Berufe bei Film und Fernsehen
FILM & TON AB!! ACTION!!
Es gibt sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten, in der Filmbranche Fuß zu fassen. Der optimale berufliche Einstieg startet mit einem Praktikum, dem sich eine gezielte Ausbildung anschließt. Staatliche und private Schauspielschulen und Filmakademien bieten fundierte Ausbildungen in mannigfaltigen künstlerischen Berufen, wie Schauspieler, Regisseur, Kameramann, Cutter, Dramaturg oder Produzent. Vorausgesetzt werden dabei Kreativität, Talent und Engagement. Relativ typisch für Karrierewege im Filmgeschäft ist aber auch, dass man sich „hocharbeiten“ kann. Als Quereinsteiger mit einem Hilfs- oder Assistentenjob z.B. als Kabelträger beginnend, kann man sich durchaus zum Kameraassistenten und später sogar zum Kameramann qualifizieren. Durch Praktika und Hilfstätigkeiten verschafft man sich einen guten Einblick in die Produktionsabläufe und erhält dabei zusätzlich die Chance, die verschiedenen Jobs kennen zu lernen. Hier schon mal vorab ein kleiner Einblick:
Storyliner
Hans-Jürgen Lehmann bezeichnet seine Arbeit als überaus lustvollen Prozess. Er studierte Dramaturgie und schreibt seit 14 Jahren Geschichten. Der erste Entwurf der Geschichte – mit der grob strukturierten Handlung, den Charakteren und dem Erzählbogen – steht, ehe sich das Storylinerteam und anschließend die Dialogbuchautoren an die Arbeit machen.
Die Storyliner müssen Woche für Woche 5 Folgen entwerfen! Die hohe Schule dabei ist, eine Erzählweise zu entwickeln, die mit den vorhandenen Räumlichkeiten (Sets und Dekorationen) und den zur Verfügung stehenden Schauspielern in einem minutiös abgesteckten zeitlichen Rahmen realisierbar ist. Ein Muss dabei: unerschöpflicher Einfallsreichtum, hohes Engagement, Disziplin und Kritikfähigkeit.
Regisseurin
Annette Herre ist eine der 4 RegisseurInnen in dieser Fernsehproduktion.
Sie studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften an der Universität Erlangen-Nürnberg mit Abschluss Magister Artium. Danach arbeitete sie als Regieassistentin am Theater und beim Fernsehen. Annette ist für die genaue inhaltliche Vorbereitung der Drehbücher zuständig. Sie erstellt vor dem Dreh die szenische Auflösung, damit es beim Drehen schnell und reibungslos ablaufen kann und sich alle einzelnen Gewerke auf ihre Aufgaben vorbereiten können.
Am Set probt und erarbeitet sie die Szenen mit den Schauspielern, dreht die aus ihrer Sicht benötigten Einstellungen und entscheidet, wann das Bild gut genug ist, um gesendet werden zu können.
Casting Director
Kristina Richters Job ist die Besetzung von Schauspielern für Serien wie „Tessa“. Eine spezielle Ausbildung zur/m Caster/in gibt es nicht. Kristina absolvierte ein Hochschulstudium in Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft und Kunstgeschichte. Als Caster/in wird die genaue Kenntnis der Theater-, Film- und TV-Branche vorausgesetzt sowie die Begabung, sich Gesichter und Namen merken zu können.
Nach intensiver Beschäftigung mit dem Rollenprofil und Sichtung kistenweiser Demovideos lädt sie die Schauspieler für eine konkrete Figur zu einem Casting ins Studio ein und lässt sie eine Drehbuchszene nachspielen. Ihre Besetzungsvorschläge, bestehend aus Fotos, künstlerischer Vita und dem besagten Video, präsentiert sie dem Produzenten und anschließend den Redakteuren.
Schauspielcoach
Mathias Noack (Bild Mitte) weiß genau, wie Schauspieler ticken und wie man vor der Kamera arbeitet. Er ist selbst ein routinierter Schauspieler mit viel Dreh- und Theatererfahrung.
