Garten- und Landschaftsbau, FH-Studium
Die Schattenkünstlerin
Staatlich geprüfter Techniker (m/w/d) für Garten- und Landschaftsbau
Antje Eckelmann zwinkert vergnügt, als sie mir erzählt, man sage ihr nach, die Gärten, die sie gestaltet, erkennt man an ihrem unverwechselbaren Stil.
Sie mag kein bunt. Sie bevorzugt Einheitlich- und Geradlinigkeit. Und sie liebt Schattengärten. Diese stell dir so vor: leise plätschernde Bäche, zart bemooste Steine, kunstvoll beschnittene Buchsbaumhecken, harmonische Sitzgruppen, bezaubernde Blütenstauden. Diffuses Licht durchdringt hohe Wipfel. Ein zarter Duft durchzieht die laue Luft. Sacht wiegen sich Gräser und Farne. Ein anmutig sprudelnder Brunnen zaubert eine sanfte Melodie. Schmale Wege verlieren sich im Grün… Dezente Details unterstreichen liebevoll den architektonischen Charakter dieser grünen Oasen.
Schattengärten strahlen eine sehr beruhigende Atmosphäre aus und sind jene lauschigen Plätze des Gartens, die zur Erholung und Entspannung einladen. Geschickt angelegt, entfalten sie ihre Wirkung weniger durch bunte Blütenpracht als viel mehr durch die verschiedenen Grüntöne ausgewählter, dekorativer Pflanzen.
Egal ob nun Schattengärten, Naturgärten, Ziergärten, Klostergärten, Steingärten, Nutzgärten, Kräutergärten… Egal ob Neu- und Umgestaltung von Privatgärten oder Begrünungen in Industrie- und in öffentlichen Bereichen bzw. Dach-, Innenraum- und Fassadenbegrünungen. Egal ob Anlage und Pflege von Spiel- und Sportstätten. Der Garten- und Landschaftsbauer liefert nicht nur die Ideen, er übernimmt auch die fachgerechte Planung, Kalkulation, Ausführung und Pflege von Freianlagen jeglicher Art – sozusagen querbeet – inklusive der Arbeiten im Natur- und Umweltschutz. Außer einem umfassenden Pflanzen- und Pflanzenverwendungswissen, sind Baustoffkunde und Bautechnik Schwerpunktthemen. Denn ebenfalls dazu gehören die Durchführung von Erdarbeiten und das Herstellen bzw. Anlegen von Treppen, Schwimmteichen, Mauern, Terrassen, Brunnen, auch wasserbauliche Maßnahmen wie Renaturierungen von Still- und Fließgewässern.
Antje ist 31 Jahre alt und in ihrem Beruf als Technikerin für Garten- und Landschaftsbau (GaLa-Bau) eine absolute Fach- und Powerfrau. Ihr Beruf macht ihr Freude. Sie steht mit Leib und Seele hinter jedem Auftrag. Ihre grenzenlose Euphorie überträgt sich auf die Kunden. Und das Schönste: Ihre Leistungen fanden hohe Anerkennung. 2001 erhielt sie und ihre Firma den 1. Preis des Sächsischen Garten- und Landschaftsbaus in der Kategorie Hausgärten für die Gestaltung des Villengartens Berghaus Neufriedstein in Radebeul, dem jetzigen Wohnsitz Kurt Biedenkopfs. Dieses Projekt war nicht nur ihr erstes, sondern auch ihr liebstes und größtes. Außerdem wurde ihr und ihrer Firma 2003 der 1. Preis des Sächsischen Garten- und Landschaftsbaus in der Kategorie „Wohnumfeldgestaltung“ für einen Wohn- und Innenhof in Dresden-Striesen zuerkannt. Professionelle Garten- und Landschaftsgestalter, wie sie, besitzen neben dem gewissen Gespür für ein ansprechendes Gartenbild – dem ultimativen Augenschmaus – auch viel Erfahrung und fundierte fachliche Kenntnisse.
