Lichtdesigner (m/w/d)
Zaubert spektakuläre Drohnenshows an den Himmel: Lichtdesigner Jens Hillenkötter

Lichtdesigner Jens Hillenkötter mit einer seiner Drohnen in der Hand; im Hintergrund ist die Multimediadrohnenshow an der illuminierten Burg Giebichenstein mit 250 Drohnen, die gerade einen Trabbi visualisieren, zu sehen; Fotos: Vordergrund: Nocturne Drone Shows, Hintergrund: Staatskanzlei Sachsen-Anhalt – Thomas Meinicke
Jens Hillenkötter, Sie sind von Beruf Creative Producer und Lichtdesigner. Sie erschaffen unter anderem professionelle Drohnen-Shows für Live-Entertainment, Firmen-Events und Marketing-Aktionen. Sie zeichnen maßgeblich mitverantwortlich für einige vielbeachtete, einmalige Major-Events wie die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking. Sie haben die Welttournee von Coldplay und von Jennifer Lopez mit begleitet und sie haben es ins Guinnessbuch der Rekorde mit den meisten aufeinanderfolgenden Drohnenflugformationen geschafft. Beeindruckend! Ihr letzter großer Coup war die Multimedia-Drohnenshow als Abschluss der diesjährigen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober auf der Burg Giebichenstein in Halle.
Was haben Sie sich für dieses besondere Event einfallen lassen, was gab es zu bestaunen, was haben Sie an den Himmel gezaubert?
Für den Abschluss der Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in Halle an der Saale habe ich eine Multimedia-Drohnenshow kreiert, bei der neben Drohnen auch Licht und Video eingesetzt wurden. Der inhaltliche Kontext wie zum Beispiel einige Szenen der Einheit wurden mit Hochleistungs-Videoprojektoren an die Mauern der Burg Giebichenstein geworfen. Die Drohnen formierten sich zur Unterstützung der Videoinhalte zu verschiedenen Motiven wie Trabbi, fallendes Mauerelement oder Brandenburger Tor.

Szenen der Show zur diesjährigen Einheitsfeier an der Burg Giebichenstein; die Drohnen formieren sich wie von Geisterhand dirigiert immer wieder zu neuen Motiven, ganz nach der Choreographie von Jens Hillenkötter; Fotos: Staatskanzlei Sachsen-Anhalt – Thomas Meinicke
Welche Aufgaben gehörten dabei speziell zu Ihrem Part als Lichtdesigner?
Als Lichtdesigner gestalte ich für jede Szene der Show den visuellen Rahmen. Das fängt mit einer Skizze an, geht über modernste 3D-Visualisierung bis hin zu Lichttests, um die richtigen Lampen für eine Show auszuwählen. Dabei stehe ich die ganze Zeit mit meinen Auftraggebern, Künstlern und der technischen Produktion im Austausch, um gemeinsam die beste Lösung zu finden.
Wie gehen Sie an die Umsetzung solch eines Events heran?
Am Anfang steht immer das Briefing, bei dem die Aufgabenstellung an mich definiert wird. Das fällt von Show zu Show sehr unterschiedlich aus, hängt aber auch von der Art der Produktion ab. Manchmal lässt man mir komplett freie Hand, manchmal gibt es spezielle Anforderungen vor allem im Bereich der Produktpräsentationen, dem ja bereits eine Strategie zugrunde liegt. Als nächstes skizziere ich meine Ideen und dann schauen wir gemeinsam, was umsetzbar ist und ob es in die richtige Richtung geht.
Welche Herausforderungen galt es zu meistern?
Die größte Herausforderung war sicherlich die anspruchsvolle Location, die viele gestalterische und logistische Besonderheiten aufwies. Aber auch durch die sich stetig ändernde Corona-Situation gab es in allen Bereichen bis zum Schluss eine gewisse Dynamik.
Welche Technik wurde benötigt?
