Berufsfeuerwehrmann (m/w/d)
Visitenkarte mit Ruß und Beulen
Feuerwehrleute helfen nicht nur wenn’s brennt
Eben sind sie von einem Einsatz in die Wache zurückgekehrt, haben sich auf eine kleine Pause gefreut, da kommt die nächste Meldung vom Zentralen Notruf. Rettungsassistent Ronny Bosch wirft einen Blick auf die Einsatzmeldung, die der Drucker ausspuckt, nimmt einen Schluck Wasser und wischt den Schweiß von der Stirn. Es folgt eine kurze Absprache, welches Krankenhaus für die Patientin das geeignete ist, dann springen die zwei Feuerwehrleute wieder ins Auto.
Mit Blaulicht und Martinshorn geht es auf der Gegenspur am Stau vorbei, bei Rot über die Kreuzung.
Die alte Dame mit Kreislaufproblemen ist für Ronny Bosch und Hauptbrandmeister Ralf Ziermann ein Routinefall. Ronny misst den Puls der 94-jährigen dementen Patientin, hört ihr Herz ab, erteilt dem Betreuer Anweisung, was er für das Krankenhaus einpacken soll, macht dem Arzt Notizen über den Zustand der Frau, dann heben die Männer sie in einen Rollstuhl und weiter geht’s zum Krankenhaus.
Zwar ist der 27-jährige Rettungsassistent und Brandmeister Ronny Bosch viel häufiger zu Einsätzen wie diesem als zum Feuerlöschen unterwegs, doch kann er sich innerhalb weniger Minuten in einen echten Feuerwehrmann mit Helm, Atem- und Schutzmaske, feuerfestem Anzug, Atemluftbehälter und Gurt verwandeln. Vierzig Kilo wiegt die Ausrüstung. Bei Feueralarm wird sie im Löschwagen, auf dem Weg zum Einsatzort angelegt.
Ein großes Feuer hat Ronny bisher nur einmal erlebt. „Das war ein Einfamilienhaus aus Holz. Da schlugen die Flammen bereits aus den Fenstern und unser ganzes Können war gefragt.“
Irgendwann möchte jeder kleine Junge einmal Feuerwehrmann werden. Der Mythos des Helden, der das unberechenbare Feuer besiegt, haftet auch den Männern an, die zwischen den Einsätzen auf der Wache im Jogginganzug Kreuzworträtsel lösen.
Immer noch kommt es vor, dass Feuerwehrleute bei der Arbeit ihr Leben verlieren. Besonders gefürchtet sind die sogenannten Flash-over, jene Momente, in denen sich der schwere, heiße Rauch durch plötzliche Sauerstoffzufuhr – durch eine berstende Scheibe beispielsweise oder eine Tür, die geöffnet wird – entzündet und alles in Flammen steht.
„Ein Feuerwehrmann macht seinen Helm nicht sauber“, sagt Ronny. „Die Spuren der Einsätze: Beulen, Kratzer und Ruß sind wie eine Visitenkarte.“
Zweieinhalb Jahre dauert die Ausbildung zum Brandmeister. Ronny hat außerdem eine einjährige Ausbildung zum Rettungsassistent bei der Feuerwehr absolviert. Warum er zur Feuerwehr wollte, kann er nicht mehr genau sagen. War es der ehemalige Kinderwunsch? „Es war ganz selbstverständlich. Ich habe schon während der Schulzeit beim Deutschen Roten Kreuz gearbeitet und dann meinen Zivildienst bei der Feuerwehr gemacht.“
Absolut zuverlässig und diszipliniert muss ein Feuerwehrmann sein. Deshalb werden die Bewerber in Praktika und Probezeit auf ihre Eignung geprüft.
Übrigens gibt es auch Feuerwehrfrauen. Alle, die sich für den Beruf interessieren, müssen vorher den praktisch-technischen Verständnistest bestehen. Das regelmäßige Training im Fitness-Center ist Feuerwehrleuten Pflicht, denn die Helden des öffentlichen Dienstes stehen noch vor ganz anderen Herausforderungen, als kreislaufschwache Personen ins Krankenhaus zu bringen. Da müssen überflutete Häuser ausgepumpt, umgestürzte Bäume von der Fahrbahn entfernt, Unfallopfer aus ihren zerquetschten Autos geschweißt und eingeklemmte Katzen aus Kippfenstern befreit werden.
Und was macht Ronny zwischen all den Katastrophen-Diensten? Er hängt gelassen den Helm an den Haken. „Da gibt es immer mal wieder Rettungseinsätze bei meiner Freundin.“
Text & Fotos: Kathrin Schrader