Chemielaborant (m/w/d)
Zwischen Glaskolben & Babymützchen
Als Chemielaborant (m/w/d) hat man keine Not bei der Jobsuche
Allerlei Glaskolben mit farbigen Flüssigkeiten stehen vor Melanie Balzereit. Kleine Kolben und große, Pipetten und bunte Stoffe, selbst Babymützen. Diese kamen heute Morgen mit einem Päckchen im Sächsischen Textilforschungsinstitut (STFI) in Chemnitz an. Nun ist es die Aufgabe der Chemielaborantin Melanie zu prüfen, ob auch wirklich keine Schadstoffe darin sind, die Mutter ihrem Kleinen das Mützchen ohne Bedenken aufsetzen kann.
Seit Februar 2006 arbeitet die junge Frau in der Forschungseinrichtung. Und sie glaubt, einen Beruf mit Zukunft gewählt zu haben. „Es wird immer geforscht. Unternehmen lassen Stoffe prüfen, Lebensmittel und Medikamente untersuchen. Solange das passiert, wird es auch für uns Chemielaboranten Jobs geben“, sagt Melanie, die mit vier weiteren Kolleginnen und zwei Auszubildenden zusammenarbeitet.
Ob ihr das schon vor acht Jahren bewusst war, als sie ihre Ausbildung begann? Zumindest war sie sich sicher, dass es genau dieser Beruf sein sollte. In der neunten Klasse habe sie während einer Projektwoche experimentiert, fünf Tage lang, erzählt die heute 25-Jährige. „Wir haben die PH-Werte von Wasser aus den Flüssen gemessen, Knallgas- und Magnesiumspanproben gemacht. Ich wusste sofort: Das ist es!“ Viele ihrer Klassenkameradinnen hätten Friseurin werden wollen, für sie sei das nichts gewesen. Und schließlich klappte es bereits mit der ersten und einzigen Bewerbung am STFI.
Wobei sie vor allem im ersten Lehrjahr kaum im Institut, einer gemeinnützigen Forschungseinrichtung, anzutreffen war. Vielmehr wurde der Schülerin an der Sächsischen Bildungsgesellschaft für Umweltschutz und Chemieberufe (SBG) in Dresden allgemeines Grundwissen vermittelt. Die Praxis gehörte selbstverständlich dazu. Alle sechs Wochen trat sie außerdem in ihrer Berufsschule in Radebeul zu je zwei Wochen Blockunterricht an: „Das theoretische Wissen wurde dort vertieft und auf spezielle Verfahren genauer eingegangen.“
Im Jahr darauf ging’s das erste Mal für zehn Wochen ins Forschungsinstitut. „Dort habe ich meine ersten Schadstoffprüfungen an Textilien gemacht.“ Im dritten Lehrjahr schließlich blieb sie ein ganzes halbes Jahr, vertiefte ihr Wissen in Dresden an der SBG, bevor sie am Ende der Ausbildung noch einmal für sechs Monate nach Chemnitz wechselte.
„Bei guten Noten kann ein Realschüler seine Lehre auf drei Jahre verkürzen. Doch ich rate immer dazu, komplett durchzuziehen“, sagt Melanie, die heute am STFI auch die Auszubildenden betreut. Abiturienten brauchen – nach Absprache mit den Betrieben – erst im zweiten Lehrjahr einsteigen, da sie bereits einige Vorkenntnisse besitzen, können somit die Lehrzeit auf zwei Jahre verkürzen. „Ich würde ihnen auf alle Fälle empfehlen, an der Schule Chemie als Leistungskurs zu belegen.“
Ganz wichtig sei, dass man eine Fremdsprache beherrscht. „Möglichst Englisch.“ Denn: „Manche der DIN-Vorschriften, nach denen wir uns richten, und fast die komplette Software für die Prüfgeräte sind auf Englisch.“ Eine Übersetzung gibt es nicht. Wer also in der Schule gut zuhört, ist klar im Vorteil.
Arbeit finde man als ausgebildeter Chemielaborant in vielen Branchen, nicht nur in der Textilindustrie, sondern auch in der Pharmabranche und im Gesundheitswesen, in der Gerichtsmedizin und in der Lebensmittelindustrie. „Ganz wichtig ist es natürlich, dass man Spaß hat.“ Zwar habe man meist eine geregelte Arbeitszeit, doch „je nach Auftragslage, kann es auch einmal sein, dass man eine Stunde dranhängen muss“.
Für Melanie kein Problem. Sie hat – im Rückblick – alles richtig gemacht und ihren Traumberuf gefunden. Etwas anderes jedenfalls möchte sie heute nicht mehr machen. Zu sehr liebt sie die Arbeit in ihrem Labor mit den vielen Apparaten, Versuchsanordnungen und Proben.
Text & Foto: Anja Landmann