Finanzwirtschaft – Bank, BA-Studium
„Ich will Banker werden.“
Lucas studiert an der Berufsakademie Sachsen Finanzwirtschaft – Bank
Lucas Hilger richtet sein Sakko und zupft die marineblaue Krawatte zurecht. Das richtige Auftreten ist wichtig und Bedingung für seinen Job. Seit vergangenem Jahr arbeitet der 21-Jährige bei der Dresdner Volksbank Raiffeisenbank eG und studiert an der Berufsakademie Sachsen die Studienrichtung Finanzwirtschaft – Bank. Drei Monate in den Filialen, drei Monate studieren. Dieser Rhythmus bestimmt seine Ausbildung. Ist die Berufswahl ein Zufall? Nein, sagt er. Schon früh wusste er, dass ihn sein Weg ins Geschäft rund ums Geld führen würde. „Mit acht, neun Jahren habe ich Sachen auf dem Flohmarkt verkauft“, erklärt Lucas. „Geld und Banken haben mich deshalb interessiert.“ In der siebten Klasse absolvierte er ein freiwilliges Praktikum bei einer Bausparkasse. Eine Woche lang durfte er bei den Terminen der Berater dabei sein – eine spannende Angelegenheit.
Lucas will es genau wissen. Die Gegenprobe kommt beim Praktikum in einer Schlüsselfabrik im Erzgebirge. „Danach war ich mir ganz sicher, dass Fließbandarbeit nichts für mich ist.“ Das Interesse an einer Bankausbildung ist dagegen umso größer geworden. Neunte Klasse. Wieder ein Praktikum bei der Bausparkasse. Diesmal weiß Lucas schon ganz genau, worum es geht, darf Fonds- und Aktienberatern über die Schulter gucken. „Da stand es dann endgültig fest: Ich will Banker werden.“ Der junge Gymnasiast beginnt, sein Leben auf diesen Traum auszurichten. In der zehnten Klasse geht er für ein Schuljahr in die USA, nach Michigan an die Großen Seen, sieht New York und die Wall Street. „Als Banker sollte man auf jeden Fall ein bisschen Englisch können.“ Im Sommer 2012 liegt das letzte Abi-Jahr vor ihm. Es ist die Zeit für eine Entscheidung. Er bewirbt sich bei der Dresdner Volksbank Raiffeisenbank eG. Nur die Besten kommen zum Zuge. Lucas besteht den Test zur Allgemeinbildung, bringt ein Verkaufsgespräch zum guten Abschluss und überzeugt den Personalchef. Denn für die Bank ist es wichtig, dass man etwas von Ökonomie versteht, teamfähig ist und zur Volksbank Raiffeisenbank passt. Es ist eine Genossenschaftsbank, die nichts mit den Investmentbanken zu tun hat, die so gern als Heuschrecken bezeichnet werden. „Wer Broker wie in dem Film ‚The Wolf of Wall Street‘ sein will, der muss woanders hingehen“, sagt Lucas.
An seinem dualen Studium in der Bank und an der Studienakademie gefällt ihm vor allem, dass er das Erlernte fast immer sofort in die Praxis umsetzen kann. „Meine Tätigkeiten in der Filiale sind so auf das Studium abgestimmt, dass ich mein neues Wissen zu Wertpapiermanagement gleich in der Privatkundenberatung anwenden kann.“ Manchmal ist zuerst auch die praktische Erfahrung dran, die später im Studium vertieft wird. An der Berufsakademie lernen die angehenden Banker mit akkreditiertem Bachelor-Abschluss alles rund ums Geldgeschäft. Neben ökonomischen Grundlagen wie Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft gibt es Vorlesungen in Recht, Unternehmensführung, Steuern, aber auch in Standarddisziplinen wie Personalführung und Marketing sowie Wirtschafts- und Finanzmathematik.
Dabei überschneiden sich die Inhalte der beiden Bachelor-Studiengänge Finanzwirtschaft – Bank und Finanzwirtschaft – Versicherung. Letzterer wird ebenfalls an der Berufsakademie angeboten. Denn auch dort geht es um Geld, Risikobewertungen und ökonomische Grundlagen. Auch dort zählen Anlageprodukte wie Wertpapiere zum Kerngeschäft der Versicherungen, die am Ende auf wirtschaftlich guter Grundlage für ihre Kunden da sein und im Schadensfall zahlen müssen. Wer in solchen Jobs arbeitet, spürt die gleiche Verantwortung wie hinter dem Bankschalter.
Das klassische Schaltergeschäft mit Ein- und Auszahlungen hat Lucas auch kennengelernt. Denn jeder noch so gut ausgebildete Banker muss bei der Volksbank Raiffeisenbank eG sämtliche Tätigkeiten und viele Filialen durchlaufen. „Mal bin ich vier Wochen am Stück an einem Ort, manchmal nur eine“, berichtet Lucas. Deshalb hat er von der Bank einen Laptop bekommen, den er überall einsetzen kann. Egal, ob er Privatkunden zu neuen EC-Karten berät, oder Geschäftskunden zu Firmenkrediten. Eins steht für den jungen Mann schon jetzt fest: Nach dem Bachelor-Abschluss an der Berufsakademie will er weiterstudieren, den Master machen, wie er sagt. Dann dürfte seinem großen Ziel bei der Volksbank Raiffeisenbank eG auch nichts mehr im Weg stehen: Der Beratung von Privat- oder Gewerbekunden. Hauptsache, er ist in Kontakt mit Menschen. „Man sollte nicht scheu sein und es mögen, Anzüge zu tragen“, lacht Lucas. „Nur an die Business-Schuhe muss man sich gewöhnen, die tun am Anfang ganz schön weh.“
Text & Foto: Tobias Wolf