Florist (m/w/d)
Passion für Blumen
Floristen (m/w/d) lassen Blumen sprechen
Benjamin hat Blüten in seinem Handy gespeichert, auch ein Porträt der Passiflora, seiner Lieblingsblume, auf Deutsch Passionsblume. Ein zarter Kranz aus blauen Strahlen breitet sich über weißen Blütenblättern aus. Die Blume scheint sich vor dem schwarzen Hintergrund zu drehen. Das nächste Foto zeigt eine Barbie-Puppe in einem Rosenbukett. Diesen Strauß gestaltete Benjamin für eine Freundin zum 18. Geburtstag.
Mit selbstverständlicher Natürlichkeit bewegt Benjamin Hofmann sich in der weiblich besetzten Welt der Floristik. Bei den Mädchen kommt das gut an. Den Jungen muss er sich erklären, selbst manchem Kunden, der ihm die Kunst, einen Strauß zu gestalten, nicht zutraut. Vorurteile beruhen auf Unwissen. Wer den Beruf des Floristen für typisch weiblich hält, weiß nicht, dass es Situationen gibt, die eine Menge Kraft erfordern. Es geht nicht immer nur um das Binden von Sträußen. „Wir bepflanzen und pflegen viele Balkone und Dachgärten hier im Kiez. An einem großen Pflanzkübel, der 80 Liter Erde schluckt, hat eine zierliche Dame schon ganz schön zu schleppen“, meint Benjamin.
Die Liebe zu den Blumen, genauer gesagt, zu den Pflanzen, wuchs im Garten seiner Eltern. Benjamins Interesse rankte sich schon früh um die idealen Bedingungen, unter denen eine Pflanze wächst, blüht, gedeiht und schließlich Früchte trägt. Tipps, die er den Kunden heute zur Pflege ihrer Tomatenpflanzen mit auf den Weg gibt, hat er selbst in der Praxis getestet.
Doch in der Welt der Floristen spielt Gemüse eher eine Nebenrolle. Ein Florist braucht vor allem Sinn für Farbe und Stil. Er muss Freude am Gestalten und Fantasie haben. Die Sträuße sollten immer auf’s Neue überraschen. „Das macht unsere Kunst aus. Sonst könnte kein Blumenladen neben der Konkurrenz bestehen“, sagt Benjamin. Und genau das liebt er an seinem Beruf am meisten. „Wenn ein Kunde kommt und sagt: ,Hier sind fünfzig Euro. Machen Sie mir einen tollen Strauß.’ Wenn ich freie Hand habe, zu gestalten, etwas wagen darf, und der Kunde begeistert ist, wenn ich ihm den Strauß dann präsentiere.“ Als guter Florist weist Benjamin die Kunden auch auf die optimale Pflege der Blumen hin. Beispiel Hortensien: Nicht jeder weiß, dass es einen speziellen Dünger gibt, der notwendig ist, damit die Blüten ihr leuchtendes Blau nicht verlieren. Die Botanik, die Lehre von den Pflanzen, umfasst einen großen Teil der Ausbildung. Dazu gehört auch die Kenntnis der botanischen und deutschen Namen.
Nach der Ausbildung ist noch lange nicht Schluss mit dem Lernen. Zwar schrieb die Dichterin Gertrude Stein „eine Rose ist eine Rose ist eine Rose“ um „durch die Blume“ zu sagen, dass es Dinge gibt, deren Charakter und Wesen unverändert bleiben, doch diesen Zeilen zum Trotz erfindet sich die stolze, feine Rose immer wieder neu und setzt Trends in der Blumenwelt. Benjamin will als Stilberater up to date bleiben. Nach Ladenschluss sitzt er wieder auf der Schulbank, studiert die neuesten Züchtungen, nicht nur der Rosen, und wie sie den Stil der Sträuße und Buketts beeinflussen. „In diesem Jahr sind neue Freilandzüchtungen aus Ecuador ein großes Thema“, erzählt er. „Diese Rosen haben große Blüten, die lange halten. In der Farbe sind sie eher zurückhaltend. So passen sie zum Stil des Barock, der momentan sehr angesagt ist. Alle großen Blumen gehören dazu, also Pfingstrosen, Hortensien, auch Sonnenblumen.“
Der zwanzigjährige Benjamin möchte sich mit einem eigenen Geschäft selbstständig machen. Das kaufmännische Know-how hat er neben dem Handwerk in der Ausbildung mitbekommen. Jetzt hält er Ausschau nach einem geeigneten Laden. Sein Team hat er bereits ausgewählt.
Text & Fotos: Kathrin Schrader