Während des wahnsinnigen Drehpensums und -chaos mit unterschiedlichen Regisseuren erarbeitet Mathias als Schauspielcoach mit den Darstellern die Rollen am Set. Einfühlsam versucht er ihnen klarzumachen, was wichtig ist, ohne sie dabei zu verunsichern. Er sagt ihnen, wo sie gerade stehen und welche Emotionen für die bevorstehende Szene nötig sind. Mathias ist die gesamte Zeit am Set dabei, betreut 17 Haupt- und Nebenrollen und kennt die Dreh- und Textbücher in- und auswendig.
Schauspieler
Philipp Danne (rechts im Bild) spielt bei „Tessa – Leben für die Liebe“ den süßen Patrick Hoffmann, der die niedliche Mia Dannenberg liebt. Philipp machte Abi und Zivildienst. Er nahm privaten Schauspielunterricht, um sein Handwerk zu erlernen. Vor „Tessa“ stellte er sein Können schon bei einigen anderen Serien, wie „SOKO Köln“ und „Nikola“ unter Beweis. Zu seinen täglichen Aufgaben am Set gehört – neben dem geduldigen Warten auf seinen Einsatz – natürlich das Drehen seiner Szenen. Die Texte lernt er meistens zu Hause. Damit sie richtig sitzen, geht er sie am Set noch mal durch, kurz bevor er von der Regie in die Kulisse gewunken wird.
Kamerafrau
Anja Knoblauch steht nicht immer hinter einer Kamera, sondern die meis-te Zeit hinter einer Reihe Monitore. Sie ist – in Absprache mit dem Regisseur – verantwortlich für die Bildaufnahmen und den visuellen Stil einer Szene. Anja erteilt Anweisungen wie: „Großaufnahme!“ zum Beispiel, oder „Langsam zoomen!“ Die Leute, die wirklich hinter der Kamera stehen und ihren Weisungen folgen, werden im Filmjargon „Schwenker“ genannt. Anja Knoblauch war natürlich auch schon eine „Schwenkerin“.
Die Musikpädagogin kam durch ein Praktikum zum Film. Und blieb. Sie arbeitete im Kameraverleih und anschließend als Material- später Kameraassistentin, bevor sie selbst die ersten Aufnahmen wagte.
Maskenbildnerin
Svenja Daus kommt den Stars am nächsten. Sie frisiert und schminkt alle Darsteller. Svenja entwirft – nach Lektüre des Drehbuchs und in Abstimmung mit der Regie – die Make-ups (Masken) der Schauspieler. Sie hat viel Fantasie und ist im Bedarfsfall eine echte Verwandlungskünstlerin. Die dicke Make-up-Schicht bekommen die Schauspieler übrigens nicht, damit sie immer erholt aussehen, sondern damit ihre Gesichter nicht glänzen. Im Licht der Scheinwerfer kommt nämlich jeder ins Schwitzen. Vor ihrer Ausbildung zur Maskenbildnerin lernte Svenja die Berufe Kosmetikerin und Friseurin. Nach der Schule arbeitete sie zunächst frei. Sie schminkte die Darsteller für Werbefilme und Musikvideos.
Kostümbildnerin
Danja Swindall findet man entweder im Studiofundus zwischen lauter bunten Klamotten, die aufgereiht auf unzähligen Kleiderständern lagern oder aber in den Modeboutiquen der Stadt. Denn einen Großteil ihrer Arbeitszeit verbringt sie damit, die Kleidung für die Stars von „Tessa –Leben für die Liebe“ einzukaufen. Sie ist Kostümbildnerin und damit für das Outfit der Schauspieler zuständig. Mit dem Producer, der Regie und den Schauspielern stimmt sie ab, was zur Rolle und zum Typ passt. So trägt der „romantische Held“ Felix z.B. einen tollen Ledermantel à la Marlboro-Man. Danja ist außerdem dafür verantwortlich, dass die entsprechende Kleidung für die geplanten Szenen bereitliegt und tipptopp ist. Danja studierte Modedesign. Wenn sie für einen Kostümfilm arbeitet, kann sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen und die Kleidung selbst entwerfen.
