Fachangestellter für Arbeitsmarktdienstleistungen (m/w/d)
Alltag in der Agentur für Arbeit
Hier ist soziale Kompetenz gefragt – Fachangestellte für Arbeitsförderung
Anmerkung der Redaktion: Zum 1. August 2012 wurde der bisherige Ausbildungsberuf „Fachangestellter für Arbeitsförderung (m/w/d)“ durch den
neuen Ausbildungsberuf „Fachangestellter für Arbeitsmarktdienstleistungen (m/w/d)“ abgelöst.
„Das Geld ist bei mir seit 18 Monaten immer regelmäßig am letzten Tag des Monats etwa 9 Uhr auf meinem Konto eingegangen. An Wochenenden schon am Freitag. Nur einmal war es erst 13 Uhr da“, energisch schiebt sich eine Frau vor an den Schalter. „Und jetzt muss was oberfaul sein! Denn das Geld ist heute, am 2., immer noch nicht da!“. Etwas milder fährt sie fort: „Ich muss doch von Hartz IV leben. Vielleicht hat der Sachbearbeiter nur vergessen, es freizugeben? Könnten Sie das mal klären, Herr Bräuer“, bittet sie den jungen Mann ihr gegenüber. Sebastian Bräuer, Agenturmitarbeiter in der ARGE Dresden auf der Budapester Straße, kann das. Er tippt die Daten in den Computer, wirft einen Blick auf den Bildschirm und ist informiert. Freundlich aber bestimmt erläutert er der Kundin, wo das Problem liegt. Geduldig erklärt er ihr die Sachlage und beantwortet alle ihre Fragen.
Seit 1. Januar 2005, nach Zusammenführung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe durch das SGB II (Sozialgesetzbuch II), sind die Agenturen für Arbeit nur noch für die Kunden von Arbeitslosengeld I oder Arbeitsuchende ohne Leistungsbezug zuständig. Für die Empfänger von Arbeitslosengeld II ist in der Landeshauptstadt Dresden die ARGE Dresden als Träger der Grundsicherung zuständig. Die ARGE Dresden ist eine Arbeitsgemeinschaft aus Arbeitsagentur und Stadt Dresden und beschäftigt ca. 700 Mitarbeiter/innen, davon rund 400 von der Agentur und rund 300 von der Landeshauptstadt.
„Täglich kommen zwischen 100 bis 300 Kunden mit den verschiedensten Anliegen in unseren Bereich. Besonders am Monatsanfang, wenn bei einigen Leistungsempfängern aus den unterschiedlichsten Gründen die ALG II-Zahlungen ausgeblieben sind, ist ein sehr großer Kundenandrang zu verzeichnen“, erzählt Sebastian Bräuer. „In der ARGE geht es bei vielen Vorsprachen zunächst um die Gewährung der Grundsicherung nach dem SGB II, bevor für die Arbeitsuchenden intensive Beratungsgespräche beim Vermittler oder Fallmanager anstehen“, erklärt er. „Die meisten Anliegen unserer Kunden, die bei uns in der Schlange stehen, drehen sich um finanzielle Hilfen. Die Menschen sind manchmal total am Ende. Sie haben nur das, was sie von der ARGE ausgezahlt bekommen. Sie erfordern meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit und Hilfe.“
Als Angestellter der ARGE muss man mit einem Kundenbesucherstrom rechnen, der nicht jeden Tag einfach ist. Die ARGE ist wie die Arbeitsagentur ein Dienstleistungsunternehmen des öffentlichen Dienstes und bestrebt, jeden Kunden zufriedenzustellen. Dass das aber mitunter gar nicht so einfach ist und zu Konfliktsituationen führen kann, weil die Mitarbeiter an bestimmte gesetzliche Regelungen gebunden sind, kann man sich vorstellen. „Wenn ein Kunde mal lauter wird, heißt es Ruhe bewahren und auf ihn eingehen“, verdeutlicht Sebastian.
Zu Sebastians Arbeitsaufgaben in der Eingangszone gehört es beispielsweise, Anträge zu Leistungsangelegenheiten auszuhändigen, Kunden arbeitslos zu melden oder arbeitssuchend aufzunehmen. Der 22-Jährige prüft außerdem, welche Unterlagen des Ratsuchenden eingegangen sind, welche nachzureichen sind bzw. wie weit der Bearbeitungsstand ist. Er hält mit der Leistungsabteilung oder den Vermittlern Rücksprache und leitet bei Bedarf die Kunden an die verschiedenen Abteilungen weiter. Nach den Öffnungszeiten geht die Arbeit weiter: Sebastian sortiert die entgegengenommenen Unterlagen und bearbeitet Bewerbungs-, Reisekosten- oder Mobilitätshilfenanträge. Gerade die Vielseitigkeit seines Berufs macht ihm besonders Spaß.
Eingestellt und ausgebildet wurde der Fachangestellte für Arbeitsförderung durch die Agentur für Arbeit. Während der Ausbildung durchlaufen die Azubis alle Bereiche der Agentur für Arbeit, von der Leistungsabteilung über das Servicecenter, die Berufsberatung bis hin zum Empfang und die Personalabteilung. Der Ausbildungsschwerpunkt liegt neben Wirtschaftslehre, Deutsch und Rechnungswesen vor allem auf dem Thema Recht: Hier natürlich das Sozialversicherungsrecht und das Bürgerliche Recht.
Text & Foto: Steffi Mrosek