Diplom-Kaufmann (m/w/d), Studium
Verkaufen, verhandeln, verstehen
Was man als Diplom-Kaufmann (m/w/d) alles können muss
Früher war der Kaufmann jemand, der im Krämerladen stand und seine Ware anbot. In der heutigen Zeit hat sich das Berufsbild des Kaufmanns und der Kauffrau grundlegend gewandelt. Vom einfachen „Wareanbieter“ zum flexiblen Berater, Werber und Analysten.
Beispiel: Oliver Messerschmidt aus Leipzig. Der 33-Jährige arbeitet beim ZFB – Zentrum für Bucherhaltung. Der gebürtige Kasseler ist Diplom-Kaufmann (FH) und in dem Restaurierungsunternehmen für das Marketing und den Vertrieb verantwortlich. Vereinfacht gesagt, ist es Olivers Job, die Produkte und Dienstleistungen seiner Firma bekannt zu machen und an den Mann zu bringen. „Ich muss Kunden gewinnen und vor allem halten“, sagt er. Nötig sei dazu die „absolute Kundenorientierung“, beschreibt Oliver. „Man muss mit Menschen umgehen und sich in sie hineinversetzen können. Was eigentlich ganz einfach ist, man braucht sich nur zu fragen, wie man selbst behandelt werden will“, erklärt er.
Das Zentrum für Bucherhaltung restauriert Bücher, Zeitungen und Akten, die der normalen Alterung, Wasser oder Feuer zum Opfer fielen. „Nach dem Brand in der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar wurden wir beispielsweise sofort gerufen. Da musste schnell gehandelt werden. Vor zwei Jahren war das – und noch heute stapeln sich Berge von verkohlten Büchern in unseren Gefrierkammern.“ Diese und weitere Details erzählt Oliver beim Rundgang durch das Gebäude im Leipziger Nordosten mit einer Selbstverständlichkeit, grad so, als sei er selbst Restaurator. „Es ist nötig, dass ich das alles weiß, denn ich bin es ja, der den Kunden berät. Ich muss ihm genau erzählen, was mit seinem wertvollen Buch, das er uns anvertraut, passiert“, sagt er. Zum Diplom-Kaufmann wird man nicht von heute auf morgen und es gibt verschiedene Wege dahin. Möglich ist ein Studium an einer Universität, Hochschule oder Fachhochschule. Dort erlangt man den akademischen Grad eines Diplom-Kaufmanns. Absolventen von Fachhochschulen bekommen den Zusatz (FH). Auch staatliche Berufsakademien bieten das Studium an, hier erlangt man aber keinen akademischen Grad und bekommt als Zusatz zum Kaufmann oder Diplom-Betriebswirt das Kürzel (BA). Bei Oliver kam es etwas anders. „Ich habe zuerst eine Ausbildung zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel gemacht. Danach arbeitete ich als kaufmännischer Sachbearbeiter“, zählt er auf. Weil ihm das aber nicht reichte, holte er auf der Abendschule seine Fachhochschulreife nach. 1998 begann Oliver dann das Betriebswirtschaftsstudium (BWL) an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig und schloss erfolgreich ab.
Eine gute Entscheidung, wie er sagt. „Ein Studium an der HTWK ist praktischer orientiert. Mir war wichtig, das Erlernte auch möglichst lange in Praktika zu festigen.“ Der Studiengang umfasste damals ein Praxissemester. „Ich habe aber mehr gemacht und kann das jedem nur empfehlen.“ So arbeitete er ein halbes Jahr in Singapur und ein viertel Jahr in London. „Ich wollte nicht einfach nur den Lehrplan abarbeiten, da lernt man nur Theorie.“ Wichtig seien vor allem Auslandspraktika, um verhandlungssicheres Englisch zu lernen. Oliver verstand sein Studium immer als Türöffner. „Nichts ergibt sich von selbst, gerade über die Praktika kann man aber die eine oder andere Tür aufstoßen.“ Den Weg über eine Ausbildung vor dem Studium bereut Oliver nicht. „Im Gegenteil – du siehst viele Dinge praktischer und kannst sie besser einordnen, wenn du vor dem Studium schon mal im Berufsleben standest. Wer direkt nach dem Abi studiert und danach einen Job sucht, kann es sogar noch schwerer haben, da er dann ganz frisch anfängt zu arbeiten“, meint er.
Olivers Studium dauerte damals regulär acht Semester. Heute schließt das Studium der Betriebswirtschaft an einer Fachhochschule meist mit einem Bachelor- (Vordiplom) bzw. Masterabschluss (Diplom) ab und dauert regulär 6 bzw. 8 Semester. Gelehrt wird in überschaubaren Seminargruppen. Absolventen bekommen den Status des Bachelor bzw. Master of Arts und können später beispielsweise Unternehmen führen, Aufgaben im Marketing und Messewesen übernehmen oder in der Forschung und Entwicklung arbeiten.
Text & Foto: Daniel Große