Fachlagerist (m/w/d)
Drauf-, Über- & Durchblick
Aufmerksame Fachlageristen machen einen verantwortungsvollen Job
Daniel arbeitet bei einem großen Berliner Umzugsunternehmen. Jeden Tag stellt er das Material und die Werkzeuge für ganz verschiedene Umzüge zusammen: Kartons, Kisten für Bücher und Kleidung, Seidenpapier zum Geschirr einwickeln, Noppenfolie für Spiegel, Gemäldeboxen, Filzwolle für Schränke, PC-Wannen für Büroumzüge und das Werkzeug für die Möbelträger. Die Lagerhallen sind so groß, dass James Bond mühelos durchbrausen könnte. Die Regale reichen meterhoch bis unter die Decke. Trotzdem ist Daniels Arbeit nicht so körperlich anstrengend, dass er dafür eine Extraportion Muskeln braucht. Auch Mädchen können Lageristinnen werden. Ein modernes Lager verfügt über eine Menge Hilfsmittel. Leitern natürlich und Gabelstapler, für die man als Fachlagerist den Führerschein macht, kleine Bretter auf Rädern zum Transport schwerer Gegenstände, Moppel genannt und Ameisen. Das sind elektrobetriebene Hubwagen. Klingt nach einem lockeren Job. Ist es auch, wenn man sich ein bisschen für die Waren und Gegenstände, die man täglich bewegt, interessiert.
Daniel fühlt sich wohl in seinem Team. Er schätzt den humorvoll-rauen Ton im Lager und dass es hier nie langweilig wird, weil immer etwas in Bewegung ist und sie als Lageristen den Überblick über alles behalten müssen. Die Firma Zapf Umzüge, in der Daniel seine Ausbildung macht, gibt es bereits seit den Siebzigerjahren, doch gerade der Internet-Versandhandel hat dem Beruf des Fachlageristen zu neuer Bedeutung verholfen. Ein Lagerist ist nicht jemand, der Bestelllisten stupide abarbeitet. „Man muss schon mitdenken und aufpassen“, bestätigt der 24-jährige Daniel Gerstenberger. Gerade im Lager, wenn es also buchstäblich „zur Sache“ geht, können Fehler in der Bestellung oder Lagerung aufgedeckt und eine falsche Lieferung vermieden werden. Nicht immer handelt es sich um große Rollen Noppenfolie oder gebündelte Umzugskartons. Die meisten Waren liegen in Kartons verpackt im Regal. Da müssen Bezeichnungen oder Nummern verglichen werden. Ein Lagerist sollte also ausgeschlafen auf Arbeit erscheinen. Es ist gut, etwas über die Materie, die man bewegt, zu wissen, zum Beispiel, dass zum Umzug eines Privathaushaltes nicht nur Bücherkisten, sondern auch normale Umzugskartons gehören, dass Schraubenzieher in verschiedenen Größen obligatorisch sind. Daniel weiß, wie Abendroben in einer Kleiderkiste aufgehängt und wie PCs in eine Wanne nebeneinander gesetzt werden. Manchmal packt er auch Solarmodule für den Transport zusammen, weil seine Firma die Logistik für einen Hersteller übernommen hat. „Gut ist, wenn man weiß, welche Teile zu so einem Ding gehören, noch besser, wenn man weiß, wie so etwas aussieht und funktioniert“, sagt er.
Ein intelligenter Lagerist organisiert seine Arbeit kraftsparend. Auch das lernt man in der Ausbildung, außerdem wie man etwas packt, schützt, wie man richtig ablädt und sicher abstellt. „Ein praxisbezogenes, logisches Denken sollte man mitbringen“, so Daniel. „Ich war selbstständiges Arbeiten schon durch meine Zeit beim Bund gewohnt, wo ich einen Trupp geleitet habe, aber die meisten lernen es hier.“ Selbstständig arbeiten heißt auch, zu sehen, wo die Arbeit ist. In einem Lager gibt es immer etwas zu tun. Waren müssen entgegengenommen und mit dem Lieferschein abgeglichen, Daten in das Computersystem eingegeben werden.
Weil Daniel in der Ausbildung so gute Noten hat, konnte er sie von zwei auf anderthalb Jahre verkürzen. Und er wechselte direkt in die dreijährige Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik. Das ist durchaus üblich. Es ist auch empfehlenswert, denn die Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik ist noch umfangreicher und anspruchsvoller und somit die bessere Grundlage, wenn man sich weiterqualifizieren will. „Es sind vor allem mehr EDV-Inhalte“, weiß Daniel, der sich gerade im dritten Ausbildungsjahr befindet. Später möchte er ein eigenes Lager leiten. Das heißt, dass er dann ein Team führen wird, die Bestellungen vornimmt und wie Daniel sagt: „tiefer reingeht“ in die logistischen Abläufe des Unternehmens.
„Wir werden gebraucht“, freut sich Daniel. „Fast jedes Unternehmen hat ein Lager, ob es Möbel- oder Autohersteller sind oder Versandhändler wie Amazon.“
Text & Fotos: Kathrin Schrader