Gartenbau, kooperatives Studium
Das Kooperative Studium Gartenbau
Berufsabschluss Gärtner plus Bachelor Gartenbau in 3,5 Jahren
Bis zur 9. Klasse meinte Johann Boxberger, eine Ausbildung im Medienbereich machen zu wollen. Er entschied sich anders. Jetzt absolviert er den kooperativen Studiengang Gartenbau und hat in 3,5 Jahren den Abschluss als Gärtner – Garten- und Landschaftsbau (Galabau) sowie den Bachelor of Science Gartenbau in der Tasche.
„Lange dachte ich, einen Beruf ausüben zu wollen, der mit Computerarbeit verbunden wäre. Deshalb absolvierte ich mein Schülerpraktikum in der 9. Klasse in einem Druckhaus“, erinnert sich Johann. „Als ich aber den ganzen Tag am Rechner saß und mir vorstellte, es wäre nicht nur ein Hobby, sondern würde mein berufliches Leben bestimmen, konnte ich es mir plötzlich gar nicht mehr vorstellen.”
Johanns Eltern haben Gartenbau studiert und so wuchs er mit Themen rund um Gartengestaltung, Pflanzenzucht und Umweltschutz auf. „Wer sich für die grüne Branche begeistert, der sollte sich das Berufsbild Landschaftsgärtner unbedingt genauer ansehen“, empfiehlt der 20-Jährige. „Galabaubetriebe gestalten mit ihren Landschaftsgärtnern all das, was sich im direkten Umfeld öffentlicher oder privater Gebäude befindet. Da werden Terrassen, Wege und Plätze angelegt, Mauern und Zäune gebaut oder Hecken, Bäume und Sträucher gepflanzt, außerdem Spielplätze und (Schwimm-) Teiche angelegt. Zum Einsatz kommen viele verschiedene Materialien wie Hölzer, Beton- und Natursteine, Kiese, Splitte, Sande und Glas.“ Immer dabei die Pflanze als unverzichtbares Gestaltungselement. „In der Ausbildung werden Kenntnisse zu Standortansprüchen von Pflanzen gelehrt. Wo gedeihen einheimische oder exotische Pflanzen am besten? Wie arrangiere ich ein Staudenbeet, sodass ganzjährig etwas blüht? Was pflanze ich an Wege, ohne dass sie zuwachsen oder wie schaffe ich Sichtschutz zum Gartennachbarn, wenn keine Mauer und kein Zaun gesetzt werden soll?
Wo am Haus ist der beste Platz für das Gemüsebeet und wo für die Erholung in der Sonne? „Wer kreativ arbeiten möchte, kann sich als Landschaftsgärtner auf vielfältige Weise verwirklichen“, weiß Johann. Dafür notwendig sei räumliches Vorstellungsvermögen, ein Gefühl für Formen und Farben sowie Interesse am baulichen Planen und Arbeiten. Während Landschaftsgärtner noch bis vor Kurzem Kundengespräche mit Zeichenblock und Stift führten, um Gartengestaltungsvorschläge zu entwerfen, hält hier heute längst das I-Pad Einzug. Mit professioneller Software wird so der künftige Garten in Minutenschnelle dreidimensional erlebbar.
Seit 2014 gibt es in Sachsen ein kooperatives Studium, das eine berufliche Ausbildung zum Gärtner, Fachrichtung Galabau, mit dem wissenschaftlichen Studium an einer Hochschule zum Bachelor of Science Gartenbau verbindet. Für die Berufsausbildung schloss Johann mit dem Dresdner Galabaubetrieb Thümer-Landschaftsbau GmbH einen Ausbildungsvertrag. Das Bachelorstudium findet an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTW) statt. Für die berufstheoretische Ausbildung entfällt der Besuch der Berufsschule. Diese findet in speziellen Lehrgängen beim Berufsbildungswerk Garten-, Landschafts- und Wasserbau e. V. in Dresden statt. Berufspraktische Erfahrungen sammelt Johann während der Praxisphasen im Betrieb und kann diese innerhalb des Studiums einbringen. Nach dem ersten Ausbildungsjahr beginnt Johann mit dem HTW-Studium. Die Abschlussprüfung zum Beruf des Landschaftsgärtners findet zum Ende des 4. Semesters statt. Das 5. bis 7. Semester steht dann ganz im Zeichen des Studiums zum Bachelor.
Als Gartenbauingenieur mit dem Schwerpunkt Galabau wird Johann schöne Gärten gestalten, Parks und Plätze planen, Spielplätze für Kinder oder Fitnessparcours für Senioren anlegen. „Aber auch gegen die Bodenversiegelung beispielsweise im kommunalen Bereich will ich angehen und mich weiter umweltpolitisch engagieren.“
Text & Fotos: Susan Naumann