Nach ihrer Ausbildung im Obst- und im Friedhofsgartenbau probierte sie sich in verschiedenen Beschäftigungen und Ausbildungen in der grünen Branche und holte das Abitur nach. In den GaLa-Bau kam sie dann als Quereinsteiger. Ihr zweijähriges Vollzeitstudium zum Techniker für Garten- und Landschaftsbau an der Fachschule für Technik und Gartenbau der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Dresden-Pillnitz beendete sie 1997. Pillnitz bot ihr beste Voraussetzungen für eine praxisnahe und zukunftsorientierte Ausbildung. Denn besonderer Wert wird dort auf eine projektbezogene Wissensvermittlung in Seminaren gelegt. Das heißt, an Hand von anwendungsbezogenen komplexen Aufgabenstellungen vertieft der Studierende sein landschaftsgärtnerisches Wissen und Können unter Berücksichtigung betriebswirtschaftlicher, rechtlicher und kundenorientierter Anforderungen. Ganzheitliches Denken, Verständnis und Berücksichtigung der jeweiligen Gegebenheiten sind die solide Basis, um optimale Lösungen für die Neu- oder Umgestaltung von Gärten, Innenhöfen oder Wohnanlagen zu finden. Und noch ein dickes Plus: Durch Zusatzqualifikation und -prüfung kann so – quasi nebenbei – die Fachhochschulreife erworben werden. Außerdem legt man die Ausbildereignungsprüfung ab und besitzt damit die Berechtigung zum Ausbilden des gärtnerischen Nachwuchses.
Antje arbeitet seit 4 Jahren bei der renommierten Firma Hansel GmbH, Garten und Landschaftsbau in Dresden Weißig als Bauleiterin. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt 27 Mitarbeiter. Hier plant und managt sie selbstständig und verantwortlich Projekte mit einem Auftragswert von fünftausend bis vierhunderttausend Euro.
Antje, als Bauleiterin, ist dafür zuständig, dass das Projekt nicht nur gestalterisch sondern natürlich auch wirtschaftlich ein Erfolg wird. Sie führt das erste Kundengespräch und die anschließende Grundlagenermittlung durch. Dann setzt sie sich hin, fertigt erste Entwurfsskizzen und Pflanzpläne per Hand oder, wenn gewünscht, am Computer in 2- oder 3-D-Planung. Diese werden dem Kunden vorgestellt, mit ihm diskutiert und abgestimmt. Daraus entwickelt sie ein Angebot, das zusammen mit dem geänderten Entwurf wiederum dem Kunden vorgestellt und abgesprochen wird. Nun wird der Preis verhandelt. Es kommt zum Auftrag und zur Aufragsausführung. Für deren ordnungsgemäße Erledigung ist Antje federführend tätig. Sie sucht die Baukolonne aus, entscheidet den Maschineneinsatz, sucht Lieferanten und Subunternehmer und verhandelt geschickt mit ihnen, ebenso wie mit den Behörden, z. B. Denkmalschutz, Grünflächenamt und Verkehrsamt. Zum Schluss, wenn die Pflanzen auf die Baustelle gebracht werden, kontrolliert sie persönlich die Lieferung und überwacht die Verteilung und Aufstellung. Manchmal ist es dann erforderlich, den endgültigen Standort der Pflanzen zu korrigieren, um etwa Blickachsen zu schaffen. Denn erst vor Ort sieht man die Größe der Gewächse, den Habitus und die gestalterischen Möglichkeiten, die die Pflanzen bieten. Nach Abwicklung des Projektes ist sie mit ihrer Arbeit noch lange nicht fertig. Es erfolgt die Abrechnung und – auch sehr wichtig – die Nachbehandlung, d.h. der Kundenkontakt wird aufrechterhalten, um daraus vielleicht einen neuen Auftrag zu erzielen.
Diese komplexe Aufgabenstellung erfordert – außer einer gehörigen Portion Kreativität – vor allem die Fähigkeit zum sachkompetenten und individuellen Umgang mit Kunden, anwendungsbereites technisches und pflanzliches Fachwissen, fundierte betriebswirtschaftliche und vertragsrechtliche Kenntnisse und Fähigkeiten sowie kompetente Mitarbeiterführung. Ihr Beruf bedingt, neben dem Verständnis für flexible Arbeitszeiten, natürlich ständige Lernbereitschaft. Sie beispielsweise fährt regelmäßig u.a. auf Landesgartenschauen und Messen und versucht, die Augen offen zu halten in alle Richtungen. Antje lebt und engagiert sich hundertprozentig für ihren Beruf. Ihr Chef, Herr Hansel, bringt es auf den Punkt: „Der Kunde soll nicht das Eurozeichen im Auge sehen, sondern das Herz erkennen. Und wenn er das Herz erkennt, dann fühlt er sich gut aufgehoben. Diesen Anspruch versuchen wir, mit unserer Dienstleistung zu erfüllen“.
Text & Fotos: Steffi Mrosek