Kaufmann (m/w/d) für Versicherungen und Finanzen
Ganz normale Katastrophen
Der spannende Alltag von Kaufleuten für Versicherungen und Finanzen
Täglich hat Janine Rehfeldt mit kleinen und großen Katastrophen zu tun: Wild- und Auffahrunfälle, durch umgestürzte Bäume demolierte Wagen, Rechtsstreitigkeiten, verletzte Hunde und Menschen gehören zu den Schaden- und Leistungsfällen, die in ihrer Versicherungsabteilung reguliert werden. „Den Wetterbericht sehe ich seither mit anderen Augen“, erzählt sie. „Wenn ein Hagelschauer angekündigt ist, weiß ich, dass wieder viel zu tun sein wird.“ Die Kunden schicken ihr dann Bilder von eingeschlagenen Frontscheiben und Aufnahmen, die zeigen, wie groß die Eiskörner waren. Wenn der Schadensfall eintritt, sind sie froh, jemanden wie Janine an ihrer Seite zu haben, eine kompetente, respektvolle, freundliche Sachbearbeiterin, die sie betreuen wird, bis der Versicherungsfall geklärt ist.
Janine absolvierte ihre Ausbildung zur Kauffrau für Versicherungen und Finanzen bei der AXA, einem großen, international agierenden Versicherungskonzern. Gleich nach der Ausbildung hat sie ihre Arbeit in der Kfz-Schaden-Abteilung angetreten. „Kommunikationsstark muss man in diesem Beruf sein und belastbar“, sagt die Fünfundzwanzigjährige. Es kommt vor, dass Menschen völlig aufgelöst direkt vom Unfallort aus bei ihr anrufen. Dann versucht sie erst einmal zu beruhigen. Drei bis vier Stunden am Tag bedient sie die Service-Hotline, den Rest des Tages widmet sie der Bearbeitung der Schadensfälle. Nicht nur, dass Janine an Partner-Kfz-Werkstätten vermittelt, Hol- und Bringedienste sowie Ersatzwagen organisiert, sie beauftragt auch Gutachter, telefoniert mit Rechtsanwälten und der Polizei, kontaktiert Ämter und wird häufig von anderen Versicherungsgesellschaften um Auskunft gebeten. Besonnenheit und Respekt sind ein Muss. Janine vergewissert sich bei jedem Anruf, wer welche Auskünfte warum haben möchte und inwieweit sie Aussagen machen kann, ohne den Datenschutz zu verletzen.
Ihre Arbeit ist alles andere als ein trockener Bürojob, obwohl sie in ihrem gut temperierten Berliner Büro trocken und sicher sitzt. In den Stockwerken über und unter ihr arbeiten Fachleute für Versicherungen und Finanzen wie sie, die sich um weitere Versicherungsfälle kümmern. Während ihrer Ausbildung hat Janine auch andere Abteilungen kennengelernt. Sie war im Bereich Maklerservice eingesetzt, wo sie Versicherungsmakler betreute und in der Vertriebsorganisation für den Außendienst tätig. Im Außendienst arbeiten die Versicherungsvertreter, die vor Ort beraten und Verträge abschließen, eine Laufbahn, die ebenfalls viele Kaufleute für Versicherungen und Finanzen einschlagen. Sie sammeln zunächst einige Jahre in einer Agentur Berufserfahrung und haben dann die Möglichkeit, sich selbstständig zu machen. Versicherungs- und Finanzkaufleute sind auch in Banken beschäftigt.
Für Janine stand in der Schulzeit fest, dass sie einen kaufmännischen Beruf ergreifen wird. Mathe und Englisch waren ihre Lieblingsfächer. Ihr gutes Englisch hat sie während einem halben Austauschjahr in den USA noch verbessert. Heute kann sie es gut gebrauchen, denn es kommt vor, dass Englisch sprechende Leute anrufen.
Janine ist anzumerken, dass sie sich wohl fühlt in ihrem Team, in dem auch gern mal gelacht wird. Der Ausgleich muss sein, wenn man den ganzen Tag Unfallfolgen bearbeitet. Sie könnte jetzt neben dem Beruf weiterlernen. Zur Wahl stehen das Studium zum Versicherungsfachwirt oder ein Bachelor of Arts. Ihr Arbeitgeber unterstützt es, wenn Mitarbeiter sich weiterbilden möchten. Ein Studium neben der Arbeit heißt, jeden Freitagnachmittag und an den Samstagen Vorlesungen besuchen. „Das Wochenende ist dann weg“, sagt Janine. Sie zögert noch. Eine ganz normale Katastrophenwoche in ihrem Büro ist schließlich anstrengend.
Text & Foto 1: Kathrin Schrader; Foto 2: klz (fotolia.com)