Bestattungsfachkraft (m/w/d)
Eine letzte schöne Erinnerung
Bestattungsfachkräfte stehen Trauernden zur Seite und schaffen den Rahmen für ein liebevolles, würdiges Gedenken

Gesine, Anne, Pearl (v. r.) sowie ihre Kollegin Hildegard Jurisic (l.) nach einer Erdbestattung. Auch wenn sie Trauernde begleiten – sie sind Frohnaturen und möchten dies so beibehalten.
Für die einen ist es der Traumjob, für die anderen bedeutet er Furcht, vielleicht sogar ein bisschen Schauder: der Beruf der Bestattungsfachkraft. Pearl Friedrich, gerade 21 Jahre jung, spricht von einem unbeschreiblichen Gefühl, von einer großen Ehre, „dass ich in diesem ungewöhnlichen und außergewöhnlichen Beruf arbeiten darf. Er ist sehr abwechslungsreich. Im Außendienst beispielsweise überführe ich Verstorbene von ihrem Sterbeort in unseren Klimaraum oder zum Krematorium, erledige Kurierfahrten und hole Unterlagen ab, zum Beispiel bei Standesamt, Staatsanwaltschaft und unseren Filialen. Im Büro bespreche ich alle wichtigen Dinge mit den Angehörigen, berate sie zum Ablauf der Feierstunde, zur Musik, den Trauerkarten und Blumen, zur Grabstelle oder einer alternativen Bestattungsmöglichkeit. Später begleite ich dann die Angehörigen zur Trauerfeier und Beisetzung, gestalte den letzten Abschied für sie“, sagt die junge Frau, die erst vor wenigen Monaten ihre Ausbildung abschloss und seither als Gesellin in ihrem Ausbildungsbetrieb Bestattungen Dunker GmbH arbeitet.

Bild link: Auch um Grabmachertätigkeiten geht es in einem der praktischen Lehrgänge während der Ausbildung. Pearl unterstützt die Friedhofsmitarbeiter beim Ausheben eines Urnengrabes. Bild rechts: Zu praktischen Lehrgängen und den Prüfungen ist Pearl im Bundesausbildungszentrum der Bestatter in Münnerstadt
„Der Tod sollte nicht als Tabuthema behandelt werden“, sagt Pearl weiter, „Wir tun alles, dem entgegenzuwirken und den Trauernden zu helfen. Der Lohn dafür ist unbezahlbar für denjenigen, der das zu schätzen weiß.“
Nach wie vor sprechen die Menschen unserer Gesellschaft nicht gern über den Tod, über das Vergängliche. „Doch er gehört dazu“, meint Anne Todt (34), die gerade ihre Ausbildung im selben Unternehmen begonnen hat. Sie erzählt: „Meine Uroma hat damals mit ihren 80 Jahren mehr als 20 Jahr vor ihrem Tod ihre eigene Beerdigung geplant.“ Das ist wohl in den wenigsten Fällen so. Deshalb unterstützen die Mitarbeiter von Bestattungsinstituten die hinterbliebenen Angehörigen bei Formalitäten, der Auswahl der Urne, der Vorbereitung für die Trauerfeier usw. Auch schon die jungen Kollegen.
Pearl, die in Leipzig lebt, erzählt, dass es einen genauen Ablaufplan zum Ausbildungsstart gegeben habe: im ersten Jahr vorwiegend Trauerfeiern begleiten, im zweiten den Fahrdienst unterstützen und im letzten Lehrjahr im Büro mitarbeiten. Die Praxis sah schließlich anders aus. Bereits während ihrer Praktika – achtmal hospitierte sie bei Dunker – wirkte sie an Trauerfeiern mit; im ersten Lehrjahr half sie bereits den Kollegen im Fahrdienst. Schon zu Beginn der Ausbildung sei es ihr Wunsch gewesen, in den Außendienst zu gehen. Den lernte sie mit etwa der Überführung von Verstorbenen, Kurierfahrten sowie dem Versorgen – also dem Waschen, Desinfizieren, Frisieren, Verschließen der Körperöffnungen, kosmetische Maßnahmen – und Ankleiden Verstorbener schließlich viel früher kennen, als gedacht.
Ob es nicht schwierig ist, ständig mit dem Thema Tod konfrontiert zu sein, möchten wir von ihrer Kollegin Gesine Hadrich wissen. „Ich glaube, ich kann mich wirklich glücklich schätzen, dass ich so eine Frohnatur bin. Ich bin mir bewusst, dass zu jeder Zeit im Leben ein Mensch sterben kann und dass unsere Zeit begrenzt ist. Doch der Tod bedeutet für mich nicht das Ende. Das gibt mir Kraft im täglichen Umgang“, sagt die 22-Jährige, die sich im dritten Lehrjahr befindet. „Natürlich gibt es Fälle, die einen berühren, wo man keine Antworten auf Fragen hat, nicht weiß, wie man der Familie in so einer Situation ausreichend Hilfestellung geben kann“, erzählt Gesine. Sie hat bereits kleine Beisetzungen im engsten Kreis allein vorgenommen. „Dafür bereite ich die Urne, die Blumen und Musik vor, treffe die Absprachen mit den Friedhofsmitarbeitern, begrüße die Angehörigen und begleite sie mit passenden Worten bis zum Abschied am Grab.“

Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine Urnenbeisetzung statt der klassischen Erdbestattung. Gesine gibt Hilfestellung bei der Auswahl einer passenden Urne, ob Keramik oder Holz, ob schlicht oder aufwendig gestaltet.
Ursprünglich hatte die Leipzigerin ein Theologiestudium begonnen, jedoch schnell gemerkt, dass sie auf diesem Pfad der Ausbildung nicht glücklich werden würde. „Im Gegensatz zum Studium, in dem mir ein langer theoretischer und wissenschaftlicher Weg der seelsorgerischen Arbeit mit den Menschen bevorstand, habe ich nun täglich Kontakt, begleite Hinterbliebene in allen Fragen von Papierkram bis zur Lebensfeier, lerne, indem ich die Dinge ausübe und sammle meine Erfahrungen im praktischen Alltag“, sagt sie zufrieden.
Langsam an Aufgaben herangeführt zu werden, das funktioniere nicht immer, erklärt sie weiter. „Man kann den Tag schlecht planen. Oft passiert dann eine bestimmte Sache, ohne dass man sich darauf vorbereiten konnte. „Zum Beispiel, wenn eine Auslandsüberführung geplant werden muss oder ein Kind verstorben ist. Manche Dinge konnte man lange üben, hat sie immer wieder bei Kollegen beobachtet. In einem anderen Moment ist man allein im Büro oder geht ans Telefon und muss mit einer ganz neuen Situation umgehen. Oft musste ich schon ins kalte Wasser springen, aber meist konnte ich daraus viel lernen und habe an Selbstvertrauen gewonnen – und festgestellt, dass ich solchen Aufgaben inzwischen gewachsen bin.“
Anne bringt mit ihren 34 Jahren Erfahrung mit, auch in der Begleitung Sterbender und deren Angehöriger. Sie hat schon einiges kennengelernt im Leben, zuletzt die Theaterwelt, die sie schließlich jedoch nicht mehr glücklich machte, dies in Zeiten von Corona auch nicht mehr konnte. Und so erfüllte sie sich in diesem Jahr ihren Traum. Rückblickend erzählt sie: „Mit 18 Jahren habe ich in den Schulferien mein erstes Praktikum bei einem befreundeten Bestatter gemacht. Auch wenn ich zunächst andere Wege gegangen bin, hat mich das Thema nie ganz losgelassen: Schließlich habe ich nach meiner Ausbildung zur ehrenamtlichen Sterbebegleiterin auch im Hospiz gearbeitet. Während des ersten Corona-Lockdowns saß ich dann zu Hause mit vollem Theatergehalt, aber hatte nichts zu tun. Nach der ersten Woche hat es mich irgendwie auf die Internetseite von Dunkers gezogen – wie schon so oft in den vergangenen sieben Jahren.“ Diesmal habe sie ihren ganzen Mut zusammengenommen und eine Bewerbung geschrieben. Inzwischen lernt Anne bereits im fünften Monat Bestattungsfachkraft. Gesellin Pearl ist davon überzeugt, dass sich der Beruf immer größerer Beliebtheit erfreut, konnte dies auch während der Ausbildung in der Schule feststellen. „Trotzdem ist es kein einfacher Beruf. Nicht jeder ist dafür gemacht. Die schulischen und psychischen Anforderungen werden für manche jungen Leute zum Problem – weshalb es wahrscheinlich auch viele Abbrecher gibt.“ Man müsse absolut hinter der Arbeit stehen, sie mit Freude erfüllen. Dann sei es für jeden einzelnen auch ein Beruf mit Zukunft. „Und wenn die Bestattungsbranche sich endlich wandeln würde und nicht mehr so ‚verstaubt und alteingesessen‘ weitermachen würde, wäre der Bestatter ein noch weitaus attraktiverer Beruf“, glaubt Pearl.
Text: Sara Bühligen / Fotos: Bestattungen Dunker GmbH