Kraftfahrzeugmechatroniker (m/w/d)
Macht über zwei Tonnen Metall
Kfz-Mechatroniker (m/w/d) können alle Arten von Fahrzeugen reparieren
Einige hunderttausend Kilometer liegen schon hinter dem grauen Fiat, den die rote Hebebühne gerade nach oben hievt. Die Bremsbeläge sind verschlissen, die Bremsscheiben setzen Rost an. Höchste Zeit, dass sich Sebastian Thoss und seine Kollegen der Plauener A.T.U.-Werkstatt daran machen, diese Teile auszutauschen. Sebastian bedient mit einem unscheinbaren Schalter das Kraftpaket Hebebühne, um anderthalb Tonnen Autogewicht aufwärts zu bewegen.
Der 16-Jährige absolviert hier ein Praktikum und möchte bald eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker beginnen. „Das ist schon lange mein Traumberuf. Ich interessiere mich sehr für Autos“, schwärmt Sebastian. Das kommt nicht von ungefähr. Sein Vater besitzt eine Autowerkstatt, in der der Schüler schon früh mit dem fahrbaren Untersatz in Berührung kam. Jetzt hat Sebastian die Bremsscheiben abgebaut und bearbeitet sie im Schraubstock. Mit Feile und Drahtbürste entfernt er den Rost. Zum Rot seiner Arbeits-Latzhose bilden die schwarzen Hände einen starken Kontrast. Doch das stört den Zehntklässler nicht: „Mit etwas Seife sind sie schnell wieder sauber.“ Als unangenehmer empfindet er es schon, Gesundheitsschäden zu riskieren: „In der Werkstatt atmet man Staub und Lackdämpfe ein. Viele bekommen außerdem irgendwann Rückenprobleme.“ Nicht nur deshalb gilt der Beruf Kfz-Mechatroniker (m/w/d) als Männerdomäne. Sebastian betont jedoch, dass Frauen der Weg in den Beruf genauso frei steht und man in einigen Werkstätten auch Mädels antrifft.
Sebastian ersetzt die Bremsbeläge – sie sind ziemlich abgenutzt. Nicht immer ist die Diagnose so einfach wie in diesem Fall. „Viele Kunden kommen in die Werkstatt, wenn sie feststellen, dass es irgendwo am Auto klappert“, erzählt Sebastian. Dann beginnt die Fehlersuche: Dazu geht der Mechatroniker systematisch vor oder macht eine Probefahrt. Immer wichtiger wird auch der Einsatz des Diagnosegeräts.
Oliver Franz, der Sebastian Thoss bei A.T.U. anleitet, erklärt: „Wir brauchen den Tester, weil immer mehr Elektronik im Auto steckt. Darin findet man einen Fehler nicht mehr so leicht.“ Aus diesem Grund ist die Kfz-Ausbildung 2003 gründlich überarbeitet worden. Seitdem gibt es keine Trennung zwischen Mechaniker und Elektriker mehr. Ein Mechatroniker muss sich sowohl mit Bauteilen als auch mit elektrischen und elektronischen Systemen wie ABS und ESP auskennen, um ein modernes Auto reparieren zu können.
Klar, dass man beim Umgang mit so komplexen Maschinen nicht ohne gute Mathe- und Physikkenntnisse auskommt. In ihrer Ausbildung lernen Mechatroniker zum Beispiel Formeln fürs Drehmoment, gehen den Aufbau eines Motors durch oder konstruieren selbst Antriebsmodelle. Für Sebastian kein Problem: „Die technischen Fächer mag ich in der Schule sowieso am liebsten.“
Mechatroniker sind in der Lage, Teile zu verkabeln, etwa Nebelleuchten oder Einparksensoren. Sie beraten ihren Kunden, was an seinem Fahrzeug getan werden sollte. Oder sie geben Tipps, wie man neue Schäden vermeidet.
Der Fiat mit den Bremsproblemen ist inzwischen repariert. Die Radkappen wieder aufgesteckt, und die Hebebühne fährt abwärts. Das bedeutet für Sebastian: Schnell saubermachen und dann – Feierabend. Für ihn wird es in wenigen Wochen ernst: „Hauptsache, ich finde eine Lehrstelle.“ Mit dem Fachwissen, das er bereits besitzt, stehen die Chancen gut.
Für später hat er sich bereits Ziele gesetzt. „Die Meister-Weiterbildung möchte ich auf jeden Fall versuchen. Das ist halt der Gipfel“, sagt Sebastian. Und dann berichtet er noch von einem Traum: einmal bei der Rallye Dakar mitzufahren. Als Mechaniker, versteht sich.
Text & Fotos: Thomas Sachs