Ergotherapeut (m/w/d)
Hilfe zur Selbsthilfe
Beschäftigungstherapie für Kranke und Behinderte
Ergotherapie – diesen Begriff hat sicher jeder schon einmal gehört. Doch was das eigentlich heißt, weiß kaum einer. Das Lexikon spricht von einer Behandlungsmethode, die sich an Menschen mit gestörten motorischen, sensorischen und psychischen Fähigkeiten wendet. Zur Anwendung kommen dabei auch spielerische, handwerkliche und gestalterische Techniken.
Und die wollen erstmal gelernt werden. Stefanie Kaiser ist derzeit auf dem besten Weg. Sie lernt im ersten Ausbildungsjahr den Beruf der Ergotherapeutin. „Genau genommen bin ich im zweiten Semester. Das ist hier fast wie an der Uni“, sagt die 20-Jährige. Sie lernt an der Bernd-Blindow-Schule in Leipzig, einer Berufsfachschule. Im Gegensatz zu einer betrieblichen Ausbildung bekommt sie dort kein Geld. „Im Gegenteil, ich muss im Monat 50 Euro zahlen“, sagt Stefanie. Das jedoch sei es ihr wert. „Schließlich kann ich nach drei Jahren Ausbildung kranken und behinderten Menschen helfen“, so „Stef“, wie Freunde sie nennen.
Bedürftigen Menschen helfen, das liegt Stef. In ihrem freiwilligen sozialen Jahr (FSJ) war sie im Behindertendienst der jungen Gemeinde tätig. „Dort reifte dann der Wunsch in mir, solch eine Tätigkeit zu erlernen“, sagt sie. Ein Entschluss, den nicht viele Jugendliche in ihrem Alter fassen. Zu groß ist oft die Scheu vor dem direkten Kontakt. Vor allem mit Behinderten.
Wer sich dann doch zur Ausbildung entschließt, muss eine ganze Menge lernen. Die Liste der Theoriefächer ist enorm. „Also, wir haben Anatomie, Pädagogik, Psychologie, Psychiatrie, Allgemeine Krankheitslehre, Gesundheitslehre, Orthopädie, Chirurgie, Technisches Zeichnen und Gesetzeskunde. Um nur mal einige zu nennen“, grinst Stefanie. Einige der Fächer sind bereits abgeschlossen. „Im Gegensatz zur Realschule haben wir nicht alle Fächer parallel. Gesundheitslehre ist beispielsweise schon durch.“, berichtet Stef.
Die Praxis ist fast genauso umfangreich. „In der Tonverarbeitung fertigen wir beispielsweise Geschirr und Vasen. Die werden dann richtig gebrannt und bemalt“, sagt Stefanie. In Metallverarbeitung werden Aschenbecher gebaut. Beim Verarbeiten von Peddigrohr entstehen Weidenkörbe. Im Fach Textil hat Stef beispielsweise schon Seide bemalt. Das alles mag sich anhören, wie Zeit totschlagen, hat aber einen realistischen Hintergrund. „Später sollen wir ja unseren Patienten zeigen, wie sie ihre Hände und Arme wieder einsetzen. Und dafür müssen wir diese Tätigkeiten vorher alle mal selbst gemacht haben“, erzählt die blonde Auszubildende.
Einen Patienten sehen die Schüler bis zur Prüfung nicht. Der gesamte Stoff wird entweder in der Theorie oder den Praxiswerkstätten gelernt. Die Prüfung allerdings hat es dann in sich. Nach mehreren Tagen schriftlichem Wissenscheck folgt eine praktische Prüfung am „lebenden Objekt.“
Mitbringen sollten Schulabgänger den festen Willen, mit kranken und behinderten Menschen zu arbeiten, sowie mindestens Realschulabschluss.
Text & Fotos: Daniel Große