Kaufmann (m/w/d) für Tourismus und Freizeit
Nichts für Couchpotatoes
Kaufleute für Tourismus und Freizeit wissen, wie man gute Unterhaltung macht
VIP-Pässe zusammenpacken, Plakate aufkleben, Bänke streichen, Flyer entwerfen, Walky-Talkies verteilen … Marko Lukasch befindet sich mitten in den Vorbereitungen für das 7. Internationale Folklorefestival der Lausitz. Was er in den letzten Tagen alles gemacht hat, kann der angehende Kaufmann für Tourismus und Freizeit gar nicht mehr genau aufzählen.
Doch von Erschöpfung keine Spur. „Für diesen Job muss man ein Hans-Dampf-in-allen-Gassen sein und Spaß daran haben, aktiv zu sein.“ Marko steht am Ende seines ersten Lehrjahres bei der Gesellschaft für Aus- und Fortbildung (GAF) in Hoyerswerda und macht gerade in Bautzen bei der Domowina, dem Dachverband der sorbischen Vereine, ein Praktikum.
Marko ist schon 24 und hat erst jetzt seinen Traumberuf gefunden. Nach Realschulabschluss, Freiwilligem Sozialen Jahr, einer begonnenen Ausbildung zum Krankenpfleger, Zivildienst und verschiedenen Jobs im Berliner Nachtleben will er nun richtig durchstarten. „Wenn man etwas gern macht, dann nimmt man alles mit und saugt es auf wie ein Schwamm“, erklärt er seine Begeisterung. In der Schule gehört er zu den Besten, ist Chef der Abteilung Rechnungswesen in der „Lausitzer Seensucht GmbH“, der Projektagentur der GAF. Hier arbeiten die Auszubildenden an echten Aufträgen, führen eine eigene Firma und lernen so schon jetzt, wie ihr Arbeitsalltag als Kauffrau oder Kaufmann für Tourismus und Freizeit einmal aussehen wird.
Erst seit Januar 2005 wird dieser Beruf ausgebildet. Die Absolventen sollen für Tourismus- und Freizeitbetriebe, Veranstalter und andere Institutionen, die mit der Reiselust und dem Vergnügen der Menschen ihr Geld verdienen, arbeiten. Zum beruflichen Alltag gehört dann, touristische und freizeitwirtschaftliche Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, zu verkaufen und zu koordinieren, Besucher zu informieren, Kunden zu beraten und zu betreuen und überall dort im Dienst zu sein, wo andere ihre Freizeit verbringen. „Anders als die Reiseverkehrsleute, die Urlauber in andere Regionen bzw. Länder schicken, wo sie ihr Geld ausgeben können, holen wir Touristen zu uns, damit sie ihr Geld hier lassen“, erklärt Marko Lukasch das Besondere an seinem Beruf. Dazu muss er jeden Einsatzort kennen wie seine Westentasche und fit sein in heimischer Geografie. „Ich kenne alle Autobahnnetze und Flughafenabkürzungen auswendig und bin auch privat viel unterwegs, um mir fachlich etwas abzuschauen und neue Ideen zu sammeln.“ Dass die in diesem Beruf sein Kapital sind, weiß er ganz genau und hütet sich davor, die eigenen Pläne auszuplaudern. Dass er aber selbst gern mal eine eigene Veranstaltungsagentur hätte, verrät er gern. Welche Eigenschaften in diesem Geschäft wichtig sind, weiß er auch: „Couchpotatoes haben keine Chance. Man muss kreativ, vielseitig und ruhig auch ein bisschen verrückt sein.“ Hauptsache man erfindet immer neue Events und touristische Trends, die Besucher anlocken.
Doch mit guten Ideen allein ist es nicht getan. Man muss sie auch umsetzen können. Schon deshalb findet Marko eine gute Ausbildung wichtig. In Schule und Praktikum wird er zum Beispiel über die rechtlichen Grundlagen seines Berufes informiert, erhält kaufmännisches Fachwissen und lernt wichtige Bereiche wie Marketing, Kommunikation und Organisation kennen. Doch trotz seiner eigenen Begeisterung rät Marko Lukasch nicht jedem zu diesem Beruf. „Wer keine Lust hat, in den Ferien oder auch mal nachts bei Veranstaltungen zu arbeiten, der sollte die Finger davon lassen.“ Schließlich arbeiten Kaufleute für Tourismus und Freizeit genau dann, wenn andere Urlaub machen.
Text: Katharina Preusche-Jehring; Fotos: Katharina Preusche-Jehring/Jörg Stephan