Kaufleute (m/w/d) für E-Commerce
Shopping 2.0
Kaufleute für E-Commerce führen Online-Shops zum Erfolg
Wer kennt das nicht: Gerade bei Facebook unterwegs und schon poppt ein Ad für schicke Boots oder trendige Handys auf. Das Interesse ist geweckt, der günstigste Onlineshop schnell gefunden und bereits morgen steht der Postbote mit der heiß ersehnten Ware vor der Tür. Bezahlt wird natürlich online und bei Fragen oder Problemen ist der Kundenchat nur einen Klick entfernt.
Auch wenn der Bummel durch die guten alten Geschäfte in der Innenstadt nicht völlig out ist – an E-Commerce führt heute kaum ein Weg vorbei. Viele Läden verfügen mittlerweile auch über einen Online-Shop. Manche Händler setzen sogar ausschließlich auf das Internet. Und auch Reisen buchen, Autos mieten, Versicherungen abschließen oder die passende Anlagemöglichkeit für das großzügige Weihnachtsgeld von Oma auswählen, geht bequem vom Sofa aus.
Vom Consumer zum Onlinshop-Professional
Ihr möchtet das Online-Erlebnis nicht nur selbst genießen, sondern es auch anderen bereiten? Dann könnt ihr jetzt die Seiten wechseln. Denn seit dem 1. August 2018 gibt es die Kauffrau und den Kaufmann im E-Commerce als anerkannten Beruf im dualen Ausbildungssystem Deutschlands.
Welche Ware oder Dienstleistung soll eigentlich im Online-Shop vertrieben werden? Was lohnt sich wirtschaftlich und was nicht? Wie präsentiert ihr das Angebot am besten? Soll die Werbung über Google-Ads, Facebook-Posts oder den firmeneigenen Blog laufen? Welche Zahlungsmöglichkeiten bietet ihr den Kunden? Diese und viele weitere Dinge stehen auf der Agenda einer Kauffrau oder eines Kaufmanns im E-Commerce. Das Handwerkszeug dazu lernt ihr in der dreijährigen Ausbildung zur Hälfte in der Berufsschule und zur anderen im Ausbildungsbetrieb. Letzteren findet ihr nicht nur im Einzel-, Groß- und Außenhandel. Reise-, Logistik-, Finanz- oder Versicherungsunternehmen kommen dafür ebenfalls in Frage. Besonders interessant: Unternehmen, die ausschließlich online unterwegs sind, können nun Kaufleute ausbilden. Bisher waren sie dazu nicht berechtigt.
Welche Fähigkeiten sollten aber nun in den künftigen Kaufleuten im E-Commerce schlummern? Zuallererst einmal Interesse für die digitale Welt. Wer im Internet zu Hause ist, Social Media braucht wie die Luft zum Atmen und sich im globalen Warenhaus auch blind zurechtfindet, ist hier goldrichtig. Dann sollte in der Schule vor allem Deutsch zu euren Lieblingsfächern gehören. Denn als Aushängeschild eures Unternehmens sind eine sichere Rechtschreibung und Grammatik in E-Mails oder im Chat ebenso selbstverständlich, wie guter Ausdruck und höfliche Umgangsformen am Telefon. Mit Mathe solltet ihr übrigens genauso wenig auf Kriegsfuß stehen, wie mit Wirtschaftskunde. Denn mit Zahlen jonglieren Kaufleute im E-Commerce immer dann, wenn sie sich um die Kostenrechnung kümmern, Umsatzstatistiken erstellen oder in der Buchhaltung zu tun haben. Und da das Internet bekanntlich keine Grenzen hat, gehört auch ein gewisses Maß an Englischkenntnissen in euer Portfolio.
Der Weg zum kommunikationsstarken Organisationstalent
Im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule lernt ihr dann erst einmal die Basics des Online-Handels kennen. Ihr erfahrt, auf welchen Kanälen ihr Dienstleistungen und Produkte am besten verkaufen könnt und setzt das Wissen dann auch gleich in die Tat um. Planung und Beschaffung haben in der Ausbildung einen ebenso festen Platz, wie Marketing, Kundenkommunikation oder Vertragsgestaltung. Apropos Verträge: Da sich rechtliche Belange quer durch alle Bereiche des E-Commerce ziehen, werdet ihr ihnen in den meisten der 12 Lernfelder begegnen. Denn Wettbewerbsrecht, Datenschutz, Urheberrecht oder Vertragsrecht kommt in der Ausbildung ein besonderer Stellenwert zu.
Dass ihr dafür viele Stunden täglich vorm Computer verbringen werdet, sollte klar sein. Flexibilität im Kopf ist trotzdem gefragt. Wer schnell zwischen verschiedenen Aufgaben hin- und herspringen kann, eben noch das Konzept für den neuen Vertriebskanal bearbeitet hat, jetzt einen Kunden am Telefon kompetent berät und gleich darauf wichtige Rechnungsdetails mit der Buchhaltung klärt, ist klar im Vorteil.
Ist die Hälfte der Ausbildungszeit geschafft, steht der erste Teil der Abschlussprüfung an. Dann müssen die angehenden Kaufleute im E-Commerce beweisen, wie gut sie sich mit Online-Sortimenten auskennen und wie es um ihr Wissen in Beschaffung und Vertrieb bestellt ist. Der zweite Teil der Abschlussprüfung folgt im dritten Jahr. Dann stehen Wirtschafts- und Sozialkunde, Kundenkommunikation und Geschäftsprozesse auf dem Aufgabenblatt. Gekrönt wird alles von einem abschließenden Fachgespräch.
Frisch geprüft und gut gerüstet, können ausgebildete Kaufleute im E-Commerce Webshops in Eigenverantwortung führen. Eine Spezialisierung ist in der Ausbildung übrigens nicht vorgesehen. Das einmal gelernte Handwerk ist also branchenunabhängig einsetzbar. Egal ob kleine Agentur mit familiärer Atmosphäre oder quirliges Großraumbüro; ob Designerboutique mit kleinem Onlineshop oder Onlineversandhaus; ob schicke Boots, trendige Handys, Reisen, Versicherungen oder Carsharing … die Möglichkeiten sind so grenzenlos wie das Internet.
Text: Kai Dürfeld | Foto oben: Andrey Popov, Foto unten: Natthakit (fotolia.com)