Flugbegleiter (m/w/d)
Über den Wolken zu Hause
Flugbegleiter sorgen für die Sicherheit und das Wohl der Passagiere
Heute hat Jennifer Schultz nach vier Trainingstagen die Zulassung für den Airbus A380 bekommen, den größten Flieger der Lufthansa. Von nun an wird sie auch auf Langstrecken als Flugbegleiterin unterwegs sein. Gleich am Sonntag geht es ab nach Peking.
Seit fünfzehn Jahren arbeitet sie jetzt bei der Lufthansa. Das bedeutet frühes Einchecken mit frischem Gesicht und den ganzen Tag lang eine hohe Aufmerksamkeit, denn die Crew der Flugbegleiter ist für die Sicherheit in der Kabine verantwortlich. Morgens vor dem ersten Flug wird der Tagesablauf besprochen; die Anzahl der Fluggäste und Besonderheiten wie allein reisende Kinder oder Personen mit Handicaps und wer ein Spezialmenü bekommt. Vor dem Flug prüfen die Stewardessen und Stewards die Gepäckfächer und Sitze auf verdächtige Gegenstände. Die Kabinenausrüstung wird auf Vollständigkeit gecheckt, dann werden Zeitungen ausgelegt und die Passagiere mit einem Lächeln begrüßt. Manchmal ist Jennifer mehrere Tage unterwegs. Sie liebt dieses Leben in guten Hotels, das Pendeln zwischen „den schönsten Orten der Welt“. Athen zum Beispiel: Ab Mittag hat sie frei, geht am Strand spazieren und schaut sich abends den Sonnenuntergang an. Doch das dauerhafte Jetten verlangt Flexibilität und den Verzicht auf ein regelmäßiges Leben. An ihren freien Tagen zu Hause spielt Jennifer Beachvolleyball, geht joggen oder unternimmt Radtouren. Sie weiß, wie wichtig es in ihrem Beruf ist, gesund zu sein und fit auszusehen. Ihre Freunde trifft sie natürlich auch. „Sie warten darauf, dass ich mich melde“, erzählt sie. „Denn sie erwischen meist nur meine Mailbox.“
Nach dem Abi wollte sie Reiseverkehrskauffrau werden. Doch dann hatte ihre Mutter in der Zeitung gelesen, dass die Lufthansa Flugbegleiterinnen sucht. Jennifer bewarb sich und wurde angenommen. Nach einer sechswöchigen Ausbildung rollte sie das erste Mal an den Start.
Wer Passagiere in der Luft betreut, wird auf Teamfähigkeit, gute Umgangsformen und Belastbarkeit in stressigen Situationen geprüft. Üblich sind Assessmentcenter, in denen sich die Bewerber in gestellten Szenen bewähren müssen und von Psychologen bewertet werden. Teile der Interviews werden in der Luftfahrtssprache Englisch geführt. Jennifer erinnert sich, dass sie damals gefragt wurde, wie sie einem übergewichtigen Passagier, der in der Reihe vor dem Notausgang Platz genommen hat, sagen kann, dass er dort nicht sitzen darf. „Zum Glück hatte ich vor der Prüfung lange mit einer befreundeten Flugbegleiterin gesprochen. Daher wusste ich, dass in der Reihe vor dem Notausgang keine Verlängerungsgurte erlaubt sind. So konnte ich den Passagier, der mich sofort nach einem Verlängerungsgurt fragte, höflich auf einen anderen Platz bitten.“
Flugbegleiter haben nicht nur in der Luft Aufstiegsmöglichkeiten, sondern auch innerhalb der Kabinencrew. Jennifer könnte Purserin werden. Purser leiten die Crew und koordinieren ihren Einsatz. „Offene Kommunikation ist aber generell wichtig“, sagt Jennifer. „Alles, was komisch erscheint, sprechen wir an. Es gibt bei uns keine dummen Fragen.“
In den fünfzehn Berufsjahren hat sie noch keinen schlimmen Vorfall erlebt. Sie klopft auf das Holz des Kaffeehaustisches, in dem sie sich nach Feierabend einen Eiskaffee gönnt. Die Frauen hinter dem Tresen des Coffeeshops behandeln sie besonders freundlich und die Leute im Café mustern sie neugierig. Ihrem Stewardessen-Kostüm haftet noch immer ein Hauch von Luxus an, obwohl das Flugzeug in den letzten zehn Jahren zu einem alltäglichen Transportmittel für alle geworden ist. Nicht bei jeder Fluggesellschaft herrschen so soziale Bedingungen wie bei der Lufthansa. Die Billigflieger sind auch deshalb so preiswert, weil bei den Gehältern und an den sozialen Leistungen für das Personal gespart wird.
Text & Foto oben: Kathrin Schrader; Foto darunter: Gregor Schlaeger