Fachinformatiker Systemintegration (m/w/d)
Aus dem Leben eines IT-Girls
Die Ausbildung zum Fachinformatiker (m/w/d) ist keine leichte, gilt aber als sichere Karriere-Basis
„Wenn irgendwelche Computer-Probleme auftauchten, haben sie immer mich gefragt“, erzählt Mandy Baum aus ihrer Schulzeit. Die Tüftelei machte ihr Spaß. Sie vergaß die Zeit, während sie den Fehler im System jagte. Aber der Beruf Fachinformatiker, Fachrichtung Systemintegration stand nicht auf der Hitliste ihrer Zukunftswünsche. Mandy Baum kannte ihn gar nicht, wusste nicht, dass es möglich ist, in einer dreijährigen Ausbildung die Basis für eine Karriere in der Informationstechnologie zu legen, die jederzeit durch Studium oder Spezialisierung fortgeführt werden kann. Als sie davon hörte, strich sie erleichtert die möglichen Studienrichtungen von ihrem Wunschzettel. Da hatte es zwar einige gegeben, Architektur zum Beispiel, doch insgeheim hatte sie immer den Moment gefürchtet, in dem ihr nach der langen Schulzeit beim Studieren die Puste ausgeht.
Mandy Baum sitzt in einem Raum mit mehreren Computerarbeitsplätzen. Es sieht allerdings anders aus als in einer Bank oder Verwaltung. Statt Zimmerpflanzen wachsen Kabelberge zwischen den Monitoren, im Gang stehen Kartons mit neuen Arbeitsspeichern, aufgeschraubte Computer hier und dort, Werkzeug – das ist der IT-Support des Fachbereiches Mathematik/Informatik an der Freien Universität Berlin.
Heute ist es ruhig. Die Semesterferien haben begonnen. In den PC-Pools im Haus schwitzen lediglich einige Studenten über ihren Diplomarbeiten.
Im Oktober, wenn die Erstsemester sich in das Computer-System des Hauses einfuchsen müssen, werden die virtuellen Tickets mit Anfragen und Problemstellungen von früh bis abends auf Mandys Bildschirm purzeln. Dann ist die neue Supporterin viel unterwegs. Normalerweise verbringt Mandy Baum siebzig Prozent ihrer Arbeitszeit am Computer, weil die meisten Probleme online gelöst werden können, doch einige Dinge müssen vor Ort geklärt werden. Zum Beispiel, wenn der Computer keinen Mucks sagt, weil die Putzfrau versehentlich den Stecker gezogen hat, oder ein ängstlicher Student mit seinem User-Antrag nicht zurechtkommt, wenn ein Professor Nachhilfe im neuen Mailsystem braucht, wenn Drucker installiert werden müssen, oder wenn Mandy eine Gruppe von Anwendern in ein neues, von ihr getestetes Programm einweist.
Um neue Entwicklungen nicht zu verpassen, informiert sie sich regelmäßig auf den entsprechenden Websites, per Newsletter und in den Arbeitsbesprechungen des Teams.
Heute, an diesem ruhigen Sommertag, wird sie die neu gelieferten Arbeitsspeicher in die Rechner einbauen, um diese für den Semesterstart fit zu machen.
Seit einem Monat arbeitet die Dreiundzwanzigjährige hier. „Die Ausbildung zum Fachinformatiker gilt als schwierigster Ausbildungsberuf“, sagt sie. „Man braucht Durchhaltevermögen.“ Nicht nur beim Lernen. Durchhaltevermögen ist auch im Berufsalltag notwendig, wenn das Problem hartnäckiger ist als ein versehentlich gezogener Stecker.
„Als Mädchen ist man in diesem Beruf überall willkommen“, sagt Mandy. „In der Klasse waren wir drei Mädchen von insgesamt 14 Azubis, ein relativ guter Jahrgang. Im Lehrjahr nach uns sind nur Jungen.“ Zwei dieser drei Mädchen, darunter auch Mandy, wurden direkt vom Ausbildungsbetrieb übernommen, die dritte musste Bewerbungen schreiben, konnte dann aber aus mehreren Jobangeboten wählen. Die drei Frauen betreiben jetzt eine Website www.the-it-girls.de, die sich an interessierte Mädchen richtet. Die Website bietet ein Forum für den Erfahrungsaustausch, räumt mit Vorurteilen auf und zeigt ein Berufsbild, bei dem es neben Kreativität und Spaß am Programmieren zunehmend auf „weibliche Eigenschaften“ ankommt. Fachinformatiker sollten in Kursen Wissen vermitteln und auf individuelle Problemstellungen eingehen können. Kurz: Sie sind auch Mittler zwischen Mensch und Programm.
Text: Kathrin Schrader; Foto: Kathrin Schrader/Hintergrund: Photosani (fotolia.com)