Landwirt (m/w/d)
Eine Kuh macht Muh, viele Kühe machen Mühe …
Landwirtin Petra ist Chefin vom Karig-Hof
Rindviecher sind ihr Metier, denn Petra Karig ist Landwirtin. 20 Jahre jung, bewirtschaftet sie bereits einen eigenen Hof. Familiär geht es dort zu, denn ohne Hilfe klappt es nicht. Und auch ihre 19 Kühe haben eigene Namen. Petra kennt sie alle – auch die kleinen Befindlichkeiten ihrer Milchkühe. „Marlene ist besonders misstrauisch, wenn Fremde in den Stall kommen. Auch die anderen Kühe sind vorsichtig. Aber wenn es Futter gibt, kommen sie sofort.“ Petra Karig verteilt einen Eimer Schrot, dann schiebt sie die schwere Stalltür wieder zu. Die junge Landwirtin sieht auf den ersten Blick, ob alles in Ordnung ist. Schließlich ist Petra die „Chefin“ auf dem Karig-Bauernhof im kleinen Vogtlanddorf Limbach.
Karig-Hof – das klingt anerkennend für die alleinverantwortliche Arbeit der jungen Bäuerin. Die Privatbauernwirtschaft wurde erst 2001 von Petras Vater Manfred speziell für sie erworben. „Es war ein Glücksfall, denn es ist schwierig, Flächen zu erwerben. Auf dem Hof gab es keinen Nachfolger. Die Besitzerin wollte aber nur mit Kühen und Feldern verkaufen“, erklärt der Vater und setzt stolz hinzu: „Und Petra macht ihre Sache sehr gut.“ Der erfahrene Landwirt und Wiedereinrichter holte nach der Wende den Familienhof mit Land, Tieren und Wald wieder in Privateigentum zurück. Insgesamt bewirtschaftet die Familie in Netzschkau und Limbach rund 140 Hektar. Die Tochter hat ihren Berufsabschluss per Elternlehre erworben. Das heißt, beim praktischen Teil der Ausbildung war der Vater der Lehrmeister, den theoretischen Teil absolvierte sie gemeinsam mit anderen Azubis in der Berufsschule. Erfolgreich. Petra schaffte ihren Abschluss mit der Note 1,0 und wurde für die Begabtenförderung 2003 bestätigt. Nun folgt auch Petras jüngerer Bruder Martin ihrem Beispiel und lernt im väterlichen Betrieb, den er dann später übernehmen soll.
Mit dem eigenen Hof wartet immer ein umfangreicher Arbeitstag auf Petra. Im Winter heißt es 5.30 Uhr aufstehen und Kühe melken. Einen geregelten Feierabend gibt es nicht. Manchmal bleibt abends etwas Zeit für Petras Hobby. Sie gestaltet gern Gestecke und Gebinde mit Blumen und Pflanzen. Im Sommer arbeitet die junge Frau oft bis es dunkel wird auf den Feldern. Und das, obwohl gerade im Sommer bereits um 4.30 Uhr geweckt wird, um die Kühe von der Weide zu holen. Petra stört sich nicht daran: „Das sind die schönsten Momente, wenn Morgentau auf den Wiesen liegt und die Sonne aufgeht. Dann weiß ich, dass ich den richtigen Beruf habe.“
Obwohl Petra auf einem Bauernhof aufwuchs, wollte sie nicht immer Bäuerin werden. Ihre Freunde warnten: Willst du da versauern? Da hast du nie Feierabend oder Urlaub! Daher wollte Petra zuerst Gärtnerin oder Floristin werden, mit geregelter Arbeitszeit. Dass sie es doch mit der Landwirtschaft probierte, führte anfangs zu Dreien auf dem Zeugnis. Doch schon im 2. Lehrjahr wuchs die Motivation und im 3. hatte sie nur noch Einsen. „Ich merkte, dass es für den Hof wichtig war, zu wissen, wie man Einnahmen und Ausgaben oder Futtermengen berechnet, wie man Traktor mit Hänger fährt, Futter anbaut, erntet und siliert und welche chemischen Vorgänge ablaufen“, sagt sie heute. „Es war plötzlich interessant, wie Kühe künstlich befruchtet werden oder wie man beim Kalben hilft.“
Vielleicht hilft es, wenn man weiß, wofür man lernt, z.B. für den eigenen Hof. Denn von ihren Mitschülern gaben einige schon im 1. Lehrjahr auf, weil sie falsche Vorstellungen hatten. Wer Pferde streicheln will oder Haustier-Ersatz sucht, ist als Landwirt fehl am Platze. Die Tiere sind Nutztiere. Und so hat auch Petra – trotz Namensgebung und täglichem Kontakt – kein wirklich persönliches Verhältnis zu ihren Kühen.
Ohne Unterstützung käme Petra allerdings nicht zurecht. Die erhält sie nicht nur von Eltern und Bruder, sondern auch von ihrem Verlobten Sebastian Pätzold. Der 21-Jährige ist Kfz-Lackierer und nun – quasi nebenbei – auch ein Stück weit Landwirt. „Früher hatte ich nichts mit Landwirtschaft am Hut. Es macht aber Spaß mit Petra zu arbeiten“, erklärt Sebastian lachend. „Melken kann ich inzwischen.“ Im Sommer wollen die beiden heiraten. In der Limbacher Dorfkirche. Eine richtige Bauernhochzeit soll es werden – mit Festzelt, Polterabend und vor allem mit vielen Gästen. Doch statt der Hochzeitsreise stehen Um- und Ausbau des Hofes auf dem Programm. Die Stallanlagen müssen erneuert werden. Und so drängeln sich derzeit Marlene und ihre Kolleginnen vor den nächsten Urlaub.
Text & Fotos: Brigitte Pfüller