Grundschullehrer (m/w/d)
Abc und Einmaleins
Als Grundschullehrerin ist Kathleen Dose Wissensvermittlerin und Vertrauensperson in einem
Wie viele Silben hat das Wort Buntstift? Wie buchstabiert man Hund? Und welcher Buchstabe versteckt sich unter dem Tuch auf dem Tisch?
Kathleen Dose (im Bild) lässt einen Gong in ihren Händen erklingen und ihre Erstklässler machen sich ans Werk. Die 27-Jährige hat das Lehramtsstudium bereits beendet und befindet sich mitten im Referendariat an der 60. Grundschule in Leipzig. Während ihre Schützlinge in kleinen Gruppen die deutsche Sprache spielerisch erkunden, erzählt sie: „Mit Kindern zu arbeiten, war schon immer mein Traum. Seit ich 16 Jahre alt bin, trainiere ich eine Kindertanzgruppe. Die Arbeit mit den Kleinen macht mir großen Spaß.“ Die Frage, ob ihre berufliche Zukunft im Kindergarten oder in der Grundschule liegen würde, war nach einigen Praktika entschieden. Blieb nur noch die Fächerwahl. Kathleen fand die Kombination Mathe, Deutsch, Sachunterricht und Sport perfekt.
Jetzt greift sie erneut zum Gong. Im Uhrzeigersinn wechseln die Abc-Schützen zur nächsten Aufgabe und sie fährt fort: „Die Kinder kommen mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen zu uns. Da gibt es Schüler, die mir gleich nach dem Schulanfang bereits ein Buch vorlesen, während andere kaum einen Buchstaben benennen können. Die große Herausforderung für mich: Ich muss meinen Unterricht so gestalten, dass alle Schüler davon profitieren, sich keiner langweilt und auch keiner überfordert fühlt.“
Bereits am frühen Nachmittag nach Hause gehen und die ganzen Sommerferien frei – bei solchen Lehrerklischees kann Kathleen nur schmunzelnd den Kopf schütteln. Denn guter Unterricht will geplant und vorbereitet sein. Deshalb beginnt nach Schulschluss zu Hause ihre zweite Schicht. Wie lässt sich der Lernstoff am besten präsentieren? Welche Arbeitsmaterialien eignen sich dazu? Gibt es diese bereits schon irgendwo oder gestalte ich sie selbst? Das sind Fragen, vor denen Grundschullehrer nach dem Unterricht beinahe täglich stehen. Und was macht sie in den Sommerferien? „Wir Lehrer haben genauso viel Urlaub, wie andere Angestellte auch. Nur müssen wir diesen in der Ferienzeit nehmen. Die restlichen Sommerferien sind wir auf Weiterbildungsseminaren, bereiten die Stoffverteilungspläne für das kommende Schuljahr vor oder gestalten Fachkabinette um.“
Es ist ein Traumjob für Kathleen. Denn für ihre kleinen Schützlinge ist sie die Lieblingslehrerin schlechthin. „In welchem Beruf wird man denn sonst noch jeden Morgen mit freudigem Hallo begrüßt? Wo sonst kann man Tränen trocknen? Wo kann man aktiv für strahlende Kinderaugen sorgen?“, sprudelt es begeistert aus ihr heraus.
Und eben diese Begeisterung für die Arbeit mit Kindern ist die wichtigste Voraussetzung für ein Lehramtsstudium an Grundschulen. Natürlich sollten angehende Pädagogen mit den Fächern, die sie später unterrichten, nicht auf Kriegsfuß stehen.
Wie sie ihren Schützlingen das Alphabet und das Einmaleins am besten beibringt, darauf wurde Kathleen im Studium intensiv vorbereitet. „Bei einem Teil der Fächer, die ich später unterrichte, stand im Studium das Fachwissen im Vordergrund. Für Deutsch habe ich beispielsweise Germanistik belegt. Beim anderen Teil, dazu gehörten Sport und Mathematik, habe ich Grundschuldidaktik studiert mit Schwerpunkt Stoffvermittlung.“
Bereits während des Studiums konnte sie das Erlernte ausprobieren. Sowohl Blockpraktika in der vorlesungsfreien Zeit als auch ein regelmäßiges Tagespraktikum gehörten zu ihrem Studium dazu. Dieses schließen die angehenden Lehrer je nach Bundesland als Master of Education oder mit dem ersten Staatsexamen ab. Dann folgt das Referendariat. Für anderthalb Jahre müssen Kathleen und ihre Kollegen ihr erlerntes Wissen im täglichen Einsatz an einer Schule anwenden. Besonders die Methodik bekommt so den letzten Schliff. Wie gestalte ich den Unterricht? Frontal vor der Klasse oder in Gruppenarbeit? Oder doch ganz anders? Als Lehrerin hat Kathleen hier freie Hand – solange sie den Lehrplan nicht aus den Augen verliert.
Das Lernen an Stationen, das ihre Schützlinge jetzt gerade absolvieren, macht sie besonders gern. Denn Abwechslung, da ist sie sich sicher, sorgt für nachhaltigen Lernerfolg. Dabei muss der Unterricht nicht immer im Klassenzimmer stattfinden. „Manchmal wird auch der Bollerwagen rausgeholt und dann geht es mit den Kleinen raus in die Natur“, erzählt Kathleen. Wenn sie von ihrer Arbeit berichtet, hält sie mit ihrer Begeisterung nicht hinterm Berg. Und schnell wird klar: Grundschullehrerin ist für sie nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung.
Text: Kai Dürfeld | Fotos: Antje Krämer