Bundeswehr – Spezialkräfte
Keine Chance für Rambos
Die Spezialisten der Bundeswehr verstehen sich als Teil eines gut ausgebildeten Teams
Arizona, USA. 8.000 Meter über der Wüste von Nevada bereiten sich die Soldaten des KSK (Kommando Spezialkräfte) auf ihren Einsatz vor. Geübt wird das schnelle und unbemerkte Erreichen des Einsatzortes aus der Luft – mittels Fallschirm. Diese „Transportart“ müssen alle Soldaten des KSK beherrschen. Spezialisiert sind sie auf Einsätze in Wüsten- und Arktisregionen sowie amphibische Einsätze. Zu ihren Aufgaben gehören die Evakuierung deutscher Staatsbürger, das Retten und Befreien von Geiseln, das Gewinnen von Informationen in Krisen- und Konfliktregionen, die Abwehr von Terror und letztendlich die Kampfeinsätze.
Den Kommandosoldaten wird eine Menge abverlangt – was auf den ersten Blick wie die Sucht nach dem „Kick“ erscheint, ist in der Realität das Ergebnis harter Ausbildung. Professionalität, Teamfähigkeit, psychische Belastbarkeit, Willensstärke, Verantwortungsbewusstsein und Verschwiegenheit sind ebenso Voraussetzungen für eine Karriere im KSK, wie die körperliche Leistungsfähigkeit. Die Aufgaben erfordern stets ein Team, in dem sich jeder auf den anderen verlassen kann, in dem man auch in Stresssituationen einen klaren Kopf behält. Oder anders gesagt: Wer „Rambo“ spielen will, hat keine Chance …
Szenenwechsel. In der Ostsee vor Rügen in 60 Meter Tiefe übt Hauptbootsmann Mike Keil in extremer Tiefe. Keil, der heute als Wehrdienstberater in Halle tätig ist und jungen Frauen und Männern bei ihrer Karriereplanung hilft, ist ausgebildeter schiffstechnischer Taucher (Helmtaucher) der Marine. Das mag zunächst unspektakulär klingen, die Aufgaben jedoch haben es in sich und fordern den ganzen Mann. Neben der Unterstützung anderer Organisationen, wie z. B. der Polizei, sind die schiffstechnischen Taucher u.a. ausgebildet, Menschen zu suchen und zu retten sowie Gegenstände auch aus extremer Tiefe zu bergen. In letzter Zeit rückt eine andere Aufgabe stärker in den Vordergrund: Der Schutz von Schiffen der eigenen und verbündeter Streitkräfte vor Anschlägen. „Es gehört zu meinen Aufgaben, Hafenanlagen und Schiffsrümpfe nach Sprengsätzen abzusuchen und so mögliche Anschläge zu verhindern“, führt Keil aus. Einige Einsätze sind dem Hauptbootsmann ganz besonders in Erinnerung geblieben: „Mein erster Einsatz bestand im Jahr 2003 darin, ein abgestürztes Kleinflugzeug in der Nordsee zu suchen, die Passagiere und die Maschine zu bergen. Zur physischen Belastung dieses Einsatzes kam dann auch noch der psychische Druck: Dunkelheit, Kälte und die Frage, welches Bild mich erwartet, wenn ich das Flugzeug finde.“ Doch auch auf solche Aufgaben wird man gut vorbereitet und geschult. „Nach der Ausbildung zum Schwimmtaucher habe ich mich auf meine heutige Arbeit als Schiffstauchereinsatzleiter (Tauchermeister) spezialisiert. Neben der körperlichen Fitness braucht man mentale Stärke, um unter Wasser noch klar denken zu können. Und man muss sich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass ein Einsatz das eigene Leben fordern kann.“
20.000 junge Frauen und Männer beginnen jährlich ihre ganz persönliche Karriere als Soldat in den Laufbahnen der Offiziere, Unteroffiziere oder Mannschaften. Nicht jeder von ihnen wird solch extreme Aufgaben zu lösen haben. Den Willen, sich als Teil eines gut ausgebildeten Teams zu verstehen und die damit verbundene Verantwortung zu übernehmen, müssen sie alle mitbringen. Egal ob in der Wüste von Arizona, in den Tiefen der Meere, während einer Patrouille in Afghanistan oder am Dienstort in Deutschland – einen Platz für Einzelkämpfer gibt es nicht.
Text: Gerd Rieger; Fotos: Bundeswehr