Facharzt für Kinder und Jugendmedizin (m/w/d)
Nach dem Physikum ist’s fast geschafft
Dr. Nora Laske – Kinderärztin voller Engagement
Im offenen Aufenthaltsbereich der Station 5 des Dresdner Uniklinikums herrscht Tohuwabohu. Kinder und Eltern lachen, spielen, flitzen, lesen. An den Wänden hängen Bäume, Häuser und Blumen, alle von Kinderhand gemalt. Im Säuglingszimmer, zwei Räume weiter, geht es ruhiger zu. Auch hier ist nichts weiß, alles ist in warme Farben und gedämpftes Licht getaucht. Matilde Monic ist zehn Wochen alt. Als Nora Laske für die Untersuchung hereinkommt, wird die kleine Patientin gerade von einer Schwester versorgt.
„Ich liebe es, von Kindern umgeben zu sein, mit Kindern zu arbeiten“, sagt Nora. Seit einem halben Jahr ist sie hier Kinderärztin. Ihre sechsjährige Assistenzarztzeit für Pädiatrie (Kinderheilkunde) absolvierte sie an der Berliner Charité. Vorher hat sie dort ihr „Praktisches Jahr“ gemacht und – natürlich – Medizin studiert.
„Als Arzt braucht man viel Optimismus, und man muss es mögen, mit Menschen umzugehen“, ist Nora sich sicher. „Man muss sich auch zurücknehmen können. Als Kinderarzt behandelt man ohnehin die ganze Familie. Denn natürlich sind Eltern besorgt, wenn ihr Kind krank ist. Wenn mich Eltern dann nachts um vier aus dem Bett holen, weil ihr Kind einmal gehustet hat, muss ich wissen, dass sie das tun, weil sie wirklich Angst haben!“
„Und man braucht viel Durchhaltevermögen“, fügt Nora hinzu, „das fängt schon mit dem Studium an.“ Das Studium dauert sechs Jahre: zwei Jahre Vorklinik, vier Jahre Klinik. Die Vorklinik ist das Grundstudium und schließt mit dem ersten Abschnitt der ärztlichen Prüfung, dem sog. Physikum ab. „Der Kick für diesen Beruf kam für mich erst später. Während der Vorklinik hat mich der Unterschied zwischen dem, was man lernt, und dem, was den Beruf tatsächlich ausmacht, sehr gestört. Es war alles sehr theoretisch. Ich hatte oft Zweifel, ob ich das Richtige tue.“ Das ging auch anderen so; viele geben hier auf halber Strecke auf.
Im Hauptstudium wurde es besser und auch bei Nora hörten die Zweifel auf. „Nach dem Physikum hat man’s eigentlich geschafft. Dann hatten wir auch endlich Praxis am Krankenbett.“
Noras Arbeitstag auf der Station beginnt 7:30 Uhr. Sie untersucht die Kinder, nimmt an der Visite teil, entlässt die Gesunden. Falls sie Zeit hat, geht sie essen. Dann kümmert sie sich um die Neuaufnahmen. Eigentlich endete ihr Dienst 16:30 Uhr. Denn ab dann ist der Nachtdienst für die Station verantwortlich. „Das schafft der aber gar nicht alleine.“
Deshalb, und weil auch sonst noch längst nicht alles erledigt ist, bleiben die Stationsärzte länger. „Nach Dienstschluss erledigen wir unsere Verwaltungsarbeit.“ Außerdem betreut sie Forschungsprojekte und hält Vorträge. Auch die müssen vorbereitet werden. Und so endet ihr Tag nach zehn bis zwölf, manchmal aber auch erst nach vierzehn Stunden. Dazu die Nacht- und Wochenenddienste.
Trotzdem. „Zu sehen, die Kinder kommen hier krank rein und wir können sie gesund wieder nach Hause schicken. Das ist für mich eine tiefe innere Befriedigung.“ Doch nicht immer können sie helfen: „Natürlich wissen wir, Sterben gehört zum Leben dazu. Aber wir denken immer, wir machen die Kinder gesund. Denn Kinder haben in der Regel sehr gute Heilungschancen.“ Zweimal war das für Nora anders. „Das war für mich sehr schwer. Aber“, sagt sie dann und lächelt, „ich würde mich immer wieder für diesen Beruf entscheiden.“
Für die Untersuchung muss Matilde Monic wieder ins Bett. Das will sie nicht, sie weint. Als Nora leise mit ihr spricht, wird sie ruhig. Nora streicht ihr über die Wange, zieht ihr den Strampler aus, hört sie ab. Danach nimmt sie Matilde Monic hoch, hält sie im Arm. „Ich wollte immer etwas Sinnvolles tun. Gibt es etwas Sinnvolleres, als Menschen zu heilen?“
Text & Fotos: Silke Ottow