Hydrologe (m/w/d)
Sie lassen uns nicht im Regen stehen
Hydrologen befassen sich u.a. mit Niederschlagsabflussvorhersagen
„Hochwasser, Stürme und andere Naturgefahren führen weltweit zu steigenden Opferzahlen und Schäden. Die Ursachen dafür liegen einerseits in der Zunahme von Naturereignissen und deren Ausmaß, andererseits in der wachsenden Verwundbarkeit von Städten und Regionen gegenüber Katastrophen. Durch den Klimawandel ist mit einer weiteren Verschärfung der meteorologisch und hydrologisch bedingten Naturgefahren zu rechnen“, zeigt Christian Podlasly von der hydro & meteo GmbH & Co. KG in Lübeck auf. Er ist kein Hellseher sondern ein erfahrener Hydrologe und Hydrometeorologe. Und als solcher erforscht er – ganz allgemein gesagt – auf naturwissenschaftlicher Basis das Medium Wasser, dessen Eigenschaften und Wirkungen, seine Zirkulation, seine Verteilung in Zeit und Raum. Die Niederschlagsvorhersage und deren Gefährdungseinschätzung aber auch die Erarbeitung von Abflusskonzepten sind Arbeitsgebiete dieser Wissenschaft.
Ganz speziell befasst sich Christian u.a. mit der Einrichtung, Überwachung und Wartung sogenannter Datenverarbeitungsketten zur Warnung vor Starkregen. Er entwickelt und testet per Computer Verfahren und Softwareprogramme für die Datenaufbereitung und -analyse sowie das Warnmonitoring. Er unterstützt beispielsweise mit seiner Arbeit ein Forschungsprojekt der Fachhochschule Lübeck (FHL), das sich mit der Verbesserung und Sicherstellung der Badegewässerqualität beschäftigt. Ziel ist dabei, Ursachen und Wege der Verschmutzung von Badegewässern durch die Bestimmung von krankheitsverursachenden Keimen ausfindig zu machen und zu bewerten. Projektmitarbeiter der FHL nehmen dazu regelmäßig Wasserproben. Per SMS und E-Mail – von Christians Software verschickt – werden sie rechtzeitig über starke Niederschläge informiert. Denn dabei gelangt innerhalb kürzester Zeit eine enorme Keimfracht in die Gewässer. Seine Vorhersagen für Niederschlagbeginn, -dauer und -menge sowie den Ort müssen möglichst genau definiert sein, damit die Messungen an der richtigen Stelle und zum richtigen Zeitpunkt vorgenommen werden können. „Als Basis für unsere Vorhersagen werten wir Messungen des Niederschlagsradars des Deutschen Wetterdienstes und vom Danish Meteorological Institute aus. Sollten die Messungen durch Störungen verfälscht sein, korrigiert sie die von uns entwickelte Software“, erklärt Christian. Die Niederschlagsbestimmung mittels Radar bietet den Vorteil, dass diese für relativ große Gebiete, mit hoher Dichte und in kurzen Zeitabständen verfügbar sind. Das erlaubt Christian und seinem Team, die Radardaten in Sequenzen als „Film“ darzustellen und damit den offensichtlichen Verlauf und die Entwicklung vorauszusehen.
„Ich kann von mir nicht behaupten, dass ich schon seit meiner Kindheit oder Jugend Hydrologe oder Wasserwirtschaftler werden wollte. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt“, erinnert sich der 40-Jährige. Sein starkes Interesse für Naturwissenschaften, den Natur- und Umweltschutz und für Ökologie veranlassten ihn, sich erst nach seiner Ausbildung als Forstfacharbeiter (jetzt Forstwirt) für das Studium der Wasserwirtschaft/ Hydrologie an der TU Dresden einzuschreiben. Dieses wurde mittlerweile vom Diplom- in ein Bachelor- und Masterstudium umgewandelt. Im Bachelorstudium werden die naturwissenschaftlichen Grundlagen (Mathe und Physik) gefestigt und erweitert. Es geht außerdem u.a. um Hydrologie, Meteorologie, Wasserchemie, Hydrobiologie – Themenschwerpunkt dabei natürlich das Wasser. Vermittelt werden innovative Arbeitstechniken, wie Tracerverfahren, Einsatz moderner Daten- und Messtechnik sowie chemisch-analytische Methoden. Beim Masterstudium kann man neben sogenannten Pflicht- auch wahlobligatorische Vorlesungen belegen – je nach Interesse und individueller Karriereplanung. Die Vorlesungen ergänzen u.a. Exkursionen und Messpraktika.
Wasser ist ein nichtersetzbarer Naturstoff. Es übt auf die meisten von uns eine unglaubliche Faszination aus. Christian verdeutlicht: „Wasser ist der Ursprung des Lebens auf der Erde. Wasser kann man mit allen Sinnen erfahren. Man kann es fühlen, hören, riechen, schmecken und sehen – und das im positiven als auch im negativen Sinne. Wasser kann leben lassen aber auch töten.“
Text: Steffi Mrosek; Fotos: TU Dresden/Christian Podlasly