigen Titel verbirgt: „Nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung sind wir in der Lage, eine Vollzugsabteilung zu leiten. Um den reibungslosen Ablauf im Strafvollzug zu gewährleisten, haben wir Personalverantwortung über andere Beamte und Angestellte. Außerdem treffen wir Entscheidungen zu Anfragen und Anträgen der Gefangenen. Ein Antrag auf Haftlockerung, ein zusätzlicher Name auf der Telefonliste oder eine Auszahlung vom Konto, das in der Justizvollzugsanstalt für jeden Gefangenen verwaltet wird – all dies sind Vorgänge, die später über meinen Schreibtisch gehen werden.“
Rechtssicherheit ist dabei natürlich oberstes Gebot und die lässt sich nur mit sehr guten Kenntnissen von Gesetzen und sonstigen Vorschriften schaffen. Das nötige Rüstzeug erhalten die vier Anwärter aus Sachsen zusammen mit ihren Kommilitonen aus insgesamt zehn Bundesländern an der Fachhochschule für Rechtspflege im Nordrhein-Westfälischen Bad Münstereifel. Neben Psychologie und Kriminologie bereitet vor allem die systematische Arbeit mit Gesetzbüchern auf den späteren Arbeitsalltag in der Anstalt vor. Beamte im gehobenen Vollzugs- und Verwaltungsdienst müssen aber nicht nur Gesetze anwenden können, sondern sich auch in den verschiedensten Situationen angemessen auszudrücken wissen. Seine Argumente einem Gericht gegenüber darzulegen, verlangt nach anderen Formulierungen, als einem Gefangenen die Entscheidung über einen Antrag zu begründen.
Trainiert wird das in den Theorieblöcken. „Es wird sehr viel geschrieben. Dabei hätte ich nicht gedacht, dass ich das so oft mit einem Stift in der Hand tun muss. Denn in den fünfstündigen Examen hat man keinen Computer. Und seine Gedanken auf mehr als 30 Seiten handschriftlich zu verewigen, das schlaucht ganz schön. Bandagen um die Handgelenke waren deshalb keine Seltenheit“, sagt Lisa schmunzelnd.
Neben umfangreichem Fachwissen und dem richtigen Handwerkszeug ist die Fachhochschule noch für eine andere wichtige Erfahrung genau der richtige Ort. Lisa erinnert sich. „Mein erster Studienabschnitt war in der Außenstelle in Langscheid. Da ist man sehr abgeschottet, alle zusammen auf einem Haufen. Das ist einfach rein menschlich eine ganz tolle Erfahrung, über die ich sehr froh bin. Wir haben Lerngruppen gebildet und uns gegenseitig unterstützt. Das hat mich wirklich weitergebracht. Und natürlich hilft dies spätestens im Miteinander auf der Arbeit wieder.“
Die Theorieblöcke an der Fachhochschule wechseln mit Praxisphasen in den Anstalten. Ein fester Ausbildungsplan sorgt dort dafür, dass Lisa und ihre Kommilitonen von Anfang an in den Arbeitsalltag integriert sind und die neu erworbenen Fertigkeiten unter Beweis stellen können. Diese Kenntnisse sind später übrigens ebenso wichtig, wie ein guter Draht zu den Kollegen und ein hohes Maß an Kritikfähigkeit. Denn nicht immer rufen die getroffenen Entscheidungen Begeisterung bei den Gefangenen hervor. „Da fällt in der Wut, im Affekt manch böses Wort. Aber das darf man sich nicht zu Herzen nehmen“, erzählt Lisa. „Alles, was wir tun“, fährt sie fort, „zielt darauf ab, dass der Gefangene nach seiner Entlassung ein Leben ohne Straftaten führt.“ Diejenigen, die ihren Weg zurück in die Gesellschaft finden, verrät die junge Regierungsinspektoranwärterin, sind wirklich dankbar. „Für die arbeiten wir. Und wenn man dann seine erste Karte geschickt bekommt, ist man wirklich froh und auch ein bisschen stolz.“
Text: Kai Dürfeld | Fotos: Sächsisches Staatsministerium der Justiz/Pressestelle