Neben den Drohnen wurden viele Architekturlampen und Skybeamer eingesetzt, für die es im Vorfeld eigens einen Lichttest gab, um herauszufinden, welche Lampen am besten auf meine Anforderungen passen. Aber neben der sichtbaren Technik gibt es auch viel Drumherum, das für den Betrachter auf Anhieb nicht ersichtlich ist wie Lichtsteuerungen, Medienserver, Regiewagen, Funktechnik und kilometerlange Glasfaserleitungen.
Wie lang ist der planerische Vorlauf?
Bei einem Projekt dieser Größenordnung braucht man mindestens ein halbes Jahr Planungszeit.
Wie haben Sie sich Ihr berufliches Know-how angeeignet, welche Ausbildung(en) haben Sie absolviert?
Ich habe 1997 eine Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik in Berlin begonnen und bin so in die Veranstaltungstechnik gekommen. Im Jahr 2006 folgte dann der Meister für Veranstaltungstechnik in Köln. Das war erstmal ein guter Einstieg, hat aber nur im Ansatz mit meiner heutigen Tätigkeit als Producer und Lichtdesigner zu tun. Das meiste Know-how kommt aus der Erfahrung der letzten 20 Jahre auf internationalen Produktionen.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf am meisten?
Mir gefallen die immer neuen Herausforderungen. Ich liebe es, Menschen, Marken und Ereignisse zu inszenieren. Jede Show hat ihre Besonderheiten und ich kann mich kreativ voll entfalten. Am meisten mag ich es, das Zusammenspiel aller Elemente einer Show zu dirigieren und damit einzigartige Momente zu schaffen.
So ein Drohnen-Lichtspektakel ist doch sicher keine Ein-Mann-Show. Wie viele Leute gehören zum Team und welche Berufe vertreten sie?
Wie viele Teammitglieder an einer Show insgesamt beteiligt sind, hängt von der Größe und Komplexität der Show ab. In der Regel umfasst mein direktes Team 5-10 Personen. Darunter sind Eventmanager, Programmierer, Drohnenpiloten und Techniker mit verschiedenen Spezialgebieten. Auf einer Produktion können aber ganz schnell über 100 Personen beteiligt sein.
Was machen die Piloten?
Die Drohnenpiloten stellen sicher, dass alle Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden, starten und überwachen die Show bis zur Landung der Drohnen, halten die Kommunikation und informieren Regie, Behörden, Flugsicherung, Wetterdienst, etc. Der Bereich, in dem wir uns mit den Drohnen bewegen, ist so speziell, dass es noch keine direkte Qualifikation dafür gibt. Aber alle unsere Piloten haben einen Drohnenführerschein und langjährige Erfahrung mit professionellen Drohnensystemen im Industriebereich. Gesteuert und überwacht werden die Drohnen vom Pilot in Command und dem Co-Piloten von einer zentralen Stelle, in unserem Fall einem eigens umgebauten schwarzen Van mit vielen Antennen, dessen Innenleben an das eines Flughafentowers erinnert.
Mal einen Blick die Zukunft gewagt: Werden Drohnen-Shows irgendwann die herkömmlichen Feuerwerke ablösen?
Ich denke in Europa mittelfristig schon. Das spiegeln auch die vielen Anfragen für unsere Drohnen als Alternative für herkömmliche Feuerwerke wider.
Drohnen werden stetig weiterentwickelt. Welche Kunststücke werden sie uns in 5 Jahren zeigen?
Die Drohnentechnik entwickelt sich rasch weiter und auch wir entwickeln ständig neue Spezialeffekte. Aber woran wir genau arbeiten, kann ich noch nicht verraten.
Und an welchem Projekt arbeiten Sie gerade?
Momentan arbeite ich an verschiedenen Projekten im In- und Ausland, muss allerdings Stillschweigen bewahren. Nur so viel, es wird wieder spektakulär …
Wir freuen uns darauf! Danke für das Interview!
Lichtdesigner*innen entwickeln Lichtkonzepte für Shows und Veranstaltungen, Gebäude, Räume, Bühnen. Sie planen den Einsatz entsprechender Technik, richten diese ein und bedienen sie.