Lebensmitteltechnologe (m/w/d) Studium
Nudeln ohne Fehl und Tadel
Lebensmitteltechnologen entwickeln Nahrungsmittel und schützen ihre Qualität
Die gute Nachricht zuerst: Deine Lieblingsnudeln sind in Sicherheit. Die schlechte: Auf dem Weg sind sie vielen Gefahren ausgesetzt. Das fängt mit den Ackergiften an, mit denen das Getreide behandelt wird, setzt sich über Schimmelpilze im Mehl fort und endet noch nicht bei den Bakterien, die am Hemd des Nudel-Bäckers kleben könnten. In der Lebensmittelbranche tummeln sich Betrüger, die hochwertige Produkte mit minderwertigen Stoffen verfälschen. Die Zeitungen sind voller Skandale über solcherart Fälschungen.
Viel zu selten wird über die berichtet, die permanent an sauberen, ehrlichen Nahrungsmitteln arbeiten, die Lebensmitteltechnologen. Vielleicht hast Du am Ende dieses Artikels Lust, ein Food-Defender – ein Begriff aus der Fachsprache – wie Nino Beisler zu werden, und diesen Beruf dual oder direkt zu studieren.

Der Nudel-Zoo from allover the world. Die Sandmännchen wurden tatsächlich in Waren produziert. Long ago.
Nirgendwo auf der Welt werden Lebensmittel so streng geprüft wie in Europa. Die Grenzwerte für toxische Stoffe werden sehr niedrig gehalten. Aber da ist diese ehrgeizige Lebensmitteltechnologin in der Einkaufsabteilung einer großen Super-Markt-Kette, der das nicht ausreicht. Sie möchte den Grenzwert eines besonders in Verruf geratenen Ackergifts, Glyphosat, in ihrem Markt unterbieten. Wenn es ihr gelingt, wird die Marketing-Abteilung eine entsprechende Werbekampagne starten. Sie telefoniert mit verschiedenen Pasta-Produzenten und erkundigt sich, wie es denn grenzwertmäßig mit den Rohstoffen aussieht. Irgendwann ist sie mit Nino Beisler verbunden, einem Kollegen, der bei Möwe Teigwaren in Waren/Müritz als Qualitätsmanager arbeitet. Er kann ihr zusichern, dass die Mehle, mit denen seine Firma arbeitet, deutlich unter dem Grenzwert mit Glyphosat belastet sind. Als Beweis sendet er ihr die letzten Laborergebnisse des Instituts, das die Proben sämtlicher Rohstoffe einmal im Quartal auf Rückstände und Verfälschungen prüft. 40-50 Menschen produzieren bei Möwe in Waren/Müritz im Drei-Schicht-System täglich maximal 60 Tonnen Nudeln aller Größen und Sorten. Matrizen heißen die Teile der Maschine, die bestimmen, ob am Ende Buchstaben, kleine Bären, Elche oder Spirelli aus der Maschine fallen.
Ninos Arbeit braucht Hand und Fuß. Das heißt, er ist viel im Betrieb unterwegs. Auf Kontrollgängen prüft er, ob die Waren korrekt etikettiert sind, nimmt Abstriche an der Kleidung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und sogar an Gully-Deckeln, um sie auf bakterielle Verunreinigungen prüfen zu lassen. In seiner kleinen Laborküche werden außerdem alle Tages-Produkte zum Test gekocht, bevor sie das Werk verlassen. Nino und eine Laborantin begutachten Aussehen, Geruch und Geschmack und das Verhalten der Nudel beim Kochen. Auch die Verpackung wird geprüft. Anschließend werden die Ergebnisse dokumentiert.
Ninos Büro mit Labor ist das Herzstück des Betriebes. Der Qualitätsmanager kommuniziert mit Lieferanten und Kunden, mit den Mitarbeitern der Produktion, der Verwaltung und mit der Geschäftsleitung. Als Lebensmitteltechnologe tüftelt Nino auch gern an neuen Produkten. Gerade experimentiert er mit Trüffelpulver. „An der Laboranlage zu stehen und etwas Neues auszuprobieren, macht schon Spaß.“ Zusammen mit einer Praktikantin, die gerade in Neubrandenburg Lebensmitteltechnologie studiert, an derselben Hochschule, an der Nino seinen Bachelor und Master abgelegt hat, hat er ein neues Produkt entwickelt. Die Vollkorn-Pasta mit Weizenkleie enthält weniger Kohlenhydrate als Standardnudeln.
Ein Studium der Lebensmitteltechnologie qualifiziert für die Entwicklung neuer Lebensmittel-Produkte, denn an der Hochschule lernen die Studierenden alles über die Zusammensetzung der Lebensmittel, die Reaktion der Bestandteile miteinander, ihren Nährwert für den menschlichen Organismus und vieles mehr. Wer Lust hat, sich vertieft mit Aromen- und Duftstoffen zu beschäftigen, findet auch dafür die entsprechenden Module, ebenso im Bereich Marketing.
An seiner Arbeit mag Nino die Vielseitigkeit und den täglichen Zuwachs an Wissen. Natürlich muss er sich über neue Bestimmungen und Gesetze auf dem Laufenden halten. Er muss die Ergebnisse der Kontrollen sorgfältig dokumentieren und darf keine vergessen. Möwe Teigwaren ist nach dem International Food Standard (IFS) zertifiziert. Das heißt, dass auch Ninos Arbeit jährlich überprüft wird. Auch diese Prüfungen muss er vorbereiten und organisieren. Eine Menge Verantwortung trägt der 26-Jährige in der Firma, in der er von Beginn an seine Ausbildung gemacht hat, gleich nach dem Abitur. Denn er hat dual studiert. „Das war optimal für mich. So habe ich eine Ausbildung und einen Hochschulabschluss. Außerdem fand ich toll, das Gelernte dann in den Praxissemestern im Betrieb in der Anwendung zu erfahren.“ Seinen Master in Lebensmittel- und Bioprodukt-Technologie hat er gleich im Anschluss an den Bachelor absolviert. „Die Hochschule hat international einen guten Ruf“, erzählt Nino. „Von den Partner-Unis kommen Studierende von überall her nach Neubrandenburg, insbesondere zum Master-Studium.“
Nino hat selbst auch schon an seiner alten Hochschule unterrichtet. In der Lehre kann er sich seine Zukunft vorstellen, in ein paar Jahren vielleicht. „Einen Doktor würde ich schon noch gern machen“, sagt er.
Aber jetzt muss er los. Heute muss die Temperatursonde des Trockners mit einem geeichten Thermometer abgeglichen werden.
Text & Fotos: Kathrin Schrader