Biologe (m/w/d)
Zwischen Neugier & Geduld
Biologen erforschen ihre Umwelt im Detail
Biologen fühlen sich in der Pflanzen- und Tierwelt zu Hause, wissen instinktiv, welche heilende Pflanze auf ein blutendes Knie gehört oder züchten Urzeitkrebse im heimischen Terrarium. Auf die Biologie-Studentin Claudia Pätzold trifft das ganz und gar nicht zu. Trotzdem ist die 24-Jährige bis heute von ihrem Studium an der Technischen Universität Dresden begeistert. „Mit Pflanzen kenne ich mich immer noch nicht vollständig aus“, gibt Claudia schmunzelnd zu. Das war auch nicht ihr Anliegen als sie sich in der 12. Klasse für Biologie entschied. „Ich hatte immer viele Interessen und bin auch sehr geschichtsaffin. Lange dachte ich daran, in die Archäologie zu gehen. Dann bin ich über die Evolution gestolpert“, erinnert sich Claudia. Ihre Leidenschaft und Neugier für die Geschichte hat sie in der Biologie wiedergefunden. Das Fachgebiet ist heute weit gefächert und bietet viele Spezialisierungsmöglichkeiten. „Es geht um mehr als Tiere, Pflanzen und Gene. Es geht um das Entdecken und Forschen. Warum, wie und was passiert, wenn …? Diese Fragen machen die Biologie aus“, fasst die Studentin zusammen.
Bereits im Bachelorstudiengang Biologie an der TU Dresden lernte die junge Studentin, wie man diese Fragen wissenschaftlich erarbeitet. Als Grundlage dienen vor allem Kenntnisse der Biologie, Chemie, Physik als auch der Mathematik (um fachübergreifende Zusammenhänge zu erkennen), die Aneignung wissenschaftlicher Methoden und biologischer Fachkenntnisse. Von Anfang an werden dabei Praktika in allen Fachgebieten angeboten, die gelernte Theorie wird im Versuchslabor umgesetzt. Das Sezieren von Pflanzen, Einzellern, aber auch von Fischen und Mäusen gehört dazu. „Da muss jeder im Grundstudium zumindest einmal durch. Wer Tierversuche nicht mit sich vereinbaren kann, hat in der Biologie dennoch viele Arbeits- und Forschungsmöglichkeiten.“
Mittlerweile ist Claudia im dritten Semester des Masterstudiums angelangt und arbeitet neben den Lehrveranstaltungen auch als wissenschaftliche Hilfskraft im Institut für Botanik. Für Claudia bedeutet das viel Arbeit im Labor, wo sie Versuche plant, vorbereitet, durchführt und auswertet. „Gute Konzentration ist hierbei wichtig, um ein Gefühl für die Abläufe zu bekommen.“ Einmal die sterilen Laborhandschuhe übergezogen, geht es ums Präparieren, Sequenzieren (die Reihenfolge der Basen in der DNA bestimmen) oder Autoklavieren (Sterilisation durch das Erhitzen im Druckbehälter). Fachbegriffe sind bei der Arbeit im Labor als auch im Studium unerlässlich – und das nicht nur deutschsprachig. Die Verkehrssprache ist Englisch und in der Biologie nicht mehr wegzudenken, ob bei fachbezogenen Publikationen, Konferenzen oder in der Zusammenarbeit mit internationalen Laborpartnern.
Im Labor widmet sich die 24-Jährige der molekulargenetischen Verwandtschaftsforschung. Sprich einer Art Vaterschaftstest, nur dass sie dabei Fliegen je ein Bein abnimmt, um ihre DNA zu isolieren oder mit Blüten arbeitet, die während einer Forschungsreise extra aus Kroatien geholt wurden. Welche Ergebnisse dabei herauskommen, ist meistens unklar: „Es kann immer etwas schiefgehen, aber auch ein negatives Ergebnis ist ein Ergebnis. Da muss man frustrationstolerant sein und einfach weiterexperimentieren.“
Als Biologe bieten sich einem nach der Universität ganz unterschiedliche Tätigkeitsfelder, zum Beispiel in der Umweltbiologie, Verhaltensforschung, Landwirtschaft, dem Umweltschutz, der Lebensmittelindustrie, Biotechnologie oder auch im Wissenschaftsjournalismus. Claudias Ziel ist die Forschung, am liebsten in der Menschheitsgeschichte. Nach ihrem Abschluss Master of
Science strebt sie deshalb eine Promotion an.
Text & Fotos: Christiane Nevoigt