Küchenfachberater, -planer (m/w/d)
In Zukunft in der Küche
Küchenfachberater füllen Wohnräume mit technischem Know-how
Ein automatischer Herd, der als Input nur die Zutaten und das Rezept benötigt und ein Kühlschrank mit Internetanschluss – sieht so die Küche der Zukunft aus?
Roland Baer (im Foto) arbeitet als Küchenfachberater bei Ikea. Bald merke ich, dass die Frage falsch gestellt war. Denn abgesehen von den technischen Raffinessen ist die Küche an sich der Raum der Zukunft. Küche liegt im Trend. „Früher war sie schmal und abgetrennt vom Wohnen. Man schloss die Tür, weil es dort nach Essen roch“, sagt Roland Baer. „Heute wird die Küche immer offener, mit Bar- und Tresenlösungen. Sie rückt in den Mittelpunkt des Familienlebens. Für viele ist sie sogar zum Statussymbol geworden.“
Und während wir uns in der hochglänzenden, modernen Musterküche über den Energieverbrauch von Kühlschränken unterhalten, dreht sich ein Kunde spielerisch mit dem Barhocker an einem großen, quadratischen Tisch, dessen Arbeitsplatte gegenüber dem eingebauten Induktionsherd wie für ein gemeinsames Essen eingedeckt ist. Er sagt zu seiner Freundin: „Schau mal, hier kannste sitzen, kannste kochen und arbeiten und Filme anschauen auch.“ Gemeinsames Kochen und Essen in WGs und unter Freunden liegt im Trend und hat der Küche zu neuem Ansehen verholfen. Und nun kommen noch unsere kleinen, mobilen Geräte dazu, dank derer wir überall in der Wohnung mit Freunden telefonieren oder chatten, fernsehen und Filme anschauen können. Warum nicht in der gemütlichen Küche? Es liegt offenbar in unseren Genen, dass wir uns abends gern am Feuer versammeln. Und enden die besten Partys nicht immer in der Küche?
Küchenfachberater ist ein Beruf der Zukunft. Man kann ihn aber nicht lernen, jedenfalls nicht an einer Berufsschule. Roland Baer ist Einzelhandelskaufmann. Nach dem Abitur war er bei der Bundeswehr und begann anschließend seine Ausbildung bei Ikea. Er spezialisierte sich auf Küchen. Bei ihm war es eher zufällig, dass der Küchenbereich seine Stammabteilung wurde. Wenn du dich in einem Möbelhaus bewirbst, solltest du den Wunsch, Küchenfachberater zu werden, beim Einstellungsgespräch äußern. Oder du bewirbst dich gleich bei einem Küchen-Anbieter.
„Ein bisschen Mathematik sollte man beherrschen“, sagt Roland. „Räumliches Vorstellungsvermögen ist vorteilhaft. Und korrektes Arbeiten natürlich. Die Kunden kommen mit ihrem Grundriss. Damit kann man dann am Computer die Küche simulieren. Heute Morgen war ein Paar da, die wussten nicht, wo die Wasser- und Gasanschlüsse in ihrer neuen Wohnung sind. Ich habe sie erst einmal nach Hause geschickt, damit sie Fotos machen. Damit sind sie dann wiedergekommen.“ Für die Beratung und den Verkauf am Nachmittag brauchte Roland anderthalb Stunden. Aber gerade diese intensive Arbeit mit seinen Kunden liebt er. „Man sollte offen sein und zugänglich für verschiedene Menschen und ihre Lebenswelten und gut zuhören können. Jeder hat andere Prioritäten. Darauf muss ich eingehen. Manchmal kommen Leute mit dem Grundriss eines Hauses, das noch gar nicht steht. Aber die Küche ist ihnen so wichtig, dass der Bauplan dafür noch einmal geändert wird. Das wird dann ein sehr intensives Verhältnis. Die kommen auch mehrmals.“
Küchenfachberater in Küchenstudios, in denen die Möbel und Geräte verschiedener Hersteller angeboten werden, beraten auch über Trends und Preis-Leistungs-Verhältnisse. Sie sollten darüber hinaus in der Lage sein, dem Kunden zu helfen, die Küche sinnvoll zu gestalten. Sie ist ja nicht nur Wohlfühl- sondern eben vor allem Arbeitsraum. Und die Arbeit soll Spaß machen. Dazu zählt zum Beispiel, dass die Utensilien und Lebensmittel in der Nähe der Arbeitsplatte aufbewahrt werden können oder dass die Gäste nicht umständlich einer Dunstabzugshaube ausweichen müssen, wenn sie zum Essplatz gehen.
Seit sieben Jahren berät Roland jetzt beim Küchenkauf. Dazu gehört ebenso die Zusammenarbeit mit den Monteuren, die später beim Kunden die Küche aufbauen werden. Sie müssen von ihm genaue Stücklisten und Pläne an die Hand bekommen. Inzwischen ist Roland als Teamassistent die rechte Hand des Teamleiters. Siebzehn Mitarbeiter zählt die Küchenabteilung. Roland beschäftigt sich deshalb auch mit Umsatzzahlen und Einsatzplänen. Und er hilft jüngeren Kollegen. „Ungefähr zwei Jahre Erfahrung in der Beratung und im Verkauf brauchen sie, um Top-Küchenspezialisten zu sein“, erklärt er.
Text & Foto oben: Kathrin Schrader | Foto unten: Inter IKEA Systems B.V. 2014 (06192 9399999)