Fachkraft im Fahrbetrieb (m/w/d)
Ein bewegtes Leben
Neuer Ausbildungsberuf bei den Verkehrsbetrieben – Fachkraft im Fahrbetrieb
Die beiden Touristinnen haben sich geirrt. Sie hielten das Mobilitätszentrum der Dresdner Verkehrsbetriebe für eine Bank. Und weil Nicole Vogt gerade ins Foyer hinunter kommt und freundlich lächelt und weil sie eine Uniform trägt und so hübsch ist, wie eine Stewardess und man Stewardessen immer fragen kann, wenn man Hilfe braucht, reden die beiden Touristinnen gleich auf Nicole ein. Ob sie wüsste, wo die nächste Bank ist und wie es zum Zwinger geht und zum Grünen Gewölbe und wie lange das alles heute geöffnet ist. Nicole gibt souverän auf Englisch Auskunft. Dann wollen sie noch wissen, wieso ihre Digitalkamera nur drinnen funktioniert und nicht auch draußen auf der Straße, da muss Nicole dann aber doch passen. Auch wenn sie nicht immer helfen kann, hat sich Nicole ihren Beruf so gewünscht. Abwechslungsreich, mit Kontakten zu vielen Menschen, immer in Bewegung, bloß nicht in einem Büro versauern. Und weil die Dresdner Verkehrsbetriebe nicht nur Busse und Bahnen, sondern nach eigener Aussage die ganze Stadt bewegen, entschied Nicole sich vor sechs Jahren für eine Ausbildung zur „Kauffrau für Verkehrsservice“.
Sie hat jetzt zwar ein eigenes Büro, doch Zeit und Ruhe zum „versauern“ bleibt nicht. Im Gegenteil: Nicole ist froh, wenn das Telefon mal eine halbe Stunde nicht klingelt und sie die Lohnabrechnung für die 28 Disponenten, deren Einsatz sie koordiniert, in Ruhe zu Ende bringen kann. Da ist dort eine Straßenbahn ausgefallen und da ein Fahrkartenautomat kaputt. Nicole kümmert sich, organisiert per Telefon Informationen und Hilfe und leitet sie an die Disponenten draußen weiter. Die sind überall da vor Ort, wo Fahrgäste Hilfe und Orientierung brauchen, weil zum Beispiel eine Haltestelle verlegt oder Linien umgeleitet wurden. Einmal in der Woche findet in Nicoles Büro eine Dienstbesprechung statt. Da kommen Arbeitsprobleme zu Wort und persönliche Angelegenheiten, die Einfluss auf den nächsten Dienstplan haben. Nicole hört zu, macht sich Notizen, erteilt Rat, gibt Anweisungen. Sie ist wesentlich jünger als die Frauen und Männer rings um den Tisch. Doch das ist für niemanden ein Problem. Ein professionelles selbstbewusstes Auftreten wird eben unabhängig vom Alter respektiert. Die Disponenten schätzen auch, dass Nicole sie an ihren Einsatzorten regelmäßig besucht. „Schüchtern darf man in diesem Beruf nicht sein“, sagt Nicole. „Offenheit kommt gut an und ein Lächeln, besonders, wenn Probleme auftauchen. Man sollte sich auch ein bisschen für seine Stadt interessieren.“ Weil Straßenbahn- und Busfahrer und Info-Leute in den Servicepoints nicht nur die Verkehrsbetriebe, sondern letztendlich die ganze Stadt repräsentieren, gibt es einen neuen Ausbildungsberuf. „Fachkraft im Fahrbetrieb“, kurz FIF genannt. So pfiffig wie der Name klingt, ist die Idee dahinter. Außer den kaufmännischen Basisfächern beinhaltet die Ausbildung zur „FIF“ das Bus- und Straßenbahnfahren und die damit verbundenen verkehrstechnischen Aufgaben wie die Erstellung von Fahrplänen und Fragen der Betriebssicherheit. Verkehrsbetriebe von der Pike auf lernen, so könnte man das Profil des neuen Berufes auf den Punkt bringen. Ulrich Jäpel, Referatsleiter Ausbildung bei den DVB drückt es gewählter aus: „Eine nachhaltige Ausbildung, aus der wir unseren Nachwuchs für die unteren und mittleren Leitungsebenen rekrutieren werden“. Das klingt nach Karrierechancen. Auch Nicoles Beruf wird es weiterhin geben. Die Ausbildung „Kauffrau/mann für Verkehrsservice“ bleibt weiterhin auf die Kommunikation des Unternehmens gewichtet.
Text & Fotos: Kathrin Schrader