Diplom-Verkehrsingenieur (m/w/d)
Ingenieurwesen passt und Verkehr betrifft jeden!
Diplom-Verkehrsingenieurin Annegret Frenzel macht sich für den elektrischen Nahverkehr strk

Annegret vor bahntechnischen Gleisanlagen im Bahnhof Dresden Neustadt. Links neben ihr ist eine Führungsschiene zu sehen, die Züge nach einer Entgleisung so führt, dass sie nicht seitwärts ausscheren und z. B. das Bahnhofsgebäude beschädigen oder zerstören können.
Annegret Frenzel suchte nach einem Beruf bzw. einem Studiengang mit Sinn. Bei dem sie aus der Zuschauerposition herauskommt und aktiv mitwirken kann, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern.
Sie fasst Psychologie oder Wirtschaftspsychologie in den Blick, recherchierte dann aber doch noch einmal und stieß auf den Diplomstudiengang Verkehrsingenieurwesen, der an der TU Dresden auf eine lange Forschungstradition verweisen kann. Sie fand das attraktiv. Endgültig überzeugt hat sie: „Dass das ein Ingenieurstudium ist, mit dem man die Zukunft der Gesellschaft mitgestalten kann.“ Ihr wurde bewusst, dass Verkehr zwar jeden betrifft und jeder daran teilnimmt, die wenigsten aber Ahnung haben, wie er funktioniert und welche großartige Ingenieurleistungen dahinterstecken. Ihr Plan, sich und ihr erlerntes Wissen einmal einzubringen, um den Verkehr und damit die Lebensqualität der Menschen weiter zu verbessern, fühlte sich richtig an. „Ingenieurwesen passt und Verkehr betrifft jeden!“, fasst Annegret es zwinkernd und auf den Punkt gebracht zusammen. Das war 2007.
Heute, Mai 2021, lebt die 32-Jährige diesen Traum. Sie hat seit 2014 ihr Diplom in der Tasche und arbeitet als Projektleiterin bei der SIGNON Deutschland GmbH in Dresden, einem Ingenieurbüro für gewerkeübergreifende Consulting- und Engineering-Leistungen im Schienenverkehr mit ca. 250 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen an verschiedenen Standorten in Deutschland. Sie begann als Projektingenieurin und erstellte elektrische Netzsimulationsstudien für Bahn- und Elektrobussysteme in und außerhalb Europas.
„Dann hatte ich die Chance, mich weiterzuentwickeln.“ Sie stieg in das Projektmanagement eines innerdeutschen Projektes ein. „Ich hatte damit erstmals Gelegenheit, den Überblick über das komplette Projekt, über das gesamte Verkehrssystem zu erhalten. Mit der Möglichkeit, punktuell in die Tiefe zu gehen, in die verschiedenen Ebenen und Techniken einzudringen, um die Sachverhalte zu begreifen und dann wieder auf der übergeordneten Ebene im Gesamtprojekt zu agieren.“
Aktuell leitet sie zwei Projekte. Eins davon heißt Kabelkoordinierung Stuttgart 21. „Ein im Verhältnis winzig kleiner Part im Projekt Stuttgart 21, aber ein ebenso relevanter und spannender“, berichtet sie stolz.
Es geht um die Koordinierung der Kabelverlegung in den beiden ca. 5 bis 6 km langen Tunnelröhren Feuerbach und Bad Cannstadt. „Dafür werden hunderte verschiedene Kabel benötigt,“, erklärt sie und zählt auf: „Für die Energieversorgung der Tunnel selbst, aber auch für die Einrichtungen, die den Zugverkehr ermöglichen, die die Bereitstellung des Internets und der Telekommunikation gewährleisten, die für die Leit- und Sicherungstechnik gebraucht werden, für den Fahrkartenautomaten, die Anzeigetafeln, Uhren, Weichenheizungen, den Bahnfahrstrom usw.“ Diese teilweise sehr sensiblen Kabel (Lichtwellenkabel, Glasfaserkabel) werden von verschiedenen spezialisierten Gewerken und deren Subunternehmern in den Kabelgefäßsystemen, die rechts und links neben dem Gleisbett verlaufen, verlegt. „Meine Aufgabe fällt unter klassisches Projektmanagement. Es geht darum, das Ziel im Auge zu behalten, die technischen Voraussetzungen zu klären, Pläne zu erarbeiten, Qualität, Termine und Budget optimal zu koordinieren“, berichtet sie und betont: „Kommunikation ist dabei essenziel. Das heißt nicht nur, wie rede ich 1:1 mit meinem Gegenüber, sondern, ich muss auch sicherstellen, dass alle Projektbeteiligten – Kunde, Subauftragnehmer, Bauunternehmen, Genehmigungsbehörden oder -instanzen usw. – die nötigen Informationen beisteuern bzw. vorliegen haben.“
Im Projektteam Stuttgart 21 arbeiten neben ihr als Projektleiterin noch zwei Planer, ein Zeichner und eine Projektassistentin. „Wir arbeiten mit Checklisten, Zeit- und Budgetplänen. Es gibt definierte Schritte, Abläufe, Planarten und ausführliche Richtlinien, die ganz vieles regeln.“ Selbstredend sind auch jede Menge individuelle Lösungsansätze erforderlich.
Im Dezember letzten Jahres hatte Annegret die Gelegenheit einer Ortsbegehung in Stuttgart: „Sie sind ein sehr wichtiger Teil der Planung, um sich einen Eindruck und genaue Kenntnis von den Begebenheiten zu verschaffen. Aber“, fügt sie an: „Meine Arbeit ist tatsächlich zu 99 % Prozent Homeoffice-fähig. Ein klassischer Bürojob.“
Im nächsten Monat wird Annegret eine neue Position innerhalb der Firma einnehmen und als Fachgruppenleiterin tätig sein. Sie wird dann eine Gruppe von Softwareentwickler*innen leiten, die an zwei Softwareprodukten (elektrische Simulationsstudien- und Oberleitungsplanungssoftware) arbeiten.
Sie freut sich auf die neue Herausforderung, denn, das ist es, was ihr an ihrem Job so sehr gefällt: „Die Vielfalt an Themen, mit denen man sich in diesem Beruf beschäftigen kann und, dass ich mit ganz vielen verschiedenen Menschen zu tun habe, immer wieder neuen Input und neue berufliche Chancen erhalte, die meine persönliche und berufliche Weiterentwicklung vorantreiben.“ Grundmotivation und damit Bestätigung ihrer Studienfachwahl vor 14 Jahren ist aber nach wie vor: „Dass ich einen tatkräftigen Beitrag leisten kann, den elektrischen Nahverkehr und damit die Verkehrswende voranzubringen – für eine nachhaltige Mobilität weltweit.“
Text & Fotos: Steffi Mrosek