Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik (m/w/d)
Pfadfinder der digitalen Revolution
Ohne Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik (m/w/d) fließt kein Strom im Haus
»Die Digitalisierung bringt es mit sich, dass die elektronische Ausstattung von Gebäuden immer umfangreicher und anspruchsvoller wird, von Bussystemen und Datenschränken in Büros bis zu vollelektronischen smart homes. Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik (m/w/d) meistern hierbei ein enormes Aufgabenspektrum. Dazu gehören u. a. das Konzipieren der elektrischen Versorgung von Gebäuden, das Installieren, Prüfen und Warten komplexer energietechnischer Anlagen sowie die Programmierung elektronischer Steuer- und Regelsysteme.«
Die Baustelle
Der Innenausbau des Gebäudes in der Dresdner Innenstadt, in dem sich neben Wohnungen auch Büros und Konferenzräume befinden werden, nimmt Gestalt an. Die Wände stehen, die Kabel sind zum Teil schon verlegt. Der schnelle Datentransfer, die federleichten Klicks – hier haben sie noch Gewicht. Enrico Baldeweg-Franke hat Kabelrollen auf die Baustelle geschleppt, später Wege für die Kabel in Gipskartonplatten gebohrt und Pfade in die alten Ziegelwände gehackt. Heute klemmt er Kabel in einem sogenannten Datenschrank an, damit Server, Router, Speichermodule und andere Netzwerkkomponenten laufen. „Ein ganz schönes Gefitze manchmal“, lacht er. „Da muss man ziemlich aufpassen und darf nichts durcheinanderbringen. Aber ich war schon als Kind gut darin, Labyrinthe zu lösen.“
Ein Job für Ausgeschlafene
Womit wir bereits bei den Voraussetzungen für diesen Beruf sind: Neben gutem Mathe- und Physikwissen – O-Ton Enrico: „Man sollte Formeln umstellen können und Winkelfunktionen beherrschen“– gehören Konzentrationsfähigkeit und Gewissenhaftigkeit dazu. Enrico muss ausgeschlafen auf der Baustelle erscheinen. Schließlich bändigt er das gefährlichste Arbeitsmaterial des Hauses, den elektrischen Strom. Nicht nur Lampen, Beamer, Lautsprecher und Kommunikationsnetzwerke brauchen zahlreiche Verbindungen und eigene Anschlüsse, auch Heizungen, Lüftungen und die gesamte Sicherheitstechnik werden mittlerweile elektronisch gesteuert. Langweilig ist das nicht. Die größte Herausforderung seines Berufes ist für Enrico zugleich das, was er am meisten an ihm mag: Die große Vielfalt seiner Aufgaben und dass er mit allen anderen Handwerkern zusammenarbeiten muss, vom Beginn der Bauarbeiten bis zur Sicherheitskontrolle am Schluss.
Alles unter Strom
Entdeckt hat Enrico seinen Beruf während eines Schüler-Praktikums im EZG, dem Elektro Zentrum Großenhain, das später sein Ausbildungsbetrieb wurde. „Zuvor hatte ich schon Praktika im Treppenbau, in der Gärtnerei und Tischlerei gemacht. Doch als ich bei der EZG war, wusste ich, dass ich das Richtige für mich gefunden habe. Der Beruf ist zukunftsorientiert.“
Seit die EZG vor vielen Jahren von Elektronikern unter einem Namen gegründet wurde, in dem die Worte Radio und Fernsehen vorkamen – womit alles gesagt war – stehen heute fast alle Dinge des Alltags unter Strom. Und alles funkt. Auf ihrer Startseite im Internet bietet die EZG seit einiger Zeit Beratung für smart homes an, Häuser, die voller Elektronik stecken, weil alle Geräte miteinander kommunizieren. Vielleicht werden nicht alle in einem smart home leben wollen, doch zumindest werden smarte Komponenten in Gebäuden eine immer größere Rolle spielen. Deshalb sind Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik auch in Firmen der Immobilienwirtschaft und bei technischen Gebäudeausrüstern gesucht.
Schneller Meister oder schnelles Geld?
Enrico schloss seine Ausbildung wegen guter Leistungen ein halbes Jahr früher ab. Er ist jetzt 19 Jahre alt. Die Handwerkskammer hat ihm ein Stipendium für einen schnellen Meisterlehrgang angeboten. Ein Jahr lang müsste er täglich zur Schule gehen. Enrico ist hin und hergerissen. Eigentlich möchte er jetzt erst einmal arbeiten, ein bisschen Geld verdienen. Andererseits wäre er nach nur einem Jahr am Ziel und nicht erst wie üblich nach dreieinhalb Jahren neben dem Job, mit Schulbankdrücken am Wochenende. Seinen Meister möchte er auf jeden Fall machen, um weiterzukommen. Er denkt noch nicht daran, eine eigene Firma zu gründen, aber als Vorarbeiter sieht er sich durchaus, oder einfach als kompetenter Mitarbeiter, auf den der Projektleiter sich verlassen kann.
Text und Fotos: Kathrin Schrader