Klavier- und Cembalobauer (m/w/d)
Der Stimmungsmacher
Klavierbauer sorgen für den richtigen Klang des Instrumentes
Wenn man an den Beruf des Klavierbauers denkt, drängt sich wohl eher das Bild eines älteren Herrn mit grauem Haar und kritisch, grübelndem Blick auf. Wo auch immer dieser Eindruck entstanden ist, Robert Görmer entspricht ihm nicht. Er ist jung, dynamisch und beschreibt sich selbst als ausgesprochen kundenorientiert. Und er liebt Klaviere! Angefangen hat alles beim Klavierunterricht, für den er sich selbst mit sieben Jahren entschieden hat. Und heute geht er seiner Leidenschaft sogar im Rahmen seines Berufes nach, denn er ist selbständiger Klavier- und Cembalobauer.
„Natürlich ist Klavierspielen keine Voraussetzung zum Erlernen des Berufs“, stellt der 28-Jährige fest, „doch hilfreich ist es allemal“. Dabei stand Roberts Berufswunsch nicht von vornherein fest. Über einen Exkurs in die Kfz-Branche und intensiven Überlegungen zur eigenen Karriere absolvierte er ein Praktikum in einem renommierten Dresdner Klaviergeschäft. Die Entscheidung war dann rasch gefallen, denn „mit dem Verstehen des Berufs kam auch das Interesse“, so erinnert er sich heute. Mit diesem Entschluss war der Weg für den Handwerksberuf „Klavier- und Cembalobauer/Fachrichtung Klavierbau“ eingeschlagen, bei dem heute übrigens 50 % aller Azubis weiblich sind. Die Kenntnisse dazu werden im Rahmen einer dualen Ausbildung erworben. In Robert Görmers Fall konnte er diese 3,5 Jahre andauernde Zeit in seinem ehemaligen Praktikumsbetrieb in Dresden durchführen.
„Schon von Anfang an wurde mir viel Verantwortung übertragen und ich konnte wirklich alle Facetten des Berufs kennen lernen“, resümiert er dankbar. Doch nicht nur die Unterstützung des Ausbildungsbetriebes ist wichtig, sondern auch die persönliche Eignung. Handwerkliches Geschick, Flexibilität und Sorgfalt fallen Robert da zuerst ein. Für die Herstellung, Reparatur und das Stimmen der Tasteninstrumente sind außerdem Mathematik- und Physikkenntnisse unumgänglich sowie ein ausgezeichnetes Gehör. „Außerdem ganz wichtig“, so weiß er aus seinem Berufsalltag, „ist die Freude am Umgang mit den Kunden, auf die man ganz individuell eingehen muss“. So wie jedes Klavier ganz eigen ist, sind auch die Aufgaben des Klavierbauers spezifisch. „Jeder Tag ist dabei anders“, stellt der Dresdner fest. „Oft repariere ich Klaviere von Privatkunden, stimme Schulinstrumente oder nehme Aufträge von Konzerthäusern an.“
Besonders vor Veranstaltungen und in der Weihnachtszeit wird Robert gerufen; er muss also immer mobil sein. Häufig steht dabei das Stimmen der Instrumente im Vordergrund. Deren Konzeption mit anschließendem Bau gehört außerdem zu Robert Görmers Repertoire. All diese Arbeiten stehen dann unter dem Motto „Perfektion und Präzision“, denn ein Instrument, das falsch klingt, ist quasi wertlos. Hier die richtigen Töne zu finden, ist vor allem eine Übungs- und Erfahrungssache.
Um diese Praxis zu beherrschen, muss die Theorie stimmen. Bei der Ausbildung zum Klavier- und Cembalobauer wird den Azubis der theoretische Teil an der momentan einzigen Fachschule in Deutschland in Baden-Württemberg vermittelt. Dort können die angehenden Instrumentenbauer zweimal im Jahr sechs Wochen lang ihre Kenntnisse aufbauen und perfektionieren. Neben den allgemeinbildenden Fächern werden bei Akustikunterricht, Werkstoffkunde und technischem Zeichnen die berufsrelevanten Fähigkeiten geschult. Der elementare Bestandteil dieser Ausbildung ist außerdem die Werkstattpraxis, bei der die zukünftigen Fachmänner und -frauen auch mit exklusiven Werkstoffen in Berührung kommen können. Am Ende der praktischen und theoretischen Lehrzeit sind die Absolventen u. a. in der Lage, Tasten und andere Teile zu erneuern, Züge und Pedalen einzustellen, Hölzer und Oberflächen zu bearbeiten und natürlich die guten Stücke auf Hochglanz zu bringen. Dass dabei Geduld, Ausdauer und Freude am Handwerk unbedingt vorhanden sein müssen, liegt auf der Hand. Diese Fähigkeiten werden mit guten Berufsaussichten belohnt: Musikfachgeschäfte, Konzerthäuser und Instrumenten-Manufakturen sind immer auf der Suche nach Fachkräften. Robert Görmer fasst seinen Berufsweg so zusammen: „Ich würde nicht tauschen wollen“. Sogar das Polieren seiner klingenden Schützlinge macht ihm unheimlich Spaß. Dass dabei manchmal Geldstücke oder Erinnerungen aus vergangen Zeiten zwischen den Tasten auftauchen, macht die Sache nur noch spannender und verhilft hoffentlich zu guter Stimmung.
Text & Foto: Anne Hallbauer