Friseur (m/w/d)
Perfektion bis in die Spitzen
Als Friseur (m/w/d) zählen Kreativität und handwerkliches Können
„… wie ein Bildhauer an seiner Skulptur“, murmelt Kathleen Heinze vertieft, den Blick stets auf den Kopf ihrer Kundin geheftet. „Ich schneide immer so lange, bis es gut aussieht. Das ist von Kopf zu Kopf unterschiedlich“, fügt sie hinzu und nimmt dabei mit ihren flinken Fingern und der blinkenden Schere mal hier, mal da ein paar Haarsträhnen weg. Während die Büschel sich am Boden zu einem großen Haufen türmen, bekommt der Fransenschnitt am Kopf der Kundin langsam feine Konturen. Nach dreißig Minuten und dem prüfenden Blick im Spiegel verrät das breite Lächeln der Kundin, dass sie mit ihrer neuen Frisur zufrieden ist.
„Diese Momente können süchtig machen“, gesteht die 34-Jährige, die schon über 10 Jahre als Friseurin arbeitet. Sie liebt es, mit Farben und Formen zu spielen, Menschen zu verändern und glücklich zu machen. Damit ihr das gelingt, reichen jede Menge Ideen und künstlerisches Geschick allein nicht aus. „Eine gute handwerkliche Ausbildung ist das A und O. Da kommt man auch um Mathe und Chemie nicht herum.“ Und auch auf ihre Menschenkenntnis muss Kathleen sich verlassen können. „Schon wenn der Kunde in den Salon kommt, muss ich mir genau anschauen, wie er gekleidet ist und wie er sich bewegt. Ist es eher ein konservativer Typ, sollte ich ihm natürlich keine Punkfrisur machen“, erzählt Kathleen. Sie weiß, dass Missverständnisse die größten Fehlerquellen sind. Vor jedem Haarschnitt muss sie deshalb genau zuhören, was der Kunde möchte. Ihr eigener Geschmack ist dann erst mal Nebensache. Das letzte Wort über den Haarschnitt lässt sie sich aber trotzdem nicht nehmen. „Wenn ich denke, dass die Frisur überhaupt nicht zur Gesichtsform des Kunden passt, schneide ich sie auch nicht. Schließlich habe ich die Fachkompetenz“, sagt sie entschieden.
Am liebsten hat sie Kunden, die ihr völlig freie Hand lassen. Und von denen gibt es immer mehr. „Die Leute werden experimentierfreudiger. Wenn du für gute Arbeit bekannt bist, kannst du selbst in der tiefsten Provinz die verrücktesten Sachen ausprobieren.“ In der Kleinstadt Bischofswerda funktioniert das jedenfalls. Da hat Kathleen Heinze seit drei Jahren ihren eigenen Salon und ist das beste Beispiel dafür, dass man als Friseur nicht immer nur für einen Billiglohn arbeiten muss. „Wenn man von Anfang an durchstartet und hart arbeitet, kann man richtig Karriere machen.“ Die Möglichkeiten reichen vom Salonleiter über den Stylisten bis hin zum Art Director. Sie selbst hat schon in ihrer Ausbildung an Wettbewerben teilgenommen, die Meisterschule mit Auszeichnung bestanden und geht viermal im Jahr zur Fortbildung. Regelmäßig stöbert sie außerdem in Fachzeitschriften nach den neusten Trends. „Ein bisschen Freizeit muss man natürlich schon opfern, aber das lohnt sich.“ Mit dem eigenen Salon geht es ihr jetzt finanziell besser als einer angestellten Friseurin auf dem Lande. Dass sie statt vierzig nun bis zu sechzig Stunden pro Woche arbeitet, stört sie nicht.
Damit sie das noch lange durchhält, achtet sie auf körperliche Fitness. Einmal pro Woche Gymnastik und Handball ist Pflicht, damit der Rücken nicht irgendwann schlapp macht. Neben Allergien gegen Nickel, Latex und verschiedene Chemikalien gehören nämlich auch Schäden an der Wirbelsäule zum Berufsrisiko von Friseuren.
Text & Fotos: Katharina Preusche