Industriemechaniker (m/w/d)
Präzision und Kraft
Kein Rädchen dieser Welt dreht sich ohne geschickte und kreative Industriemechaniker
Ob Flugzeuge, Autos, Karusselle oder Windräder: Präzise geformte Metallteile, die Industriemechaniker in den Werkhallen dieser Welt produzieren, halten unser Leben in Bewegung. Drehen, Fräsen, Feilen und Schweißen sind die Basis-Techniken in diesem Beruf. Feinmotorisches Geschick ist wichtig, denn es kommt auf den Hundertstel Millimeter an. Im Berufsalltag arbeiten sie überwiegend an computergesteuerten Maschinen. Aber nicht nur in der Industrie sind Industriemechaniker gefragt, sondern auch in Forschungseinrichtungen.
Das Herzstück in der Werkstatt von Erik Ufer ist eine CNC-Maschine, die mit einem 4000 bar starken Wasserstrahl-/Granitsandgemisch Metallteile aus großen Blechen schneidet. Sie steht im Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR), einer international arbeitenden Forschungseinrichtung.
Erik legt eine neue Platte auf die Auflagefläche der Maschine und füttert den Computer mit Parametern. Das sind nicht nur die genauen Maße der Teile, sondern auch Angaben zu Materialart und -stärke sowie den optimalen Schneidewegen auf der Platte, denn am Ende sollen nur wenige Materialreste übrig bleiben. Darüber hinaus programmiert er Geschwindigkeit, Wasserdruck und viele weitere physikalische Größen. Dann prasselt das Wasser-Granitsand-Gemisch in das Blech. Erik muss für seine Arbeit fit sein, nicht nur hier, an der CNC-, sondern auch an der Schweißer-Maschine nebenan, wo er die ausgeschnittenen Teile später zu den Bauelementen zusammenfügt, die auf der technischen Zeichnung vorgegeben sind. Erik ist 22 Jahre alt. Sein Ausbildungsunternehmen, das HZDR, hat ihm vor zwei Jahren, am Ende seiner dreieinhalbjährigen Ausbildung, einen Arbeitsplatz in der Werkstatt der Zentralabteilung Forschungstechnik angeboten.
Eriks Aufträge kommen also nicht aus der Industrie, sondern von Wissenschaftlern. Nach den Zeichnungen der Konstrukteure und Skizzen der Wissenschaftler baut er einzelne Elemente für große technische Anlagen, die in der Forschung eingesetzt werden. Auf Augenhöhe spricht er mit seinen Auftraggebern über die technische Umsetzbarkeit der Zeichnungen. Zuletzt ist Erik auch bei der Montage seiner Teile im Labor vor Ort.
Die Arbeitsbedingungen, unter denen Industriemechaniker arbeiten, sind bei der Vielfalt der Einsatzorte unterschiedlich. In den meisten Industriebetrieben werden serielle Produkte hergestellt. Das kann auch mal monoton sein. In kleineren Unternehmen hingegen begleiten die Industriemechaniker die Entstehung einer Maschine Schritt für Schritt mit. Sie müssen in der Lage sein, unter Zeitdruck konzentriert und präzise zu arbeiten, denn eine mehrere Hunderttausend Euro teure computergesteuerte Anlage sollte zwischen den Arbeitsschritten nicht lange stillstehen. Apropos Geld. Die Metallindustrie ist eine der bestzahlenden Branchen in Deutschland. Auch das spricht für den Beruf, den übrigens auch Mädchen erlernen.
„Handwerkliches hat mir schon immer gelegen“, erzählt Erik. „Dabei war Metall mein Lieblingsmaterial. Ein Stück aus Metall zu bauen, das dann präzise passt, das ist schon was.“ Das liebt er noch heute am meisten an seinem Beruf, dass er am Ende das Ergebnis einer Arbeit sieht. Alles passt, genau wie auf der Zeichnung. Kleine, unkomplizierte Teile entwirft er am Rechner auch mal selbst und stellt sie dann nach dem eigenen Plan her. Der schnelle technische Fortschritt sei aber manchmal eine Herausforderung, gesteht er. „Die Computerprogramme werden immer besser und ebenso die computergesteuerten Maschinen.“ Auch in seinem Beruf hört das Lernen nicht auf. Wenn Erik nach einigen Berufsjahren noch mehr Lust aufs Weiterlernen hat, kann er sich zum Industrie-Meister qualifizieren oder zum Techniker. Auch ein Ingenieur-Studium im Maschinenbau steht Industriemechanikern offen.
Text und Fotos: Kathrin Schrader