Betriebswirt (m/w/d) – Handwerk, Studium
Der Karriere-Check
Studiengang Betriebswirt (m/w/d) des Handwerks
Manchmal gleicht das Berufsleben einer vergnüglichen Sonntagsfahrt in einem funkelnden, neuen Wagen. Doch plötzlich taucht hinter einer Kurve ein Stau auf und es hilft nur noch eine Notbremsung. Daniel Mauersberger weiß, wie wichtig ABS, Gurte und Airbags sind. Die Sicherheit ist eines der wichtigsten Argumente für den Autokauf. Auf das Berufsleben übersetzt heißt das, die Karriere sollte gut gefedert und gegen Blockierungen sicher sein, schnell auf Tempo kommen, aber auch mal einen Bremsgang vertragen. Übrigens hat das Wort Karriere eine lateinische Wurzel: Carrus = der Wagen. Noch heute verweist das englische Verb carry = tragen, bringen, befördern darauf, dass es nicht unbedingt darum geht, bis an die Spitze zu kommen, sondern in Bewegung zu bleiben.
Der Start war glänzend. Abitur, anschließend die Ausbildung als Automobilkaufmann bei Renault, nach der Daniel von seinem Ausbildungsbetrieb übernommen wurde und seinen eigenen Arbeitsplatz in einem schicken Autohaus zwischen glänzenden Karosserien bekam.
Wäre der Arbeitsmarkt nicht so eng und könnten Arbeitgeber heute dieselben Sicherheiten wie vor fünfzig Jahren bieten, vielleicht hätte sich Daniel auf eine gemütliche Tour als Autohändler in Sebnitz, zwischen den malerischen Felsen der Sächsischen Schweiz eingerichtet.
Doch der 24-Jährige suchte nach Möglichkeiten, seine Karriere abzufedern.
Weil Daniel seine Arbeit liebt, kam ein Studium an der Uni nicht in Frage. Fortbildung – das sollte in der Freizeit passieren. Er entschied sich für den Studiengang Betriebswirt bei der Handwerkskammer Dresden. Dieses Studium soll Handwerker auf die Führung einer eigenen Werkstatt oder eines Betriebes vorbereiten und sie in die Lage versetzen, gesamtunternehmerisch zu denken und zu handeln. Daniel ist zwar kein Handwerker, sondern ein Kaufmann. In seinem Fall geht es um eine eigene Filiale oder die Abteilung in einem Herstellerbetrieb, zum Beispiel im Vertrieb einer Autofirma. Auch wenn Daniel heute noch keine Pläne in diese Richtung hat, schätzt er die Ausbildung, die ihm „einen Blick hinter die Kulissen“ bietet. Plötzlich werden die Zusammenhänge der Betriebsführung klar, Entscheidungen seines Chefs, die Daniel als Azubi oder Angestellter nicht recht nachvollziehen konnte, versteht er jetzt. „Ich erlebe richtige AHA-Effekte“, erzählt er. Die Studenten lernen, wie Buchhaltung, Verkauf und Werkstatt miteinander verzahnt sind. „Dieses Wissen verbessert meine Arbeit schon heute“, versichert Daniel.
Zweimal in der Woche um 16 Uhr fährt er nach Dresden zur Weiterbildung. Mit Optikern, Dachdeckern und anderen Handwerkern drückt er bis 21 Uhr die Schulbank. Zusätzlich gehört ein Samstag pro Monat der Schule. Weil Daniel an zwei Samstagen im Autohaus arbeitet, bleibt ihm gerade noch ein freies Wochenende. „Das Privatleben muss etwas zurücktreten“, bedauert er.
Anderthalb Jahre dauert die Ausbildung insgesamt. Eine kluge Entscheidung, so viel wie möglich zu lernen, solange man noch jung ist. „Wir sind gegenüber den Älteren in der Schule eindeutig im Vorteil“, sagt Daniel. Wie die Ausbildung sein Vorankommen sichert, ist heute noch offen. Neue Türen haben sich für Daniel jedenfalls schon geöffnet. „Ich lerne dort, die Firma neu zu sehen“, bekräftigt er.
Text & Fotos: Kathrin Schrader