Maschinen- und Anlagenführer (m/w/d)
Frauen, die sich trauen
Der Maschinen- & Anlagenführer ist auch weiblich
Der neue Lehrberuf der Metall- und Elektrobranche, der Maschinen- und Anlagenführer, erscheint auf den ersten Blick nicht wirklich weiblich. Auch wenn man das obligatorische „-in“ noch anhängt. Er „riecht“ trotzdem nach Öl, schmutzigen Händen und komplizierter Technik, eben was für Jungs. Doch das täuscht. Denn es gibt nicht wenige Unternehmen, die sich gerade für diesen Job weibliche Bewerber – oder besser Bewerberinnen – wünschen.
Dazu gehört auch die Hitachi Automotive Systems Europe GmbH in Roßwein bei Döbeln. Die sächsische Tochterfirma des japanischen Hitachi-Konzerns baut in Sachsen leistungsfähige Benzindirekteinspritzpumpen für Autos, u.a. für Volkswagen. Beim Blick in die Produktionsräume wird sofort mit dem ersten Vorurteil aufgeräumt: Einen schmutzigen Arbeitsplatz, den hat hier niemand. Die Mitarbeiter bei Hitachi sind im Reinraum tätig und dazu von Kopf bis Fuß weiß eingekleidet. Denn die empfindlichen Einspritzpumpen verlangen höchste Sauberkeit. Sie entstehen aus kleinsten Teilen, die in immer wiederkehrenden Arbeitstakten zusammenfügt werden. Ein Job, der Ausdauer und Fingerspitzengefühl erfordert.
„Jungs bauen gern um und reparieren. Weibliche Fachkräfte sind bei gleichbleibenden Tätigkeiten schneller und besser. Sie müssen dafür nicht allerbeste Zensuren haben. Aber sie sollten gern arbeiten und Spaß daran haben, sich in einem Team zu bewähren“, bestätigt das Automobilzuliefer-Unternehmen, das bereits jetzt mehr weibliche als männliche Beschäftigte hat und sich auch künftig Mädchen für den neuen Lehrberuf wünscht. Doch viele Mädchen trauen sich nicht. Das ist nichts für uns, denken sie.
Eine, die sich getraut hat, ist Franziska Otto. Die 18-Jährige beginnt im September 2006 ihr zweites Lehrjahr bei Hitachi in Roßwein. „Ich war neugierig und wollte wissen, was dahinter steckt“, sagt sie. „Ich mag den Beruf und finde ihn nicht langweilig. Man lernt verschiedene Maschinen kennen und bekommt beigebracht, wie sie zu bedienen sind, arbeitet mit anderen Menschen zusammen und trägt Verantwortung“, meint die junge Frau. „Wer sich für diesen Beruf interessiert, sollte sich gern bewegen, die meiste Arbeit wird im Stehen ausgeführt“, verrät sie. Für feine Modepuppen mit lackierten Fingernägeln sei es nicht der richtige Job. Eines ist noch wichtig: Ein paar Englischkenntnisse und den Willen, diese Sprache noch besser zu lernen, den sollte man mitbringen. Denn in Roßwein wird aufgrund der japanischen Mutterfirma viel Englisch gesprochen und geschrieben – das ist sicher wesentlich einfacher, als japanisch zu lernen. Der japanische Mischkonzern – „Hitachi“ heißt wörtlich übersetzt „Sonnenaufgang“ – wurde 1910 gegründet und liegt nach eigenen Angaben an Platz 22 der weltweit größten Unternehmen.
Die sächsische Hitachi-Tochter in Roßwein ist im vergangenen Jahr im Rahmen der Fachkräfteinitiative Sachsen und in Zusammenarbeit mit dem Ausbildungsring der Metall- und Elektroindustrie Sachsen (ARIMES) in die Lehrlingsausbildung eingestiegen. Durch diese Partner erhält das Unternehmen in vielen Fragen Unterstützung. Das beginnt bei der Information und der Suche nach den richtigen Auszubildenden, bei Vertragsabschlüssen – die Lehrlinge haben einen Vertrag mit ARIMES – oder auch bei der Berufsschule. Dadurch kann sich das Unternehmen besser auf die praktische Seite der Ausbildung konzentrieren, was dem späteren Einsatz der Facharbeiter zugutekommt. Seit 1997 schloss ARIMES 2.000 Ausbildungsverhältnisse ab.
Text: Brigitte Pfüller; Foto: Wolfgang Schmidt