Gamedesigner (m/w/d)
LEVEL UP
Die Gamedesigner bei FAKT Software GmbH
Gamedesigner. Welcher Computerfreak bekommt da nicht verschwitzte Finger und glänzende Augen?! Ein Traumberuf.
Eine der professionellen Gamedesignerfirmen in den neuen Bundesländern ist die Zwickauer FAKT Software GmbH. Countdown besuchte für euch deren heilige Hallen und fand heraus, was es heißt, ein Spieleentwickler zu sein.
Ein unscheinbares Mehrfamilienhaus an einer Hauptstraße in Zwickau. Hellblaue Fassade, unten ein Blumenladen. Hier soll sich also eine Softwarefirma befinden? Am Klingelschild steht „FAKT“. Beim Betreten des Büros in der ersten Etage Überraschung: Ein großer, aufgeräumter Raum mit sieben Arbeitsplätzen. Alles ist freundlich eingerichtet. Kein Zigarettengeruch, keine Chips, keine Cola. „Das sind doch nur Klischees, die leben wir nicht aus“, erklärt Andreas Lenk, geschäftsführender Gesellschafter. Vor allem was das Rauchen angeht, sind er und Falk Möckel sowie Thomas Heinschke – ebenfalls Mitglieder der Geschäftsführung – einer Meinung: „So was verdirbt nur das Arbeitsklima.“
Und das ist bei FAKT sehr gut. Im Flur hängt der Spruch „Geteiltes Byte ist halbes Byte.“ Wortspiele, die während der Programmierung so entstehen, wie Andreas sagt: „Wir arbeiten mit viel Spaß aber auch dem nötigen Ernst, sonst gelingt kein Projekt.“ Schon während ihres Informatik-Studiums stand für die drei fest, dass sie später einmal auf diese Weise ihr Geld verdienen wollen. Das erste Spiel, dass sie noch zu Studienzeiten 1998 entwickelten, hieß „Bernie Boulder“, ein Boulderdash-Clone, das einige vielleicht noch vom C64 oder dem Amiga kennen. „Wir fanden sogar eine Vertriebsfirma, also einen Publisher, der dieses Spiel dann deutschlandweit verkaufte“, erinnert sich Thomas.
Später kam „Ka’Roo“, ein Jump’N’Run-Spiel hinzu. Mit Hilfe eines Kängurus musste sich der Spieler durch eine virtuelle Welt bewegen. „Danach ging’s für uns richtig los, die ersten Auftragsarbeiten kamen hinzu“, berichtet Falk. Anwendungen, Videopräsentationen, Multimediaanwendungen und Werbespiele wurden programmiert. Seit letztem Jahr werden bei FAKT nur noch Spiele entwickelt.
Verrückte Maschinen in C++
Aktuell beschäftigen sich die jungen Männer im Durchschnittsalter von 29 Jahren beispielsweise mit einer Fortsetzung von „Crazy Machines, die Erfinderwerkstatt.“ „Dabei gilt es, verrückte Maschinen zu konstruieren und Experimente zu lösen, ganz im Stil des Klassikers „The lncredible Machine“, erklärt Thomas. Die Ideen für solche Spiele kommen allerdings nicht von allein. „Wir müssen Konzepte schreiben und können nicht einfach loslegen. Schließlich geht es um Geld und Verträge“, sagt Andreas.
