IT-Systemkaufmann (m/w/d)
Schneller, höher, reicher
Die Bundeswehr bietet attraktive Karrierestarts
Ab 1. August 2020 wird der Beruf IT-Systemkaufmann/-frau in Kaufmann/-frau für IT-System-Management umbenannt (Red.)
Dreißig Grad im Schatten. Kay möchte den Feldanzug, das schwarze T-Shirt und die Stiefel am liebsten von sich werfen. Wenigstens ein paar Knöpfe aufreißen. Geht aber nicht. Befehl ist Befehl.
Abgesehen davon, dass er die Uniform im Hochsommer zu warm findet, ist Kay mit seinem Dienst bei der Bundeswehr zufrieden. Seit einer Woche arbeitet er als Fernmeldeaufklärer in der General-Steinhoff-Kaserne in Berlin-Gatow.
Die General-Steinhoff-Kaserne ist so groß, dass Kay sein Fahrrad von zu Hause holen wird, um von seiner Stube – so werden die Wohnungen der Soldaten und Offiziere beim Militär genannt – zu seinem Arbeitsplatz in einem riesigen Hangar zu radeln. Die Kaserne ist fast eine kleine Stadt, eine Welt für sich, mit Läden, Friseur, Schwimmhalle, Fitnesscenter und dem Mannschaftsbistro mit Flipperautomaten, Billardtischen, starkem Kaffee für 60 Cent und Kunstblumen.
Was macht ein Fernmeldeaufklärer eigentlich? „Daten erfassen und auswerten“, sagt Kay.
Äh … Wie jetzt? Kay zuckt bedauernd die Schultern. Mehr darf er nicht verraten.
Was im zivilen Leben undenkbar geworden ist, dass ein Zwanzigjähriger Abitur, abgeschlossene Berufsausbildung und einen gut bezahlten Job hat – bei der Bundeswehr ist es möglich. Seit 2001, seit die neue Soldatenlaufbahn-Verordnung in Kraft ist, können Mädchen und Jungen ab 17 Jahren bei der Bundeswehr mehr Berufe erlernen als vorher, auch IHK-Berufe, das heißt solche, die nicht in erster Linie einen militärischen Hintergrund haben, sondern für das zivile Leben gedacht sind. Es kommt noch besser: Die Ausbildungszeiten bei der Bundeswehr sind meist kürzer. Kay hat seine Ausbildung zum IT-System-Kaufmann in reichlich zwei Jahren absolviert. Draußen dauert das 3,5 Jahre.
Die Entscheidung fiel während der Grundausbildung in Bremerhaven. Kay beschloss, die attraktiven, neuen Ausbildungsmöglichkeiten der Bundeswehr zu nutzen, eine Unteroffizierslaufbahn einzuschlagen und länger zu bleiben. Das ist die Voraussetzung, denn die Bundeswehr möchte auch als Arbeitgeber einige Zeit von den gut geschulten Mädchen und Jungen profitieren. Die Soldatenlaufbahn-Verordnung garantiert, dass jeder Unteroffizier entsprechend seiner Ausbildung arbeiten wird.
Außerdem ist es möglich, sich an einen Bundeswehrstandort seiner Wahl versetzen zu lassen. Der Umzug wird bezahlt.
Kay bleibt acht Jahre. Ziemlich lange, oder? „Ich bin noch jung“, sagt Kay.
Ein Karrierestart bei der Bundeswehr erfordert Disziplin und die Bereitschaft, ein Stück persönliche Freiheit aufzugeben. „Man muss auch mal schlucken können“, sagt Kay.
In der General-Steinhoff-Kaserne hat Kay sogar eine Stube für sich allein. Auf dem Gelände gibt es alles, was er braucht. Fast. „Gäbe es noch einen Geldautomaten, bräuchte man gar nicht raus“, sagt Kay. Und genießt es doch, abends mal schnell nach Berlin zu rauschen. Wenn er aus seinem BMW steigt, ist ihm die Aufmerksamkeit der Mädchen sicher. Aber Vorsicht! Der gutaussehende Typ ist vergeben. Mit seiner Freundin Katharina ging er schon in Zeulenroda, ihrer thüringischen Heimatstadt, auf eine Schule. Jetzt lebt sie in Dortmund. Als Katharina hörte, dass Kay acht Jahre bei der Bundeswehr arbeiten wird, war sie wütend. Das hieß: acht Jahre Wochenendbeziehung. Immer wieder Trennungen und Abschiede. „Aber ich wollte zuerst Geld verdienen“, sagt Kay. „Geld ist schließlich das Wichtigste.“ Das hätte sie eingesehen.
Später möchte Kay studieren, am liebsten Wirtschaftsinformatik. Ob ihm der Gedanke, mal in Afghanistan eingesetzt zu werden, nichts ausmache? Kay schüttelt den Kopf. Nein, darüber habe er nachgedacht. Er wäre bereit. Es würde ihm nichts ausmachen.
Sein Vorgesetzter, Hauptfeldwebel Böttcher, nennt Kay „Kamerad Rilling“. Er erklärt, wie man an den Schulterklappen erkennt, dass Kamerad Rilling den Dienstgrad eines Obermaat hat.
„Ziel der neuen Soldatenlaufbahnverordnung ist, dass jeder Soldat nach seiner Dienstzeit besser ausgebildet ist als vorher“, erklärt Hauptfeldwebel Böttcher. Neu ist auch, dass Jugendliche, die bereits über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen, wenn sie ihren Dienst antreten, von vornherein mit einem höheren Dienstgrad bei der Bundeswehr einsteigen können.
Text & Fotos: Kathrin Schrader