Energietechniker (m/w/d)
Im Flow …
Damit Energie richtig fließt, sind Energietechniker nicht nur in Energiebetrieben und Planungsbüros gefragte Experten
Wie viele Meter Heizungsrohr welchen Durchmessers und welcher Qualität müssen für eine Fußbodenheizung verlegt werden, damit ein
60 Quadratmeter großer Raum zuverlässig auf einer Zimmertemperatur von 21 – 22 ° Celsius gehalten werden kann?
Das ist eine typische Rechenaufgabe für Energietechniker. Sie sind überall dort am Start, wo es darum geht, Energie auf die richtige Weise zum Fließen zu bringen, ob es sich um Wärme, Kälte, Wasser oder Luft handelt. Gefragt sind sie in Kraft- und Stadtwerken und bei Stromnetzbetreibern, im Fahrzeugbau, der Telekommunikations- und Medizintechnik oder in Planungsbüros wie die Ingenieurin Constanze Ssuschke (im Bild). Auf ihrem Monitor sieht die Fußbodenheizung, die sie gerade entwirft, wie ein Labyrinth aus roten und blauen Kapillaren aus. Constanze arbeitet bei der ventury GmbH, einer Dresdner Firma, die sich darauf spezialisiert hat, Energiekonzepte für Hochhäuser zu entwickeln und deren Ausführung zu planen und zu begleiten. Für die Rechenaufgabe mit der Fußbodenheizung braucht die Energietechnikerin weitere Fakten, etwa Angaben der Wand- und Fußbodenstärken sowie des Materials, das verbaut werden soll. Möglich, dass sie diese Fragen mit Bauherren und Architekten noch verhandeln muss. Kommunikationsfähigkeiten stehen für Energietechniker ganz oben auf der Liste der Anforderungen. Sie arbeiten nicht nur im eigenen Büro-Team, sondern verzahnt mit allen, die um und entlang der Leitungen und Rohre arbeiten. In Constanzes Fall sind das Bauherr, Statiker und Architekten sowie Bauleute aller Gewerke und Experten für den Schall- und Brandschutz.
In ihrem Arbeitsalltag wechseln sich ruhige Phasen mit stressigen Zeiten ab. „Zu Beginn eines Projekts erfolgt eine grobe Planung der technischen Anlagen. Dann gehen wir immer mehr ins Detail, bis hin zu gestalterischen Aufgaben, zum Beispiel, dass die Rohre und Handtuchheizkörper in einem Bad stimmig auf den Fliesen sitzen.“
Kurz vor der Planabgabe steht das Telefon nicht mehr still. Die Mails kommen im Sekundentakt. Der Feierabend verlagert sich in die Nacht. Constanze liebt diese Zeit. „Ich mag Herausforderungen. Unter Zeitdruck kann ich sehr gut arbeiten.“
Als Kind verbrachte sie viele Stunden auf dem Bauernhof der Familie. Sie schaute gern ihrem Opa bei Reparaturarbeiten an den Geräten zu. Wenn es kein passendes Ersatzteil gab, baute er es selbst. Constanze war davon fasziniert. Seine Technik-Begeisterung steckte sie an. So kam es, dass sie den Beruf des technischen Systemplaners für sich entdeckte. In ihrem Heimatort Freiberg absolvierte sie die dreijährige duale Ausbildung. Als sie mit ihrem Mann nach Dresden zog, stieg sie bei der ventury GmbH ein. Schon im Bewerbungsgespräch sagte sie, dass sie weiterlernen wolle. Ihrem zukünftigen Chef gefiel das. Constanze bekam die Stelle als Systemplanerin.
Zwar hat sie kein Abitur gemacht, doch nach einer Zugangsprüfung in Mathe, Physik und Englisch wurde sie für das Studium zur Energie- und Umwelttechnikerin an der Berufsakademie Sachsen, Staatliche Studienakademie Riesa zugelassen. Seit September ist sie nun Diplom-Ingenieurin, eine der letzten in ihrem Fach. Der Studiengang wird inzwischen als Bachelor angeboten. Ihre Abschlussarbeit schrieb Constanze über ein Wärmekonzept, dass ihre Firma innerhalb eines Forschungsprojektes entwickelt hat. „Es geht darum, Quartiere so zu gestalten, dass sie weniger Treibhausgas produzieren“, erklärt sie. Ein Studium der Energietechnik tangiert immer auch ökologische Themen.
Constanze Ssuschke liebt ihre Arbeit. Die Herausforderung, ein Projekt zeitlich sinnvoll zu planen und rechtzeitig mit den beteiligten Akteuren und Gewerken abzustimmen, hat dazu geführt, dass sie sich im Projektmanagement fortbilden möchte, nicht nur für sich selbst, sondern auch, um mehr Verantwortung im Team übernehmen zu können.
Text und Fotos: Kathrin Schrader