Filmtonmeister
Jörg Marquardt arbeitet als Filmtonmeister. Er ist Diplom-Toningenieur. Jörg erstellt am Set die Originaltonaufnahmen für den späteren Film, also alle möglichen Sprach- und Geräuschaufnahmen. A und O dabei: höchste Qualität, beste Verständlichkeit. Er stellt zusammen mit seinen Tonassistenten (Boomoperatoren) so genannte Mehrspuraufnahmen her. Als Filmtonmeister arbeitet er dabei eng mit Regie und Schauspielern zusammen, um die einzelnen Szenen künstlerisch umzusetzen. Dafür ist es wichtig, die gesamte Technik zu beherrschen, wie drahtlose Tonübertragungssysteme, Harddiscrecorder, Videokameras, Mischpulte etc. Auch eine umfangreiche Kenntnis von Filmtechnik allgemein vom Bild bis zur Postproduktion, Schauspiel, Filmästhetik ist unabdingbar. Es geht darum, „einen guten Ton zu machen“ damit euch Fernsehen Spaß macht. Dreht mal den Ton weg und schaut, was übrig bleibt!
Disponent
Thomas Gouder weiß immer, welche Szene gerade gedreht wird und wie viele Minuten sie noch dauert. Er sorgt dafür, dass jeder, der an der Produktion mitarbeitet, im Bilde ist, an welcher Stelle sich die Dreharbeiten befinden. Er erstellt die Ablaufpläne für jeden Drehtag, die strenger sind als jeder Stundenplan. Zu spät kommen, kann sich keiner leisten. Eine Dispo beinhaltet u.a. die Maskenzeiten für die Schauspieler, die Reihenfolge der zu drehenden Szenen und die Kostümwechsel. Thomas Gouder ist gelernter Landschaftsgärtner und kam über ein Praktikum zum Film. Später assistierte er dem Aufnahmeleiter, bis er die Stelle in der Disposition annahm.
Bildingenieur
Torsten Schollbach gibt den Bildern den letzten Schliff, das Finish, bevor sie in unsere Wohnzimmer flimmern. Er ist Herr über alle elektronischen Systeme und bildtechnischen Anlagen im Haus, koordiniert die Technik und die entsprechenden Mitarbeiter und ist zur Stelle, wenn jemand Computerprobleme hat. Zusammen mit den Kameraleuten entscheidet Torsten beispielsweise auch, den Bösewichtern einen hauchfeinen Blaustich zu geben, damit sie kühl und unsympathisch rüber kommen. Er hat eine Fachhochschul-Ausbildung als Nachrichtentechniker absolviert.
Praktikant des Producers
Eigentlich wollte David Holetzeck nach dem Abitur Psychologie studieren. Schnell bemerkte er dann aber, dass ihn das Studium nicht faszinierte. Durch Zufall landete er in der Grundy UFA Produktion als Praktikant des Producers. Jetzt unterstützt er ihn bei allen organisatorischen Abläufen in der Produktion. David hat eine Menge zu tun und ist von morgens bis abends zwischen Produktionsbüro und Set unterwegs: Er betreut Konferenzen, recherchiert inhaltliche Fragestellungen, telefoniert, archiviert DVDs und Drehbücher, sucht Fotos und springt auch mal spontan am Set ein, wenn ein Komparse gesucht wird. Schon nach wenigen Monaten Praktikum weiß er eines sicher: Die Arbeit beim Film ist genau das Richtige für ihn.
Text: Steffi Mrosek, Kathrin Schrader; Fotos: Nike Wilhelms, Sylvia Starke, Steffi Mrosek