Busfahrer (m/w/d)
Frau am Steuer!
Busfahrer-Praktikantin Katrin Littfin
„So ein junges Mädel. Können Sie denn mit dem großen Bus umgehen? Haben Sie keine Angst?“ Vor allem die älteren Leute, die den Nahverkehr im Erzgebirgskreis Stollberg nutzen, sind immer wieder überrascht, wenn sie die hübsche dunkelhaarige Katrin Littfin hinter dem Lenkrad eines großen Mercedes-Busses entdecken. Doch die 24-jährige Chemnitzerin überzeugt sie schon nach den ersten Metern davon, dass eine weibliche Fahrerin ebenso sicher wie ihre männlichen Kollegen mit dem zwölf Meter langen Riesen umgehen kann. „Nicht mal in der praktischen Übungszeit an der Verkehrsakademie habe ich eine Schramme an irgendeinem Bus hinterlassen“, ist Katrin Littfin noch heute stolz. „Nur Bordsteinkanten habe ich anfangs einige mitgenommen. Das ging aber allen so, denn die Busse reagieren in Kurven ganz anders als ein Auto, das muss man erst lernen.“ Kein Wunder, denn privat startete die junge Frau vor fünf Jahren nach bestandener Fahrprüfung mit einem Fiat Panda, inzwischen bringt sie ein Renault Twingo zur Arbeit. Aber nach ihrer Ansicht ist es ein Vorurteil, dass Frauen schlechter als Männer mit Autos umgehen können. „Ich habe Autofahren schon immer toll gefunden und liebe deshalb auch das Busfahren. Ich habe meinen Traumberuf gefunden.“
Denn Katrin Littfin hat schon anderes ausprobiert. Sie lernte nach der 10. Klasse den Beruf einer Verwaltungsfachangestellten, in dem sie auch einige Monate tätig war. Dann traf sie als Jüngste die Arbeitslosigkeit. „Ich habe mich im Internet umgesehen, was außerhalb eines Büros in Frage kommen könnte. Eigentlich wollte ich Fahrlehrer werden, doch es fehlte mir eine Prüfung“, erinnert sie sich. „Ich habe deshalb bei der Verkehrsakademie Chemnitz nachgefragt. Von hier kam der Vorschlag für eine Umschulung zum Berufskraftfahrer.“ Dieses Angebot, das vom Arbeitsamt gefördert wird, nahm Katrin Littfin, die in ihrer Freizeit gern tanzt – vor allem Salsa nach heißen lateinamerikanischen Rhythmen – sofort an.
„Busse müssen zu allen Zeiten unterwegs sein, gleich ob es Sonn- oder Feiertag ist. Ich fahre gern durch die Städte und Dörfer. Besonders gefällt mir die Schülerbeförderung, weil die Kleinen sich freuen, wenn ich am Lenkrad sitze“, so die junge Frau. „Aber durchsetzen muss man sich trotzdem, sonst gibt es Chaos.“ Sich durchsetzen und zuhören, dass kann sie. Denn die engen Straßen in den Erzgebirgsdörfern erfordern im Winter besondere Aufmerksamkeit. Und manchmal wird es zu eng. „Da hilft nur eins, stehen bleiben und sehen, ob das andere Auto zurückfährt. Wenn der Fahrer sich nicht traut, dann muss er mich einweisen. Das ist schon passiert“, erinnert sie sich. „Aber mit Ruhe und Gelassenheit ist viel zu schaffen“. Diese beiden Eigenschaften sind nach ihrer Meinung wichtige Voraussetzungen für den Job. Erlernen kann man den Beruf des Berufskraftfahrers mit den Schwerpunkten Güter- oder Personenverkehr erst ab einem Mindestalter von 18 Jahren. Hinzu kommen Abschluss der Mittelschule, eine gute Gesundheit, die in allgemein- und augenärztlichen Untersuchungen getestet wird, eine Mindestgröße, um zu Bremse und Gaspedal zu kommen, technisches Grundverständnis, ein sauberes polizeiliches Führungszeugnis sowie möglichst wenige Punkte in Flensburg.
Die Ausbildung dauert 3 Jahre. Im Unterricht wird die Straßenverkehrsordnung von A bis Z in Theorie und Praxis durchgenommen, hinzu kommen u.a. Technik und Fahrtraining, damit man in kritischen Situationen richtig reagiert. Ein Berufskraftfahrer im Personenverkehr, z. B. der Busfahrer, muss außerdem die Personenbeförderungsgesetze beherrschen, gut mit Menschen umgehen können und ein Mindestalter von 21 Jahren (in Ausnahmen 20 Jahre) erreicht haben, ergänzt Wolfgang Klose, Niederlassungsleiter Lugau der Autobus GmbH Sachsen. Hier absolviert Katrin Littfin derzeit ihr Praktikum, bevor sie im Juni diesen Jahres die letzten Prüfungen absolviert. Den Bus-Schein, der die Personenbeförderung erlaubt, den hat sie schon in der Tasche. „Wir sind mit ihren Leistungen sehr zufrieden“, so der Niederlassungsleiter. „Wir würden sie gern fest einstellen, sobald ein Arbeitsplatz zur Verfügung steht.“
Text & Fotos: Brigitte Pfüller