Kapitän (m/w/d)
Käpt’n ahoi!
Kapitän (m/w/d) auf hoher See
Eine riesige umlaufende Glasfront gibt den Blick von der Brücke auf die Inselwelt der Südsee frei. In solch reizvoller Umgebung hat der Kapitän den Kurs abgesteckt und die aktuelle Position in der elektronischen Seekarte überprüft. Mit dem Chief, dem Leiter des Maschinenbereichs, vereinbart er das Fahrtregime für die nächsten zwölf Stunden. Noch ein Blick auf den Radarschirm, alle Aggregate und die Geschwindigkeitsanzeige, Kollisionen mit anderen Schiffen sind nicht zu erwarten. Der Kapitän, Hagen Damaschke, meldet sich von der Brücke ab und übergibt die Navigation an seine Nautische Offizierin. Etwas später plaudern Passagiere im exklusiven Ambiente beim Abendbuffet mit dem Kapitän des Kreuzfahrtschiffes „Europa“. Während die Urlauber zwischen vier Tagen bis zu mehreren Wochen an Bord des weltbesten Kreuzfahrtschiffes, dem 5-Sterne-Flaggschiff der Hapag-Lloyd Flotte, bleiben, wird der Kapitän nach rund zehn bis elf Wochen mit täglich mindestens zwölf Stunden Dienst abgelöst.
Anders sieht das bei einer großen Fähre wie der „Tom Sawyer“ aus, die für die TT-Line in fünf bis sieben Stunden zwischen Rostock und Trelleborg, der schwedischen Hafenstadt, verkehrt. In der Regel folgen auf 14 Tage Dienst 14 freie Tage. Der Kapitän muss seinen Arbeitsrhythmus an Bord dem typischen Schiffsbetrieb einer Fähre anpassen, sodass er immer zum Ein- und Auslaufen in den Häfen sowie in besonderen Situationen auf See wie hoher Verkehrsdichte, Nebel, Sturm oder Notsituationen, das Kommando auf der Brücke übernimmt. Damit kann Kapitän Lars Uhlmann gut leben, der das Schiff seit dessen Indienststellung führt. Er begann nach seinem Studium 1997 bei der Fährreederei TT-Line, mit der er schon als Student Kontakt hatte, als Technischer und Nautischer Wachoffizier auf Ro-Ro-Passagierschiffen(Ro/Ro steht für Roll-on/Roll-off). Nun stehen ihm selbst drei Nautische Offiziere und natürlich die komplette Crew zur Seite.
Wie jeder Kapitän, ist auch er für den gesamten Schiffsbetrieb, die Ladung, die Passagiere und natürlich die Besatzung verantwortlich. Dieser nur äußerst knapp umrissene Verantwortungsbereich lässt ahnen, wie unterschiedlich die Arbeit eines Kapitäns aussieht und wie spannend und abwechs-lungsreich sie sein kann. Ob Entspannung und Abenteuer suchende Urlauber in der Südsee, Fahrer mit ihren großen Trucks auf dem kurzen Weg über die Ostsee, Container, Oil oder Stückgut, alles wird mit umfangreicher Sachkenntnis auf Schiffen verschiedenen Typs über die Meere transportiert.
Dementsprechend breit gefächert und solide sieht die Ausbildung zum Nautischen Offizier aus, wie sie auch Hagen Damaschke und Lars Uhlmann in Warnemünde absolviert haben. Grundlagen wie Mathematik/Informatik, Physik/Technische Mechanik, Elektrotechnik, Mess- und Regelungstechnik, Betriebswirtschaftslehre und Verkehrsmitteltechnik sind ebenso Bestandteil des Studiums wie Navigation, Meteorologie, Medizin, Schiffsführung, Ladungstechnologie, Grundlagen des Schiffsmaschinenbetriebs und Verkehrswirtschaft. Ständige Weiterbildung, insbesondere in Bezug auf Schifffahrtsrecht und maritime Sicherheit, gehören ganz selbstverständlich zum Berufsleben. Ein Fachhochschulstudium führt zunächst zum höchsten nautischen Befähigungszeugnis. Danach gibt es auch interessante Einsatzmöglichkeiten im Hafen- und Umschlagbetrieb, in Schifffahrtsaufsichtbehörden, in maritimen Verkehrsleitzentralen sowie in Bereichen der Logistik, also nicht nur auf dem Wasser, aber durchaus auch auf Achse in allen Teilen der Welt.
Wer heute in Warnemünde zu studieren beginnt, kann bereits während seiner Ausbildung unter einfachen sowie extremen Bedingungen seine Fertigkeiten testen, ohne Schiffbruch zu erleiden oder Schaden in Millionenhöhe zu verursachen, auf der Brücke oder im Maschinenraum des Maritimen Simulationszentrums. Das kann man nach Rücksprache oder als Sommersonderangebot sogar als Nichtstudent testen.
Text: Kerstin Baldauf; Fotos: Hapag-Lloyd Kreuzfahrten