Chemiker (m/w/d)
Eine Formel für die Zukunft
Auf Chemiker (m/w/d) warten spannende Zukunftsaufgaben
Das Labor sieht Nicole Gehrke nur von weitem. Es liegt auf der anderen Seite des Lichthofes, ihrem Büro direkt gegenüber. Die junge Wissenschaftlerin mit den blitzkurzen, dunklen Haaren und dem kleinen Brauen-Piercing über den strahlend blauen Augen, sitzt ganz in Schwarz gekleidet vor dem Monitor und liest sich in ein neues Thema ein. Im Labor drüben laufen die Versuchsreihen und Experimente, die sie am Schreibtisch entwickelte. War ihre Arbeit erfolgreich, wird zuletzt eine weiße, rote oder braune Flüssigkeit in kleine Glasröhrchen gefüllt und an den Kunden geschickt, der diese „Maßanfertigung“ in Auftrag gab.
Die Firma NanoPET, in der Nicole seit zwei Jahren als Produktmanagerin arbeitet, entwickelt Kontrastmittel für die präklinische Forschung. Das sind Stoffe, die beispielsweise in der Krebsforschung eingesetzt werden. Die Kunden von NanoPET sind Pharmafirmen, aber auch Institute, die sich medizinischen Forschungen widmen. NanoPET wirbt mit einer bunten Malerpalette für seine Produkte. Obwohl auf dem Schreibtisch der Chemikerin keine Farbpülverchen liegen und es auch im Labor nicht so bunt zugeht wie in der Werbung, entspricht die gefühlte Farbigkeit ihrer Arbeit in dem kleinen Erfinder-Team genau der Aussage auf dem leuchtenden Plakat.
„Ich finde es Klasse, dass wir immer neue Sachen ausprobieren müssen. Man braucht allerdings viel Geduld, denn 99 % aller Forschungsarbeiten führen in der Regel nicht zum gewünschten Ziel. Das ist generell in der Chemie so. Man braucht als Chemiker also eine sehr hohe Frustrationstoleranz. Aber das Gefühl, wenn es am Ende klappt, wenn man das gewünschte Ergebnis gefunden hat – das ist einfach ein unbeschreiblich guter Moment.“ Um die 99 Prozent zu überlisten und das eine Prozent Erfolg zu erleben, bedarf es guter Kommunikation. Die läuft in einer kleinen Firma natürlich viel direkter ab als in einem großen Konzern. Offene Arbeitsbesprechungen und der Austausch von Ideen, das Schräg- und Querdenken gehören ebenso zu Nicoles Alltag, wie das Erstellen von Projektanträgen und das Studium wissenschaftlicher Arbeiten. Man spürt bei der 32-Jährigen, dass sie in dem kleinen Team, in der großen Aufgabe der medizinischen Forschung zu Hause angekommen ist.
Die Aufgabenfelder der Chemie mögen vielen abstrakt erscheinen. Wer weiß schon, was gerade in der Medizin, der Bio- und Umwelttechnologie erforscht wird? Wer kann sich die Arbeitsplätze der Chemiker von heute vorstellen? Man muss neugierig bleiben und nachfragen, um schnell zu begreifen, dass der Weg über ein Chemiestudium direkt in die Zukunftslabors führt. Wer dorthin will, gern forscht und kreativ ist, sollte ein Chemie-Studium unbedingt in Betracht ziehen. Es bietet beste Aussichten auf eine gutbezahlte, abwechslungsreiche Aufgabe. Allerdings dauert es etwas länger. Der Doktortitel gehört nämlich meist dazu. In der Industrie ist es heute üblich, dass ein Doktor der Chemie ein Laborteam aus zwei bis drei oder auch mehr Mitarbeitern leitet. Das Labor bleibt natürlich immer in Reichweite, auch wenn die theoretische Arbeit am Schreibtisch gemacht wird.
Hin und wieder ist Nicole Gehrke bei den Laboranten auf der anderen Seite des Lichthofes, um sich über Ergebnisse der Versuche auszutauschen, und um selbst zu mixen und zu trennen, zu erhitzen und zu kühlen. „Wir nennen es kochen“, sagt sie. Ihre Zukunft sieht sie hier. „Natürlich gibt es Momente, wo ich gern Halsketten am Strand verkaufen würde, aber ich bin sicher, schon nach kurzer Zeit wäre ich wieder hier und würde weiter an der Entwicklung neuer Produkte mitarbeiten.“
Text & Foto: Kathrin Schrader