Kosmetiker (m/w/d)
Wer schön sein will …
… muss bei Kosmetikerin Mandy Schröter nicht leiden!
Schminken, Nagelpflege, Fußmassage. Fertig. Der Nächste, bitte! So stellt sich ein Mann den Besuch in einem Kosmetiksalon vor. Genau so unbedarft kam ich zum Termin mit Mandy Schröter. Die 24-Jährige ist staatlich geprüfte Kosmetikerin, arbeitet bei „Vitabelle“ in der Leipziger August-Bebel-Straße und zeigte mir, wie vielfältig ihr Beruf ist.
Montag, 13 Uhr. Die Sonne brennt. Mein Auto hält – in der Leipziger Südvorstadt. In einem schicken, sanierten Gründerzeithaus befindet sich der Salon „Vitabelle“. Innen präsentiert sich das Geschäft ebenso einladend wie von außen. Begrünte Ruhezonen, ein Raum mit einer riesigen Matratze und ein Zimmer mit Liege gibt es beispielsweise.
Schon zu Beginn des Gespräches ist mir klar: Hier wird mehr für das Aussehen von Männern und Frauen getan, als ich glaubte. „Wir sind praktisch Dienstleister für Gesundheit, Wohlbefinden und Schönheit in einem“, erklärt Mandy. Dass dies nicht hochgestapelt ist, beweist ein kurzer Blick auf die Schulfächer, die sie während der zweijährigen Ausbildung hatte: „Anatomie, Dermatologie, Psychologie, Hygienelehre, Fußpflege, Handpflege und Kosmetik sind die Spezialfächer“, sagt Mandy. Dazu kamen noch die Basics, sprich Deutsch, Englisch, Mathe, Physik und Chemie. „Das war ganz schön anspruchsvoll und dadurch nie langweilig.“ Gelernt hat Mandy an der Bernd-Blindow-Schule in Leipzig. Dort wurden ihr sowohl Theorie als auch Praxis vermittelt. „Das gute dort war, dass sich die Lehrer für jeden einzelnen Schüler Zeit nehmen. Die setzen sich mit Dir hin und üben so lange, bis Du es kapiert hast“, erinnert sie sich. Innerhalb der Ausbildung gibt es noch ein halbjähriges Praktikum.
Eigentlich ist Mandy Einzelhandelskauffrau. „Aber ziemlich schnell merkte ich, dass ich mehr wollte. Vor allem die ganzheitliche Körperarbeit reizte mich“, erklärt Mandy. Und so massiert, epiliert, pedikürt und manikürt sie seit vergangenem Jahr. Nicht nur Frauen kommen zu ihr. Auch Männer finden zunehmend den Weg zur Kosmetikerin. „Trotzdem bleibt der Besuch in solch einem Salon ein Luxus, den sich nicht jeder gönnt“, glaubt Mandy.
Das Gehalt einer Kosmetikerin ist in etwa vergleichbar mit dem einer Friseurin – und damit nicht gerade üppig. Eine Studie der Hamburger Jobvermittler von personalmarkt.de stuft Friseurinnen und Kosmetikerinnen auf Platz zwei der „Flop-Jobs“ ein. Darunter liegen nur noch Kellnerinnen.
Von diesem Horror-Ergebnis sollte man sich aber nicht entmutigen lassen, meint Mandy. „Wer wirklich Spaß daran hat, anderen Leuten etwas Gutes zu tun, der wird in diesem Beruf auf jeden Fall glücklich“, sagt sie. Zudem gäbe es auch Salons, in denen man am Umsatz beteiligt wird.
Am schönsten ist laut Mandy, wenn ihre Kunden merken, dass sie in den besten Händen sind und sich ganz fallen lassen. „Gerade bei Rückenmassagen ist das sehr wichtig. Erst wenn eine Vertrauensbasis zum Kunden aufgebaut ist, können sie sich richtig entspannen. Und jeder Kunde merkt gerade dann, ob Du Deine Arbeit gern machst“, erzählt sie. Für den Besuch bei Mandy nehmen sich die meisten dann auch viel Zeit: Etwa anderthalb Stunden dauert eine Komplettbehandlung. „Danach fühlen sich alle frischer und jünger“, sagt sie.
Wenn abends der Salon schließt, geht es für Mandy meist zu Hause noch weiter – Freund Danny will schließlich auch gut versorgt werden. „An ihm kann ich besonders gut üben und er nimmt es mir nicht allzu krumm, wenn ich mal zu hart massiere“, schmunzelt sie.
Wer jetzt neugierig geworden ist, dem rät Mandy als erstes zu einem Praktikum. „Dort wird man ziemlich schnell merken, ob einem die Arbeit Spaß macht.“
Zu beachten ist, dass dieses Jahr der Beruf der Kosmetikerin voraussichtlich letztmalig von Berufsfachschulen ausgebildet werden darf.
Ab 2005 muss sich jeder Auszubildende erst einen Betrieb suchen. Die Lehre erfolgt dann dual, also theoretisch in der Berufsschule und praktisch im Lehrbetrieb.
Das gilt auch für Männer, die natürlich auch Kosmetiker lernen können.
Text & Fotos: Daniel Große