Polizeikommissar (m/w/d)
Der Kommissar geht um
Ausbildung zum gehobenen Polizeidienst
Verbrecher jagen, Gaunern das Handwerk legen – wer auf diese Weise als Polizist sein Geld verdienen möchte, sollte vor allem eines: nicht alles glauben, was bei „Balko“, „Tatort“ oder „CSI“ über den Bildschirm flimmert. „Der Weg zum Kriminalbeamten ist hart und die Arbeit bei weitem nicht so aufregend, wie sie das Fernsehen darstellt“, sagt Yvonne Mattig. „Trotzdem“, so die Kriminalkommissarin aus Leipzig, „ist es ein anspruchsvoller und interessanter Beruf.“
Seit einem Jahr arbeitet die 29-Jährige bei der „K11“, wie das Mordkommissariat intern genannt wird. Mord – das klingt verdammt nach „Krimi“. Doch Yvonne klärt auf: „Wir bearbeiten nicht nur reine Morde, die sowieso eher selten sind. Meine elf Kollegen und ich sind für alle nichtnatürlichen Todesfälle verantwortlich. Das reicht von Suizid über fahrlässige Tötung bis zu Totschlag und schließlich Mord.“ Yvonne wird meist von der Schutzpolizei gerufen. „Die sind immer zuerst an einem Ereignisort und schalten uns dann bei Bedarf ein“, sagte die junge Frau. Im Schlepptau hat die K11 dann einen Rechtsmediziner, der bereits jetzt erste Untersuchungen an der toten Person vornimmt. Yvonne und ihr Team verschaffen sich derweil einen Überblick über die Situation. Oft werden dann auch Kriminaltechniker gerufen, die Foto- und Videoaufnahmen machen, Fingerabdrücke und Blutspuren sichern. Zeugen und Verdächtige vernehmen, logische Zusammenhänge herstellen. Das ist nur die eine Seite der Arbeit eines Kriminalkommissars. Die andere Seite heißt: Protokollieren. „Schreibtischarbeit ist wichtig, um ein vernünftiges Beweisverfahren zu führen. Aus allem was protokolliert wird, kann sich der Richter später leichter sein unabhängiges Urteil bilden“, erläutert Yvonne. Unabhängig müssen auch jederzeit die Kommissare sein und darum immer in beide Seiten ermitteln. „Also be- und entlastend für den Tatverdächtigen.“ Denn auf Biegen und Brechen einen Verdächtigen vor Gericht zu bringen, nur weil die Indizien gegen ihn sprechen, ist wenig professionell. „Am Ende werden Unschuldige verurteilt, wobei wir genau das verhindern sollen.“
Yvonne kam über ein Studium vom mittleren in den gehobenen Dienst. Wer zu diesem Studium an der Hochschule der Polizei in Rothenburg bei Görlitz zugelassen werden will, muss eine Mindestpunktzahl auf seiner Beurteilung stehen haben. Fünf von acht Punkten reichen theoretisch aus. Da sich aber viele Polizisten bewerben, geht meist unter der vollen Punktzahl gar nichts. Zusätzlich muss das erste Beförderungsamt erreicht sein. „Man muss also wenigstens Polizeiobermeister sein“, sagt Yvonne. Bei einer Zulassungsprüfung werden dann Allgemein- und polizeiliches Fachwissen abgefragt. Ist man unter den hundert Besten, darf man studieren.
Aber auch als Direkteinsteiger kann man in den gehobenen Dienst aufgenommen werden. Dann ist ein Abi oder Fachabi mit mindestens 2,5 Durchschnitt nötig. Auch diese Bewerber werden einem Leistungstest unterzogen, der außerdem einen schriftlichen Test enthält. Wer den besteht und bestimmte gesundheitliche und körperliche Voraussetzungen erfüllt, kann zum Studium zugelassen werden. Während der drei Jahre in Rothenburg lernen die zukünftigen Kommissare all die Theorie, die sie dann im „echten Leben“ für die Praxis brauchen: „Straf- und Strafverfahrensrecht beispielsweise. Dort lernt man, wie man mit dem Gesetzestext umgeht und wie man einen bestimmten Sachverhalt einordnen kann. Aber ebenso die eigenen Rechte als Polizeibeamter bei Durchsuchungen und Vernehmungen werden einem beigebracht“, zählt Yvonne nur einige Ausbildungsinhalte auf. Ein dreiviertel Jahr gehen die Studenten dann zum Praktikum in verschiedene Dienststellen, in denen sie verschiedene Bereiche durchlaufen. Nach einer Zwischenprüfung in der Mitte der Ausbildung folgt das Staatsexamen. Hat man dies bestanden, muss man sich intern auf offene Stellen bewerben. „Und die können durchaus einige Kilometer vom Heimatort weg sein. Auf einen Einsatz in der Nähe kann man sich also nicht verlassen“, so Yvonne, die Glück hatte, nach dem Studium zurück nach Leipzig zu können.
Übrigens: Im Jahr 2005 gab es in Leipzig 18 „Straftaten gegen das Leben“ – und nur sehr wenige waren echte Morde. „Mord ist ein schwerer Straftatbestand. Jemanden deswegen zu verurteilen, da müssen schon viele Voraussetzungen erfüllt sein. Und genau die recherchieren wir, dafür sind wir da“, so Yvonne.
Text & Foto: Daniel Große