Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft (m/w/d)
Ein zukunftssicherer Job
Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft sind zuständig für die umweltschonende Abfallentsorgung
Frühjahrsputz, Heckenverschnitt oder ein Umzug haben eines gemeinsam, sie enden oft mit einer Fahrt auf den Wertstoffhof. Denn dort werden entrümpelte Kleinteile, elektrische Altgeräte, sperriges Grünzeug, ausgediente Matratzen und Chemikalien fachmännisch gesammelt, sortiert oder entsorgt. Der Sperrmüll landet in einer Sperrmüll-Sortieranlage und wird in verschiedene Fraktionen getrennt. So wird Altholz z. B. in einem speziellen Holzheizkraftwerk verbrannt und Metalle in der Hüttenindustrie aufbereitet. Grünabfälle werden kompostiert, Schadstoffe chemisch-physikalisch behandelt oder sie gelangen in eine Sonderabfallverbrennung – alles so umweltverträglich und -schonend wie möglich. Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft stellen dies mit ihrer Kompetenz und ihrem Know-how sicher. Eine von ihnen ist Marlies Kluge. Sie arbeitet als Wert- und Schadstoffannehmerin bei der Stadtreinigung Dresden GmbH. Sie nimmt Abfälle entgegen und weist den Kunden den Weg zum jeweiligen Container. Auch Sprays, Pestizide oder Farben, die aufgrund ihrer Zusammensetzung zu den gefährlichen Stoffen zählen, werden von ihr fachgerecht identifiziert, deklariert und sortiert.
Täglich begegnen ihr Kunden, die interessiert nachfragen, was mit den Abfällen nach der Abgabe passiert. In diesen Momenten ist sie dankbar für ihre fachspezifische Ausbildung, in der sie die Unterscheidung und Zusammensetzung von Stoffen oder das Wissen um Prozesse wie Faulung und Gärung lernte. Parallel zur Berufsschule absolvierte sie zahlreiche Lehrgänge. Ihr wurden wichtige Inhalte und Fächer wie Stoffanalytik, Metallbearbeitung, Biologie, Physik, Verfahrens- und Elektrotechnik als Schwerpunkte des Berufszweigs der Abfall- und Kreislaufwirtschaft vermittelt.
Die Schüler der umwelttechnischen Berufe – Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft sowie Fachkraft für Abwassertechnik – lernen bis zur Zwischenprüfung gemeinsam und werden danach unabhängig voneinander und fachspezifisch unterrichtet. Für Marlies standen z. B. das Setzverhalten sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen von Deponien oder das Recycling bzw. die Aufbereitung der unterschiedlichen Abfallfraktionen auf dem Lehrplan. Ein Beispiel dafür ist die Weiterverarbeitung von Papier und Pappe. Da Pappe im Gegensatz zu Papier nur kurze Zellulosefasern hat, kann aus Pappe kein Papier hergestellt werden. Die kurzen Fasern legen sich nicht so übereinander, wie man es für die Papierproduktion benötigt. Deshalb müssen beide Stoffe getrennt der Wiederverwertung zugeführt werden. Mit dieser Verständnisfrage wird Marlies häufig auf dem Wertstoffhof konfrontiert. Dies lässt sich auch auf die Unterscheidung von Aluminium und Eisen, die getrennt recycelt werden müssen, übertragen. „Dafür geben wir den Kunden manchmal einen Magneten mit. Denn Eisen ist magnetisch, Aluminium nicht“, erklärt sie zwinkernd.
Der Job auf dem Wertstoffhof ist verantwortungsvoll, verlangt Sorgfalt und schnelles Reaktionsvermögen. Das zeigt sich zum Beispiel, wenn Batterien im Sperrmüllcontainer landen. Diese müssen als Schadstoffe recycelt und im Fall der Fälle von der Fachkraft aus dem Sperrmüll sortiert werden. Denn, wenn der Container ans Pressfahrzeug angehangen wird, besteht die Gefahr, dass die Batterien unter Druck entflammen.
Während ihrer Ausbildung durchlief die 30-Jährige verschiedene Abteilungen der Stadtreinigung: die Müllabfuhr, den Kundenservice, das Controlling, die Biologisch-Mechanische Abfallaufbereitungsanlage, das Sonderabfallzwischenlager, die Disposition und die Zertifizierungsabteilung. Letztere ist für die Einhaltung der Qualitätsmerkmale zuständig, welche die Stadtreinigung als Entsorgungsfachbetrieb auszeichnen. „Ich finde es wichtig, genau zu wissen, was die anderen Bereiche für Aufgaben haben. Das hilft mir, wenn ich mit den Anliegen der Kunden auf dem Wertstoffhof konfrontiert werde. Dann kann ich sagen, wer zuständig ist bzw. ob wir generell der richtige Ansprechpartner sind.“
Als Frau in einem typischen Männerberuf zu arbeiten, ist für Marlies kein Problem. Zwar merkte sie anfangs, dass ihr einige Herren weniger zutrauten als den gleichgeschlechtlichen Kollegen, aber „es gibt ja tatsächlich immer mal wieder Frauen, die den Beruf anfangen, dann aber relativ schnell das Handtuch werfen, weil er mit Gerüchen und Dreck verbunden ist. Aber mich persönlich stört das überhaupt nicht.“ Es ist empfehlenswert, ein vorgelagertes Praktikum in der Abfallbranche zu absolvieren, um sicherzugehen, dass einem Umgebung und Tätigkeit zusagen.
Text & Fotos: Romy Stein