Programmiert werden die Spiele für den PC meist in der Sprache C++. „Das eignet sich am besten, um komplexe Steuerungen und interessante Features einzubauen“, erklärt Andreas. Problematisch für die Entwickler von FAKT sind die vielen verschiedenen Hardwarekomponenten der Rechner. „Das fängt bei den Motherboards an, geht über die Grafikkarten, den verwendeten Speicher, die Festplatten und hört beim Sound noch längst nicht auf“, zählt Thomas auf. Um die Spiele auch wirklich auf allen Systemen lauffähig zu machen, bedarf es vieler Tests. „Sollten dann doch noch Mängel nach der Veröffentlichung auftreten, sind wir verpflichtet, die Fehler zu beheben und eine neue Version zu liefern.“ erzählt Thomas und fügt hinzu: „Gerade hier wird deutlich, dass unser Job ein Job wie jeder andere ist. Es geht um knallhartes Business. Spaß macht es nur, unsere Spiele zu spielen. Die Entwicklung jedoch setzt äußerste Konzentration voraus – von jedem einzelnen Mitarbeiter bis zum Projektmanager.“
Vom Bleistift zum 3D-Studio
Entworfen, besser modelliert werden die Grafiken im Spiel oft in Form von Zeichnungen, die Konzeptkünstler anfertigen. „Diese werden mit Bleistift oder Farbe auf Papier gemalt. Im Idealfall kann das der eigentliche Grafiker gleich selbst“, sagt Andreas. Diese Zeichnungen geben dann den grundsätzlichen Look der Objekte oder Charaktere wieder. Haben sich Team und Publisher auf einen Stil festgelegt, wird damit begonnen, die Grafiken in digitaler Form herzustellen. „2D-Grafiken und Texturen werden oft in Bildbearbeitungsprogrammen wie dem Photoshop komplett erzeugt.“
Auch 3D-Software kommt zum Einsatz: Die Erstellung von Objekten mit solchen Programmen nennt man rendern. „Vorher müssen die 3D-Szenen aber modelliert und texturiert werden“, so Andreas. Bei bewegten Bildern kommt das so genannte Rigging noch dazu. Das bezeichnet das Erstellen eines virtuellen Skelettes, um z. B. zu kontrollieren, welche Körperteile der ,,Helden“ animiert werden müssen.
Die anschließende Erschaffung der Bewegung gleicht prinzipiell der Herstellung von computergenerierten Sequenzen in aktuellen Kinofilmen. Sind die Grafiken fertig gestellt, gehen sie weiter an die Programmierer des Spiels, die spezielle Programmroutinen z.B. für Bewegungsabläufe entwickeln. Teamwork, die nur mit teamfähigen Mitarbeitern funktioniert.
Auf den Monitoren der freien Mitarbeiter, die während unseres Gespräches fleißig arbeiten, flimmert so manch interessante Grafik. Ein Handy-Simulator zeigt ein bunt animiertes Spiel. „Streng geheim“, schmunzelt Falk. Seit letztem Jahr programmiert das FAKT-Team neben PC-Spielen auch Games für Mobiltelefone zum Beispiel im Auftrag von Jamba! oder in Kooperation mit anderen Entwicklern. Auf diese Weise entstanden etwa das Spiel zur Pro Sieben Serie „Die Alm“ oder ein Handyspiel zum neuen Kinofilm mit der Kultkatze Garfield.
Java-Games für’s Handy
Die Entwicklung von Handyspielen zeigt ähnliche Tücken auf, wie die Entwicklung eines PC-Titels. „Diese Games werden in Java programmiert, das versteht heutzutage fast jedes Mobiltelefon, aber jedes Telefon hat seine eigene Macke“, erklärt Andreas. Um die Spiele zu testen, laden sich die FAKT-Leute diese auf verschiedene Handys. „Wir haben hier einige neue und ältere Modelle da, testen teilweise auch bei Freunden und Verwandten, ehe ein Spiel an die Auftraggeber rausgeht.“ Etwa ein bis drei Monate dauert es, bis solch ein Java-Game fertig gestellt ist, abhängig vom Aufwand. Meist kann das sogar ein Mitarbeiter allein übernehmen.
Wer neugierig geworden ist auf den Job als Spieleentwickler, sollte laut der Meinung des FAKT-Teams vor allem den nötigen Enthusiasmus mitbringen. „Unser Job hat das Spiel-Spaß-Klischee. Darum bewerben sich bei uns auch viele Leute, die einfach die falsche Vorstellung von der Arbeit haben“, warnt Andreas. Von Vorteil seien vor allem Englischkenntnisse und das Interesse für neue Technologien. Ein Informatik-Studium, wie es die drei absolvierten, ist aber nicht nötig. „Wer kreativ und künstlerisch begabt ist, kann durchaus auch eine Chance haben“, sagt Thomas. Wem es dann noch gelingt, Brücken zwischen Technik und Layout zu schlagen, sei perfekt geeignet.
Für die, die schon mal üben wollen, stehen auf den Internetseiten der Entwickler von professionellen Tools wie „3D Studio Max“ und „Visual Studio“ auch Test- und Demoversionen zur Verfügung. „Diese sind kostenlos und oft nur zeitlich begrenzt erhältlich“, erklärt Falk.
Text: Daniel Große; Fotos: Daniel Große/FAKT Software GmbH